Dreizehn

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"Ein Orakel?" Verwirrt verzog ich das Gesicht. "Ei.", bestätigte Tom mir. Das Schiff verließ gerade wieder den Harfen. "Aber wofür?" Tom grinste mich an, sagte aber nichts. Stattdessen drehte er sich um und lief in Richtung Treppe. "Tom?" Ich lief ihm hinterher. Er öffnete die Tür neben der Treppe und deutete mir an ihm zu folgen. Ich betrat das Zimmer und schloss hinter mir die Tür.

"Hast du es?" Verwirrt schaute ihn ihn an. Er verdrehte die Augen. "Das Buch." Oh. Ich zog das Buch aus meiner Hose. Tom musterte mich währenddessen. "Interessantes Versteck.", kommentierte er das ganze. Ich grinste ihn an.
"Ich habe auch ein paar geschrieben.", sagte er dann, drehte sich um, ging zu einem Schrank, öffnete diesen und zog mehrere Bücher hinaus. Ich musterte eins von Ihnen. Es hatte einen dunklen Einband und wurde auch mit einem Band zusammengehalten. Ich öffnete es vorsichtig. Die Seiten waren alle ausgefüllt. Ich erkannte eine fein säuberliche Handschrift. Lesen wollte ich es nicht. Es ist privat.
"Seitdem ich lesen und schreiben kann notiere ich alles in diesem Buch. Es ist wirklich praktisch." Ich nickte und gab ihm das Buch zurück. "Vielleicht solltest du das auch machen." Das wäre gar keine so schlechte Idee. Ich könnte all meine Erlebnisse hier an Deck aufschreiben und wer weiß vielleicht würde es auch irgendwann mal jemand lesen. Ich nickte also. "Ich hab Feder und Tinte hier." Er zeigte in seinen Schrank. "Gut, dann werde ich mich mal an die Arbeit machen."

Tom hatte mich kurze Zeit später allein in seinem Zimmer gelassen. Er hatte gesagt er müsse heute Abend Wache halten, da in letzter Zeit zu viel Unruhe auf dem Schiff herrschte. Ich hatte mich also daran gemacht mein Buch zu schreiben. Ein Logbuch, wie mir Tom erklärte. Und ich schrieb wirklich alles auf von dem Tag wo ich noch bei meinem Vater war und zum Markt gegangen bin bis heute. Ich nahm mir vor jeden Tag Logbuch zu schreiben. Als ich fertig war schloss ich das Buch und verstaute Tinte und Feder wieder im Schrank.

Ich wusste nicht wirklich etwas mit mir anzustellen, deswegen beschloss ich zu Tom zu gehen. Ich öffnete also die Tür und schloss sie wieder leise. Die Sonne war schon untergegangen und über mir war nur der Sternenhimmel. "Wunderschön.", flüsterte ich leise. Ich hielt Ausschau nach Tom, ging einmal nach vorne zur Reling. Ich guckte nach unten. Unter dem Schiff tobte die See. Es war ein schönes Geräusch. Doch Tom sah ich nicht. Er konnte doch nicht einfach verschwinden!

Ich drehte mich einmal um und guckte über das Schiff. Da war er! Ich hatte es bis jetzt noch nicht gesehen, aber über der Treppe die nach unten führte war eine Art Podest, dort wo das Steuerrad war und hinter diesem Steuerrad stand Tom. Ich lief langsam zum Fuß der Treppe und guckte zu ihm hoch. Sein Blick war in die Ferne gerichtet eine Hand hatte er am Steuer in der anderen hielt er einen Kompass. Seine Kleider flatterten im Wind.

Langsam stieg ich die Treppe hoch. Sein Blick viel sofort auf mich. "Was machst du hier. Ich dachte du würdest schlafen." Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Ich wollte sehen wo du bist." Tom nickte, guckte wieder auf seinen Kompass, dann in die Sterne und drehte das Steuer ein wenig. "Ich wusste gar nicht, dass du ein Schiff steuern kannst.", sagte ich neugierig und stellte mich neben ihn. "Seitdem ich denken kann lebe ich auf diesem Schiff. Mein Vater hat mir alles beigebracht." Ich nickte und guckte in die Ferne, dann drehte ich mich um zum gehen. "Komm ich zeig's dir." Schnell drehte ich mich wieder um. "Wirklich?" Tom nickte, nahm mich an der Hand und schon stand ich hinterm Steuer. Ich umfasste das große Steuerrad mit meinen Händen, Tom stellte sich hinter mich, so dass ich seine Brust in meinem Rücken spüren konnte. Seine Hände legte er auf meine.

"Siehst du den Stern da?" Er zeigte nach oben in den Nachthimmel. Dort leuchtete ein einzelner Stern. Ich nickte. "Dort ist Norden.", erklärte Tom weiter. Und wir wollen ja in den Norden, erinnerte ich mich. "Mit dem Kompass hast du es etwas genauer.", sagte er dann weiter, zog den Kompass aus seiner Tasche und öffnete ihn. Die Nadel zeigte etwas in den Nordosten. Automatisch legte Tom den Kompass vor uns hin, legte seine Hand wieder auf meine und drehte das Rad etwas nach links, bis die Kompassnadel wieder in den Norden zeigte. Ich lachte. "Das ist ja gar nicht so schwer!" Ich hörte Tom auch hinter mir lachen. Seine Brust vibrierte an meinem Rücken. "Nein. Nicht wirklich."

Tom trat hinter mir weg, so dass ich platzt machen konnte. Ich überließ ihm wieder seinen Platz am Steuer. "Du musst mir noch mehr zeigen, Tom." Er guckte mich an. "Du willst also wirklich von einem Piraten lernen?" Ich schwieg. "Das ist der beste Weg selber einer zu werden." Und? War das denn so schlimm? Ich habe heute geklaut, schreibe sogar schon ein Schiffstagebuch und eben hat mir Tom gezeigt wie man ein Schiff steuert. Ich fühle mich nicht schlecht. Komischerweise geht es mir besser als jemals zu vor.

"Ei.", sagte ich also. "Ich will alles von dir lernen." Tom musterte mich interessiert, dann lächelte er und auch ich musste Lächeln, denn nun war mir eines klar geworden.
"Ich habe mich für eine Seite entschieden."

Logbuch einer SchiffbrüchigenWhere stories live. Discover now