Vierundzwanzig

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„Jack?"

Ich kniete mich auf den Holzboden vor die Zelle. „Lucia, oh Gott. Du lebst." Ich nickte wild. „Ja, aber was machst du denn hier?" Ich konnte es noch immer nicht glauben. Das war Jack der hier vor mir saß. „Du warst auf einmal weg. Dein Vater und ich wir waren krank vor Sorge und..." Ich hörte Schritte auf der Treppe, schnell stand ich auf und zog mein Schwert. Ein Pirat kam die Treppe hinunter gelaufen und ich durchbohrte ihn mit meinem Schwert. Jack schrie auf. „Lucia, was tust du denn da?" Ich drehte mich wieder zu Jack um. „Sei Still. Ich hol dich jetzt erstmal hier raus." Mit meiner Pistole schoss ich das Schloss auf. Ich öffnete die quietschende Tür und zog Jack auf die Beine. „Komm." Jack war etwas größer als ich und stützte sich mit seiner ganzen Kraft auf mir ab. Es kostete mich echt viel Kraft nicht zusammenzubrechen. „Komm, die Treppe hoch."

Ich zog ihn an Deck, meine Pistole in einer Hand. An Deck war immer noch der Teufel los. Überall lagen tote Menschen, es roch nach Blut, Salz und Schießpulver. Und nach Tod. Suchend guckte ich mich nach Tom um. Ich fand ihn auf der Sharifa, auf Deck. Ich zog Jack zur Reling. „Los darüber." Ich zeigte auf die Sharifa. „Aber das sind Piraten." „Jetzt mach schon." Ich schubste ihn und er stolperte nach vorne. Dann kletterte er auf das andere Schiff und ich folgte ihm kurz danach. „Tom.", schrie ich und er drehte sich sofort zu mir um. „Lucia, was." Er hielt inne, als er Jack neben mir sah. Tom drehte sich um und lief zum Steuermann. Kurzerhand hatten wir Abstand zwischen die Moonima und uns gebracht. Wir hatten den Angriff mehr oder weniger abgebrochen. Die restlichen Piraten der Moonima, die sich noch auf unserem Schiff befanden sperrten wir unter Deck in die Zellen.

Tom kam aufgeregt auf mich zu. „Lucia, geht es dir gut?" Ich nickte und lächelte ihn an. „In den Zellen habe ich Jack gefunden.", meinte ich und guckte neben mich. Jack jedoch hatte sich ängstlich hinter meinem Rücken versteckt. „Bill.",korrigierte mich Tom. Ich rollte mit den Augen. „Wie auch immer." Jack oder auch Bill kam hinter meinem Rücken hervor. „Lucia, was geht hier vor?" „Es ist alles gut. Du bist jetzt in Sicherheit.", versuchte ich ihn zu beruhigen. Jack zitterte am ganzen Körper. „Aber wie? Wir sind auf einem Piratenschiff?!" Ich seufzte. „Ich erklär es dir, aber nicht jetzt." Ich schaute zu Tom, der uns nur stumm beobachtete. „Er braucht neue Kleider und was zu essen, vielleicht ein Bad."
Plötzlich hörte ich Gelächter. Tom, wie er aus ganzem Hals lachte. „Du spinnst wohl, Lucia." Tom griff nach Jacks Arm und zog ihn zu sich. „Ich sperr ihn unter Deck in eine Zelle." WAS? „Tom, das ist nicht dein Ernst?" Ich nahm die andere Hand von Jack, der mich hilfesuchend ansah. „Mein vollkommener Ernst. Ich. Kenne. Ihn. Schließlich. Nicht!" Tom zog an Jacks Arm. Ich hatte Mühe dagegenzuhalten. „Aber ich. Tom, hör mir zu. Ich habe ihn auf der Moonima in einer Zelle gefunden, total verängstigt. Ich kenne Jack. Er ist eine so liebe und nette Person. Du kannst ihn doch jetzt nicht schon wieder einsperren. Vor allem mit den Piraten, die ihn eingesperrt haben." Tom riss mir Jack aus den Armen, der nur verängstigt meinen Namen schrie. „Und wie ich das kann. Wie gesagt. Ich kenne ihn nicht!" Mit diesen Worten zog er Jack weiter von mir weg. Er schrie immer wieder meinen Namen. „Jack, keine Angst. Ich werde das klären!" Tom warf mir einen bösen Blick zu, dann zog er Jack die Treppe hinunter.

Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Natürlich kannte er Jack nicht, woher denn auch? Aber er kennt mich. Und mir hätte er vertrauen müssen! Ja, das hätte er wirklich. Er kann doch jetzt nicht Jack zu den Leuten sperren, die ihn vorher auch eingesperrt hatten. Das geht doch nicht. Tom kam wieder die Treppe hoch an Deck. „Sag mal du spinnst wohl!", schrie ich ihn an und zog ihn an der Kleidung in sein Zimmer. Er schubste mich grob von sich weg. „Was denn?" Tom zog eine Augenbraue hoch. „Warum vertraust du mir nicht?", schrie ich ihn an. Er kam einen Schritt auf mich zu. „Lucia, dir vertraue ich, aber ihm nicht." Er machte eine kurze Pause. „Ich kenne ihn nicht." Ja, ich weiß. Du wiederholst dich! Ich stöhnte. „Ich hab ihn nicht zu den andern gesperrt sondern eine einzelne Zelle gegeben." Wenigstens etwas. „Aber mehr werde ich erstmal nicht für ihn tun." Stur. Tom war so stur. Aber ich musste mich damit zufrieden geben. „Darf ich ihn den wenigstens besuchen?" Tom nickte. „Natürlich." Kurzerhand verließ ich das Zimmer und machte mich auf den Weg zu den Zellen.

Ich stolperte die vielen Treppen hinunter und fand mich dann in der tiefsten Ebene des Schiffes wieder. Hier lagen die Zellen. Ich ging an den ganzen Zellen vorbei, gefüllt mit den Piraten der Moonima. Ganz hinten in der Ecke stand Jack. Er hatte die Arme um seinen Körper geschlungen und zitterte immer noch. Tom hatte ihn in die gleiche Zelle gesperrt wie mich damals. Ich lief auf diese zu und setzte mich auf den Holzbalken, vor der Zelle, so wie Tom damals.

„Jack." Jack guckte mich mit glasigen Augen an. Ich hatte ihn noch nie so fertig gesehen. Ich sprang von dem Holzbalken und lief auf ein Fass zu, verstaute darin die mitgenommenen Vorräte der Moonima. Ein Stück Brot ließ ich über und gab es Jack. Dann setzte ich mich wieder zurück auf den Holzbalken.

Jack nahm das Brot dankend an und biss sofort hinein. Ich guckte ihm zu, bis er aufgegessen hatte. „Wie bist du denn auf das Schiff gekommen?", fragte ich Jack, als er fertig war. „Du warst auf einmal weg, dein Vater und ich wir waren krank vor Sorge. Dann habe ich beschlossen dich suchen zu gehen. Ich habe mich auf ein Schiff geschmuggelt.", meinte Jack und fing an zu schluchzen. „Aber wir wurden überfallen. Von Piraten. Sie haben mich entdeckt und mich in die Zelle gesperrt, mich für sie arbeiten lassen." Jack weinte. „Lucia, es war so schlimm. Sie haben mich geschlagen und wollten mir Gliedmaßen abschneiden." Jack zeigte mir einige Schnitte an seinem Arm. Oh Gott. „Keine Sorge, Jack, das wird dir hier nicht passieren." Jack weinte immer noch. „Und warum sitze ich dann hier schon wider in einer Zelle. Ihr habt doch das gleiche vor!" Ich riss die Augen auf.

„Was nein. Jack. Das war Tom. Er vertraut dir nicht und ist nunmal..." wie sollte ich es am besten sagen. „Eigen.", beendete ich meinen Satz. „Und du hörst auf ihn?", fragte mich Jack. Ja, dass muss ich. Er hat ja das Kommando. Ich seufzte. „Jack, hör zu. Ich werde mit ihm reden. Ich vertraue dir. Ich werde dich hier aus der Zelle heraus holen.", versprach ich ihm.

Jack wischte sich mit der Hand durchs Gesicht und weinte.

„Bitte Lucia. Ich will einfach wieder nach Hause."

Logbuch einer SchiffbrüchigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt