11. Kapitel: JAGD

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Xarngromm schreckte hoch. Um ihn herum herrschte Düsternis. Er streckte seine Hand aus, um die Axt zu greifen. Angrosch sei dank befand sie sich direkt neben ihm.

Fahles Mondlicht leuchtete die Umgebung aus. Zusätzlich prasselte das Lagerfeuer fröhlich vor sich hin und spendete Wärme und Licht. Einer der Gardisten – ob Wilhelm oder Walter vermochte Xarngromm nicht sagen – saß davor und hatte den Blick aufmerksam in die Ferne gerichtet. Die anderen schliefen wohl noch. Doch es ertönte das Rascheln von Decken, so als ob sie sich hin und her wälzten. Ihr Schlaf musste unruhig sein.

Genauso wie sein Schlaf. Was hatte er da geträumt? Dunkle Gestalten hatten sie umzingelt und bedroht. Xarngromm schüttelte sich. Jetzt sah auch der Gardist zu ihm herüber. Xarngromm nickte ihm zu. Dann erhob er sich um sich zu strecken. Schlafen konnte er sicherlich nicht mehr, nach der Nacht. Zudem war der Morgen nicht mehr fern, also konnte er sich auch die Beine vertreten. Und seine Axt kreisen lassen.

Seine Gedanken drifteten zu dem Traum zurück. Es war wie ein böses Omen. Durchzogen von Dunkelheit und Hass. Er erinnerte sich, dass er etwas hatte zerschlagen wollen. Auch jetzt war ihm immer noch danach. Die Erinnerungen an das im Traum Erlebte waren seltsam real. Die Gefühle hatten sich mehr als sonst auf die Realität übertragen. Und das gefiel Xarngromm ganz und gar nicht.

Nachdem er einige Zeit seinen Gedanken nachgehangen hatte, erwachten auch die anderen einer nach dem anderen. Müdigkeit war ihnen ins Gesicht geschrieben. Dazu kam ein seltsamer Ausdruck, den er nicht zu deuten vermochte.

Xarngromm beendete sein Auf und Ab und begab sich zu dem Gardisten ans Feuer. Als er näher kam erkannte er, dass es sich bei ihm um Wilhelm handelte. Flaviminius hatte sich inzwischen auch aufgesetzt und blickte sich um.

"Bei den Zwölfgöttern, was für ein merkwürdiger Traum", murmelte er leise vor sich hin. Aber nicht leise genug, dass Xarngromm es nicht hören konnte. "Merkwürdig, merkwürdig. Ihr also auch?" Es lag wenig Erstaunen in Xarngromms Frage.

"Was Ihr nicht sagt", kam die prompt die Antwort. Auch Flaviminius waren Xarngromms Worte nicht entgangen. "Da waren seltsame schwarze Gestalten."

"In meinem Traum ebenfalls. Ihr wart auch da. Und Venaria, Beorn und Alriego. Wir standen im Kreis und keiner von uns vermochte sich zu bewegen. Bei Angrosch, ich habe es versucht und versucht, aber es war mir nicht möglich. Auch wenn es nur ein Traum war, das lasse ich nicht mir anstellen."

"Ihr sprecht mir aus der Seele", entgegnete Flaviminius. "Ich hatte genau dieselben Erlebnisse. Exakt so, wie Ihr es beschrieben habt. Praios stehe uns bei. Solche Träume verheißen niemals etwas Gutes."

"Wie Recht Ihr da habt." Beorn war jetzt auch vollständig erwacht und beteiligte sich am Gespräch. "Im Übrigen hatte ich ebenfalls diesen Traum. Venaria, Alriego, was ist mit euch?"

Die beiden rieben sich noch den Schlaf aus den Augen, während das Lagerfeuer wieder stärker aufflammte. Walter hatte Holz nachgelegt. Schließlich gaben sie aber bekannt, dass auch sie dasselbe wie alle anderen geträumt hatten.

Sari und Wilhelm schliefen friedlich weiter, doch beschloss Flaviminius die beiden zu wecken um sie ebenfalls zum Traum zu befragten. Es waren einige Anstrengungen vonnöten um vor allem Sari zu wecken, die tief und fest wie ein Stein schlief. Es musste für sie die erste Nacht seit einer kleinen Ewigkeit sein, in der sie halbwegs in Sicherheit schlafen konnte ohne die Räuber fürchten zu müssen.

Flaviminius bedauerte es, ihr ihren Schlaf zu rauben und Venaria hatte versucht ihn davon abzubringen, allerdings ohne Erfolg.

Schließlich war auch Sari wach und das Gespräch wurde fortgesetzt. Es stellte sich heraus, dass sowohl Sari, als auch die beiden Gardisten keine Ahnung von dem Traum hatten und friedlich geschlafen hatten. Möglicherweise hatten sie ihn vielleicht sogar geträumt, aber wieder vergessen. Das jedoch erschien den Versammelten unwahrscheinlich. Flaviminius argumentierte, dass es doch schon seltsam wäre, dass fünf der acht Versammelten den Traum in bester und schrecklichster Erinnerung hätten und die drei anderen einfach so weiterschliefen.

Die Legenden von Ni'Uan - Die Rückkehr der DruidenWhere stories live. Discover now