13. Kapitel: RÜCKKEHR NACH ANDERGAST

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Xarngromm und Flaviminius kämpften sich gemeinsam mit Wilhelm und Walter durch das dichte Unterholz des Waldes. Wenn sie sich nicht irrten musste irgendwo vor ihnen die alte Eiche sein, von der der Räuber Gersfried geredet hatte.

Sie waren jetzt schon über drei Stunden marschiert, aber noch kam der beschriebene Ort nicht in Sicht. Weder eine große Eiche noch eine Felsformation zwischen denen sie hätte Wurzeln schlagen können. Jetzt hätten sie Beorn gut gebrauchen können. Er verstand zumindest ein wenig von dem Leben in der Wildnis und konnte dementsprechend auch Spuren lesen.

Xarngromm hatte es versucht und war auch fündig geworden. Gute zwei Stunden waren sie den Fußspuren gefolgt, doch dann verloren sie sich. Sie mussten einen Bach kreuzen. Auf der einen Seite waren sie noch da, auf der anderen fehlten sie. Sie hatten sogar das Ufer entlang des Baches auf beiden Seiten abgesucht, nach kurzer Zeit aber festgestellt, dass dies wohl zwecklos war. Der Boden war an vielen Stellen felsig, sodass ein Fußabdruck nicht zu erkennen gewesen wäre.

Also waren sie einfach in die beschriebene Richtung weitermarschiert. Flaviminius hatte sich andauernd über die Umstände beschwert und angekündigt den ganzen Wald zu roden, sollte er ihm gehören. Das war zwar nicht zu erwarten, aber der Gedanke verschaffte ihm Befriedigung.

Die zahlreichen Insekten, die zwischen den Stämmen und auch um sie herum schwirrten nervten ihn schon seit sie den Wald betreten haben. Vor allem die Mücken waren lästig, sodass er sie sich sogar schon einmal mithilfe eines modifizierten Fulminictus vom Hals schaffen musste. Der Zauber war darauf ausgelegt winzigen Lebewesen im Umkreis von einigen Schritt jegliches Leben zu rauben.

Als die Insekten nicht einmal eine Minute später wiederkamen, musste er sich die Zwecklosigkeit seines Versuches die Insekten loszuwerden eingestehen.

Xarngromm hatte weniger Probleme. Er bahnte ihnen, nun da sie den Spuren nicht mehr folgten, einen Weg durch das Unterholz und schlug Zweige, Sträucher und Farne beiseite. Die Insekten verschonten aber auch ihn nicht und das ohrenbetäubende Zirpen der Grillen um sie herum trug ebenfalls nicht zu seiner Beruhigung bei. Nicht selten stieß er den einen oder anderen zwergischen Fluch aus.

Für sie alle kam erschwerend hinzu, dass die Nacht mittlerweile über sie hereingebrochen war. Der Mond war von Wolken verhangen und spendete nur wenig Licht, das das Blätterdach über ihnen nicht durchdringen konnte. So musste sich Flaviminius mit magischem Licht behelfen. Bis zum nächsten Tag hatten sie mit dem Aufbruch nicht warten wollen. Je eher sie den Stein wieder in den Händen hielten, desto besser.

Aber noch lag er irgendwo sicher in seinem Versteck, von dem es weiterhin keine Spur gab. Xarngromm hatte sogar schon vorgeschlagen, auf einen Baum zu klettern und sich so einen Überblick aus den Baumwipfeln heraus zu verschaffen. Doch war keiner von ihnen ein besonders guter Kletterer. Wilhelm hatte es zwar schließlich probiert, doch hatte er nicht einmal die Hälfte des Stammes erklimmen können, bevor er abrutschte.

Je weiter sie liefen, desto mehr Zweifel keimten in ihnen auf, dass sie am richtigen Ort waren. Vielleicht hatten sie, seit sie den Spuren nicht mehr folgen, unbewusst die Richtung geändert und es nicht gemerkt. In einem dunklen Wald war es gar nicht so einfach, die Orientierung zu behalten.

Jeder Stamm war im Schatten der Nacht gleich und das Blätterdach verhinderte eine Orientierung an den Sternen. Zudem war der Boden uneben und nicht selten kreuzten plötzliche Erdspalten ihren Weg, die sie umgehen mussten.

Flaviminius wollte gerade schon zu einer weiteren Schimpftirade ausholen, als er plötzlich etwas in der Dunkelheit erkannte. Einige Glühwürmchen schwirrten vor ihnen umher. Jedes einzelne dieser Lichter zu schwach um überhaupt ein wenig Licht zu spenden, doch ihre unfassbare Menge erlaubte es, zumindest etwas zu sehen. Vor ihnen erhoben sich einige Findlinge in den Himmel. War dies etwa die Felsformation, von der der Räuber gesprochen hatte?

Die Legenden von Ni'Uan - Die Rückkehr der DruidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt