Neun

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Ich konnte diese Nacht nicht Schlafen. Zu viele Gedanken hielten mich wach. Der Gedanke an Tom hielt mich wach. Schweigend lag ich in der Hängematte, die durch den Wellengang, gleichmäßig hin und her schaukelte.

Ich seufzte, schloss die Augen. Ich musste endlich schlafen.

Plötzlich hörte ich Schritte. Da kam jemand die Treppe hinunter. Ich verkrampfte mich, stellte mich schlafen. Jemand stand neben mir, ich spürte den Blick.

"Lucia?" Paul! Ich schlug die Augen auf. Paul stand vor mir. "Komm, wir hauen ab." Bitte? "Was? Aber wie?" Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. "Die schlafen alle. Los komm. Das ist unsere einzige Chance." Ein paar weitere Leute kamen die Treppe runter. "Was ist jetzt mit ihr? Ich hab dir doch gesagt, sie gehört nicht zu uns." "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!", sagte Paul angespannt. "Los, komm Lucia.", flehte Paul schon fast.

Wiederwillig stand ich auf. Mitkommen wollte ich noch immer nicht und das lag an Tom. Paul zog mich hinter sich her, die Treppe hoch und an Deck.

Hilfesuchend guckte ich mich um. Paul hatte mich losgelassen, stand nun an der Reling. Ich guckte ins Wasser. Dort war ein kleines Boot. Oh nein, ich wollte nicht. Ich guckte mich wieder um. Irgendwo müsste doch hier irgendeiner sein. Es würde doch so aussehen, als hätte ich mitgemacht, als sei es meine Idee gewesen.

Und dann machte ich etwas unüberlegtes. Ich schrie. Paul drehte sich fassungslos zu mir um. "Was soll das Lucia?", brachte Paul heraus und dann erwachte das Schiff und wir waren umzingelt von Piraten.

Einer kam auf mich zu. "Ihr wolltet abhauen?" Was nein?! Genau das wollte ich doch verhindern! Es war nicht meine Idee! Ich bekam keinen Ton heraus. "Miststück!" Und dann wurde ich von einem kräftigen Schlag zu Boden geworfen. Kurz darauf ertönte ein Knall und der, der mich geschlagen hatte ging zu Boden. Blut verließ seinen Körper.

Ich guckte nach oben. Was war passiert. Tom war passiert. Er hatte seine Pistole immer noch auf den leblosen Körper gerichtet. "Sie hatte nichts gemacht, sondern um Hilfe geschrien. Du hast einen Fehler gemacht." Kommentierte er das Ganze und steckte seine Pistole weg. "Sperrt die Gefangenen wieder unter Deck!" "Ei!"

Ich lag immer noch auf dem Boden. "Was sollte das Lucia? Ich dachte du wärst eine von den Guten.", schrie Paul mich an, der von zwei Männern gepackt und in Richtung Treppe gebracht wurde. Er währte sich, doch war nicht stark genug.

Ich wurde plötzlich von hinten hochgezogen. "Na los, zurück an die Arbeit!", schrie Tom. Er hatte mich hochgezogen. "Komm.", sagt er leise. Ich folgte ihm. Neben der Treppe gab es eine kleine Tür. Ich hatte sie bis jetzt nicht bemerkt. Tom öffnete diese und ging schweigend hinein. Ich war unsicher ob ich ihm wirklich folgen konnte, doch nach kurzem zögern ging auch ich durch die Tür.

Wir waren in einem großen Raum, mit einem richtigen Bett, einem Schrank und einem gedeckten Tisch.

"Iss ruhig.", sagte Tom leise. Ich guckte ihn fragend an. "Oder willst du nicht?", fragte er mich unsicher. Unsicher setzte ich mich auf einen Stuhl, nahm mir ein Stück aus der großen Mitte vom Tisch. Tom guckte mir dabei nur schweigend an.

Eine Weile aß ich schweigend, bis mir die Stille irgendwann zu erdrückend wurde. "Gehört das hier alles dir?" Tom legte den Kopf etwas schief, dann aber sagte er. "Man hat ein paar Vorteile, wenn man der Sohn des Captain ist." Das nahm ich mal als ein 'ja'. Ich nickte leicht, nahm den letzten Bissen.

Tom guckte mich eine Weile lang nur an, stand einfach nur mitten im Raum. Ich guckte ihn auch nur schweigend an. "Ich will mir deine Hand angucken.", sagte er dann leise, kam auf mich zu und kniete sich vor mich hin. Vorsichtig nahm er meine Hand in seine Hände. Er drehte sie vorsichtig. "Kannst du sie bewegen?" Ich bewegte sie etwas, es tat weh, doch wenigstens konnte ich sie bewegen. Trotzdem verzog ich das Gesicht etwas. "Gut. Wenn wir das nächste mal an Land gehen muss sich das jemand angucken. Ich habe davon nicht so eine Ahnung, ei?" Ich nickte. Er legte meine Hand zurück. "Dann werde ich jetzt Paul einen Besuch abstatten..." Ruckartig drehte er sich um, griff nach seiner Pistole. Er kontrollierte gerade seine Munition. "Tom.", sagte ich leise. Er drehte sich sofort zu mir um. "Bitte nicht.", flehte ich ihn an. "Warum nicht?" Er zog eine Augenbraue nach oben. "Weil...weil...weil ich ihn mag, er ist mein Freund.", sagte ich leise, stand dabei auf. Tom fing an zu grinsen. Oh nein! Er würde Paul doch jetzt nicht extra verletzten, damit er gleichzeitig mir auch noch weh tun könnte. Aber dann würde ich doch jetzt nicht hier sitzen, sondern wieder in meiner Zelle sein.

"Und warum bist du dann hier geblieben, hast um Hilfe geschrien?" Ich schluckte schwer. Tom kam immer näher auf mich zu. "Ich...ich hab Höhenangst." "Lucia, man soll nicht lügen.", sagte Tom böse. Jetzt standen wir nur noch Zentimeter voneinander entfernt. "Warum bist du hier geblieben?", wiederholte er seine Frage. Und dann rutschte es mir einfach so raus. "Wegen dir, dich...dich mag ich mehr.", flüsterte ich. Ich wusste das er es verstand.

"Ich werde Paul nicht töten.", sagte er leise und drehte sich um, steckte seine Pistole weg. "Du kannst erst mal hier bleiben." Ich nickte, Tom nahm es war und verließ das Zimmer.

Logbuch einer SchiffbrüchigenWhere stories live. Discover now