Achtundzwanzig

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"Es ist schon ein paar Jahre her.", begann Bill zu erzählen. Wollte ich das wirklich wissen? Sollte mir Toms Lebensgeschichte eine völlig fremde Person erzählen? Ich meine, Bill kennt Tom doch gar nicht, oder? Die beiden müssen sich doch das letzt mal gesehen haben, als sie noch ganz klein waren. Sonst wüsste Tom doch wie sein Bruder aussah und hätte nicht das Orakel aufgesucht.

Ich hörte Bill gar nicht mehr zu. Trotzdem rief ich plötzlich: "Stopp!" Bill hielt inne. "Du hast kein Recht das zu erzählen und ich will es nicht hören." Bill lachte wieder auf. "Was du willst ist mir egal, Lucia. Ich will es." "Tja, wir kriegen nun mal nicht immer das was wir wollen.", giftete ich ihn an und begriff erst jetzt, dass ich mir damit ein Eigentor geschossen hatte. Bill lachte. "Ei. Also wo war ich stehen geblieben. Ach ja." Er guckte mich böse an. "Tom."

Ich guckte weg. Mein Blick viel auf den Tisch auf dem die Schwerter lagen. Er war nur wenige Meter von uns entfernt. Wenn ich es schaffen würde...
Ich überlegte nicht lange sondern schlug um mich und hatte somit den Überraschungsmoment auf meiner Seite, denn Bill hatte damit nicht gerechnet. Er taumelte zurück und machte somit den Weg zum Tisch frei. Ich lief los und griff nach dem Schwert, wurde jedoch am Fußgelenk gepackt und viel der Länge nach nach vorne. Bill war nun über mir, doch so schnell würde ich nicht aufgeben. Ich trat um mich und versuchte ihn so von mir runter zu bekommen. Es funktionierte! Ich sprang auf und griff nach dem Schwert. Meine Hand klammerte sich um den Griff des Schwertes, so als sei es meine letzte Rettung, was ja auch irgendwo stimmte.

Mit einer schnellen Bewegung drehte ich mich um und richtete das Schwert auf Bill, der nun vor mir stand. Ich wusste nicht dass er so nah bei mir stand. Das Schwert durchschnitt beim umdrehen die Kleidung von Bill, zumindest das was noch davon übrig war. Die Fetzen fielen zu Boden.

Bill stand nun mit nacktem Oberkörper vor mir, doch alles was ich sehen konnte waren seine Augen. In ihnen funkelte die blanke Wut. "Autsch.", war alles was er sagte. "Und nun? Ich habe dich schonmal besiegt, was sagt dir, dass ich das nicht noch einmal machen werde?" Jetzt musste ich lachen und hob das Schwert. Ich führte es unter das Kinn von Bill und hob es an. " Das stimmt. Aber du hast mich nicht getötet und du wirst es wieder nicht tun." Ich lächelte Bill an.

Plötzlich viel mein Blick nach unten. Auf Bills Oberkörper war eine einzelne Narbe. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Die gleiche Narbe hatte Tom! Sie sah genau gleich aus. Aber wie konnte das sein?

Ich war unaufmerksam, denn plötzlich wurde mir das Schwert aus der Hand gerissen und viel zu Boden. Bill hatte es an der Klinge angefasst und blutete nun stark, doch das schien ihn nicht zu stören. Stattdessen lief er durch den Raum, auf das Fenster zu. "Keine Sorge, Lucia, ich komme wieder. Und dann hol ich mir meinen Bruder." Dann sprang er durch das geschlossene Fenster in die Nacht.

Schnell lief ich zum Fenster und guckte nach unten, doch ich sah nur Schwärze. Alles war dunkel und Bill war weg.

Ich höhere ein Stöhnen. Blitzschnell drehte ich mich um. "Tom!" Mit schnellen Schritten lief ich auf ihn zu. "Oh mein Gott, Tom, geht es dir gut." Ich kniete mich neben ihn und versuchte ihm auf zu helfen. Schwer atmend setzte er sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Holzwand. "Bisschen Kopfschmerzen.", nuschelte er und verzog schmerzhaft das Gesicht.

Ich setzte mich neben ihn und lehnet mich an seine Schulter. "Was für ein anstrengender Tag.", lachte ich. Tom guckte einmal durch das verwüstete Zimmer. Auch er musste leise lachen. "Ei."

"Wo ist eigentlich Bill?", fragte Tom leise. "Weg.", beantwortete ich seine Frage. "Er ist aus dem Fenster gesprungen." Tom neben mir bewegte sich und wollte aufstehen, doch ich hielt ihn auf. "Es ist zu dunkel, Tom, man kann nichts erkennen." Daraufhin ließ sich Tom wieder nach hinten sinken und stöhnte noch einmal vor Schmerz auf.

"Bevor er gegangen ist hat er noch etwas gesagt. Er meinte er würde wiederkommen um dich zu holen." Tom zog einmal scharf die Luft ein um sie danach wieder aus seinen Lungen zu pusten. "Was meint er damit?" Ich guckte Tom an. Er schüttelte jedoch nur den Kopf. "Nicht jetzt." Also wusste er was sein Bruder von ihm wollte?! "Als ich Bill ansah..." Tom unterbrach mich. "Lucia, bitte hör auf mir fragen zu stellen." "Warum?" "Weil ich sie dir nicht beantworten werde und ich möchte dich nicht anlügen." Ich schluckte. Vertraut er mir denn gar nicht? Doch alles was ich sagte war: "Okay."

Die restliche Nacht hatten wir damit verbracht das Zimmer aufzuräumen, denn an schlafen war nicht mehr zu denken. Zu Sonnenaufgang verließen Tom und ich das Zimmer um uns auf den Weg unter Deck zu machen. Tom hatte mich gefragt was mit den anderen Gefangenen Piraten war, ob es eine Meuterei gab. Ich musste zugeben, dass ich daran noch nicht gedacht hatte. Was hätte Bill aufhalten sollen auch die anderen Gefangenen zu befreien. Doch es gab keine Meuterei. Auf Deck sah es aus wie immer.

Wir gingen die letzte Treppe hinunter zu den Zellen. Das einzige was ich sagen konnte war: "Oh Gott." Die Zellen waren voll mit Bergen an Leichen. Kein einziger der Piraten lebe noch. Sie waren alle tot. "Bill hat sie alle umgebracht.", sagte Tom und trat dichter an die Zellen heran. Alles war voller Blut.

"Davon habe ich schon mal gehört.", berichtete Tom, "die Moonima lässt schwache Piraten hinrichten. Und diese hier waren schwach, weil sie sich gefangen nehmen lassen haben." Ich schluckte. "Aber warum?" Tom guckte mich an.

"Weil nur die Starken überleben."
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Hey,
ja ich bin wieder da! Tut mir leid wegen der langen Pause, aber ich hatte wirklich sehr viel zu tun. Ab jetzt wird aber wieder öfter ein Kapitel kommen.
Ich freue mich immer über Feedback.
Was glaubt ihr? Was hat es mit der Narbe auf sich und was hat Bill vor? Ich bin gespannt.

Juju

Logbuch einer SchiffbrüchigenWhere stories live. Discover now