9. Kapitel: DUNKLE PFADE (Teil I)

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Nachdem Alriego den Anderen Bericht erstattet hatte, warteten sie bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dann begaben sie sich erneut zu dem mysteriösen Haus, das im Zentrum einiger seltsamer Ereignisse in der Stadt zu stehen schien und möglicherweise auch einen Zusammenhang mit dem Diebstahl des Steines oder dem Mord aufwies.

In der Zwischenzeit – es waren ja noch einige Stunden geblieben, bis es dunkel wurde – hatten sie den Plan geschmiedet, dass Xarngromm und Beorn versuchen sollten unbemerkt in das Haus zu gelangen. Flaviminius hatte es nicht eingesehen einen seiner Gardisten vorzuschicken oder gar selber voranzugehen. Gäbe es eine Falle, so mussten sich Beorn und Xarngromm dieser alleine stellen. Alriego würde währenddessen die Gegend von den Dächern der umliegenden Häuser im Auge behalten. Flaviminius selber würde zusammen mit den Gardisten und Venaria in der dunklen Gasse warten, in der sich Alriego schon am Nachmittag versteckt hatte. Sollte wider Erwarten einer der Diebe oder jemand anderes auftauchen, der Beorn und Xarngromm in Bedrängnis bringen könnte, würde Flaviminius eingreifen. Sollte dies nicht passieren würde er zu ihnen stoßen, sobald sie das Signal gaben, dass das Haus sicher war. Das hieß, dass mögliche Fallen entschärft wurden und sichergestellt wurde, dass kein Einsturz drohte. Schließlich wollte Flaviminius nicht unter Trümmern begraben werden. Das Risiko war zwar gering, aber sicher war sicher. Da sie jedoch nicht wussten, was sie im Haus vorfinden würden hatten sie nicht weiter planen können. Es wäre sinnlos gewesen und für den Anfang reichte der Plan aus. Sollte dann Unvorhergesehenes passieren, mussten sie improvisieren. Aber nicht ohne Grund hatte Flaviminius schon das eine oder andere Abenteuer bestanden. Wenn einer improvisieren konnte, dann wohl er, auch wenn er es äußerst ungern tat. Und mit Beorn, Xarngromm, Alriego und Venaria hatte er äußerst vielseitige Begleiter an seiner Seite, deren Stärken er einzusetzen wissen würde. Auch wenn der Zwerg oder der Thorwaler sich dies sicher nicht einfach so gefallen lassen würden, wenn er Befehle gab. Aber noch immer war er der Beauftragte des Königs und nicht einer der Anderen. Also gab er auch die Befehle. So war es schon immer gewesen und so würde es immer sein.

Aber er gewährte seinen Begleitern Freiheiten, die er Untergebenen sonst nicht gewährte. Einerseits lag es daran, dass sie sich ihm freiwillig angeschlossen hatten und andererseits wusste er, dass sie seinen Befehlen im Normalfall ohnehin nicht folgen würden. So vermied er nur unnötigen Ärger.

Schließlich hatten alle ihre Stellung bezogen und der Plan konnte in die Tat umgesetzt werden. Während die Anderen sich in den Schatten der Nacht versteckt hielten traten Xarngromm und Beorn geradewegs auf die Tür des einsturzgefährdeten Hauses zu. Wie erwartet war sie verschlossen und Beorn überlegte kurz, wie er die Tür am besten öffnen konnte. Alriego war dazu so bestimmt in der Lage und er wollte ihn schon vom Dach herunterrufen. Dies hätte allerdings zur Folge gehabt, dass er sie nicht mehr warnen konnte, sollte er eine Gefahr bemerken. Xarngromm aber war schneller als Beorn.

Mit einem leisen »Geh mal ein Stück zur Seite« nahm er ein wenig Anlauf und sprang mit dem rechten Fuß voran gegen die Tür. Beorn schaffte es gerade noch dem Tritt auszuweichen, als auch schon Xarngromms schwere Stiefel in die Tür donnerten und diese in sich zusammenbrach und in das Haus hinein kippte. Besonders stabil war sie nicht gewesen. Bei einer solch schwachen Tür und einem Zwerg im Anmarsch half auch das beste Schloss nicht. Unauffällig war zwar aber etwas anderes, aber das kümmerte Xarngromm recht wenig. Schließlich wollten sie vorankommen und nicht ewig lange diskutieren.

»Hereinspaziert, wollen wir doch mal sehen, was wir hier finden«, meinte er daraufhin zu Beorn.

»Wohl wahr. Ich hoffe das Haus stürzt nicht über unseren Köpfen ein.«

»Ach was, es hat bisher gehalten, also wird es auch jetzt halten. Die Bauweise ist zwar unterirdisch schlecht, selbst für Menschen, aber mein Auge erkennt ein Haus, das droht in den nächsten Stunden einzustürzen. Also, lass uns kurz reinschauen und dann die anderen nachholen.«

Die Legenden von Ni'Uan - Die Rückkehr der DruidenWhere stories live. Discover now