12. Kapitel: VERHÖR

15 2 1
                                    

Gerade als Flaviminius den Befehl zum Aufbruch geben wollte, vernahm er ein Rascheln. Es kam aus dem Wald. Irgendetwas bewegte sich dort. Vielleicht hatten sie ja doch noch Glück und die zwei verbliebenen Räuber kehrten zurück. Flaviminius lauschte weiter. Tatsächlich näherte sich das Rascheln und er konnte Zweige knacken hören.

Mit einer Geste seiner Hand winkte er Xarngromm und seine beiden Gardisten herbei. Auch sie lauschten nun und spähten in die Richtung, aus der das Rascheln ertönte.

Es dauerte gar nicht lange, bis der Wind nicht nur das Knacken von Zweigen und das Rascheln von Laub herbeitrug, sondern auch leise Stimmen. Sie unterhielten sich über das Wetter. "...wird bald regnen...", war eine der Stimmen zu vernehmen. Xarngromm warf einen kurzen Blick in den Himmel. Dort zeigte sich zurzeit nicht eine Wolke. Dann wandte er sich wieder dem Wald zu.

"Wir sollten uns verbergen", flüsterte Flaviminius. Wenn es die Räuber sind, die dort vorne kommen und sie uns sehen, werden sie womöglich flüchten. Ich will ihnen nicht noch einmal hinterher. Und wenn sie gewarnt sind, wird es schwieriger ihnen nochmals aufzulauern."

"Ganz Recht", erklang Xarngromms ebenfalls geflüsterte Zustimmung. "Wir könnten uns hinter den Zelten verbergen. Dann sehen sie uns nicht gleich." "Gute Idee. Also los", gab Flaviminius den Befehl an Walter und Wilhelm weiter.

Möglichst leise bezogen sie ihre Positionen hinter den Zelten. Flaviminius konnte nur hoffen, dass sie nicht zu sehen waren. Die toten Räuber hatten sie zuvor schon aus dem Lager geschafft. Alles andere hatten sie so gelassen, wie sie es vorgefunden hatten. Dann würde weniger Verdacht aufkommen, hier könnte etwas nicht stimmen. Blieb nur die Tatsache, dass eben keiner der Räuber anwesend war. Dies blieb den sich Nähernden hoffentlich lange genug verborgen. Immerhin war ihre Sicht zumindest bis kurz vor das Lager durch den Wald eingeschränkt.

Wenige Sekunden später erblickten sie auch schon die beiden Gestalten, bei denen es sich wie vermutet um die anderen beiden Räuber handelte. Sie schienen ins Gespräch vertieft und nicht wirklich auf ihre Umgebung zu achten. Besser konnte es nicht laufen. Schritt für Schritt kamen sie nichts ahnend ihrem Untergang entgegen.

Erst als sie das Lager schon fast erreicht hatten und unmittelbar vor einem der Zelte standen, hinter dem sich Xarngromm verborgen hielt, schien ihnen etwas aufzufallen.

"Hey, Seppelbart, Kronhuber, wo seid ihr? Verdammt noch mal. Ihr solltet doch auf das Lager aufpassen. Wieso hält keiner von Euch Wache?" Flavimius lachte innerlich auf. Noch dümmlicher konnte man sich ja gar nicht anstellen. Es war ihm ein Rätsel, wie solch ein Haufen - auch wenn er gut ausgestattet war - einen Gutshof so hatte überfallen und verwüsten können. Jetzt jedenfalls würde er sie dafür zur Rechenschaft ziehen. Er hob die Hand und gab somit das Signal zum Angriff.

Xarngromm sprang ebenso wie Wilhelm und Walter hinter den Zelten hervor und verpasste einem der Räuber einen Tritt gegen das Bein, sodass dieser strauchelte und der Länge nach auf den Boden fiel. Es wäre ein leichtes gewesen, ihn nun auch zu Boron zu schicken. Aber noch brauchten sie ihn. Also begnügte sich der Zwerg damit, einen Fuß auf den Rücken des Räubers zu stellen und ihm seine Axt in den Nacken zu halten.

Wilhelm war indessen ähnlich erfolgreich gewesen. Auch der zweite Räuber lag auf dem Boden. Allerdings hatte er wohl noch nicht aufgegeben, denn er wand sich umher und plötzlich lag ein Dolch in seinen Händen. Wilhelm rang mit ihm, wobei Walter ihm zur Hilfe kam. Gemeinsam überwältigten sie den Mann.

Dieser jedoch bäumte sich noch ein letztes Mal mit unbändiger Kraft auf. Walter war davon so überrascht, dass er stolperte. Der Mann setzte mit einem Tritt gegen Wilhelm nach, der jedoch behände auswich. Dieser kurze Moment reicht aus, damit in den Händen des Mannes ein weiterer Dolch erschien. Statt ihn jedoch gegen seine Gegner zu richten, rammte er ihn sich mitten in die Brust, an die Stelle, an der sich sein Herz befand. Einen Augenblick später war jegliches Leben aus ihm gewichen. Flaviminius verfluchte den Mann und seine Hartnäckigkeit und hoffte, dass seine Seelen in den Niederhöllen landete. Nichts Weiteres hatte er verdient.

Die Legenden von Ni'Uan - Die Rückkehr der DruidenWhere stories live. Discover now