10. Kapitel: SCHATTEN DER FINSTERNIS

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"Ein kurzes, dafür aber sehr wichtiges Kapitel dieser Geschichte. Hoffentlich spannend geschrieben, dabei aber auch witzig und mit einer gehörigen Portion zwergischer Weltsicht!"
Anmerkung des Autors

Der Tag hatte sich mittlerweile beträchtlich dem Ende entgegengeneigt. Die Sonne stand schon tief am Himmel und tauchte ihn in rotes Licht. Es war zu spät geworden, als dass sie es noch zurück nach Andergast geschafft hätten. Das Gespräch mit Sari hatte doch noch länger gedauert und war immer wieder von Pausen unterbrochen worden, in denen Venaria das Mädchen beruhigen musste. Schließlich aber hatten sie alles erfahren.

Jetzt saßen sie in einiger Entfernung vom Haus nahe der kleinen Baumgruppe, in der Sari sich versteckt gehalten hatte, und errichteten dort ihr Nachtlager. Wenngleich Flaviminius ein weiches Bett bevorzugt hätte, so wollte doch niemand im Haupthaus übernachten. Da sie nicht geplant hatten, übernachten zu müssen, war das Lager nur notdürftig. Einige Zweige und Blätter dienten zusammen mit einer Decke als weiche Unterlage für die Schlafstätten, die um ein Lagerfeuer herum errichtet worden waren, das fröhlich vor sich hin prasselte.

Im Gegensatz zur Stimmung. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt. Während Flaviminius immer noch logische Erklärungen suchte und das weitere Vorgehen plante, aßen die anderen den restlichen Proviant. Xarngromm grummelte leise vor sich auf Rogolan hin, dennoch glaubte Beorn das Wort Echse zu verstehen. Er selber dachte an seine Heimat Thorwal. In welch ein Abenteuer war er hier hineingeraten? Nicht, dass er davon träumen würde, mit Legenden wie seinem Namensvettern Beorn dem Blender oder dessen Konkurrenten Asleif, genannt der Foggwulf, Phileasson, auf einer Stufe zu stehen. Aber es wäre zu schön selber Geschichten zum Besten geben zu können und von den Skalden besungen zu werden, auch wenn er nicht zur See fuhr, wie viele andere seines Volkes. Es gab niemanden in seinem Volk, der nicht drei Tage am Stück von seinen Abenteuern berichten konnte.

Venaria war mit Sari beschäftigt und machte sich Notizen zu allem, was ihr so einfiel. Vielleicht konnte es ja von Relevanz sein. Und Alriego war sowieso schweigsam, hatte die Umgebung jedoch ununterbrochen genau im Auge. Das war etwas, das Flaviminius an ihm sehr schätzte.

Er übernahm auch die erste Wache. Die Räuber schienen zwar das Weite gesucht zu haben, aber man wusste ja nie. Die anderen fielen nacheinander in einem unruhigen Schlaf auf nur mäßig weichem Untergrund. Zu allem Überfluss krabbelten auch noch Ameisen um sie herum und Grillen verursachten einen niederhöllischen Lärm.

Plötzlich erwachte Xarngromm aus seinem Schlaf. Es war dunkel um ihn herum, nicht der geringste Funken eines Lichts. Das Lagerfeuer musste niedergebrannt sein. Aber sollte nicht jemand Wache halten? Wehe einer seiner Gefährten wäre während der Wache eingeschlafen.

Da registrierte er etwas. Einen Schemen im Augenwinkel. Eine Bewegung. Schwerfällig erhob sich Xarngromm. Doch vermochte er nicht mehr zu erkennen. War da jemand? Leise und äußerlich ruhig tastete er nach seiner Axt, während er sich innerlich auf einen Angriff vorbereitete. Irgendwo musste sie doch sein.

Aber er tastete und tastete und fand nichts, nichts bis auf Dreck und Erde. Innerlich war er jetzt hellwach. Irgendetwas stimmt hier ganz gewaltig nicht.

Da! Wieder diese Bewegung. Wie ein Schatten, der um das Lager herumschlich. Plötzlich wurde es heller. Eine Wolke musste sich vor den Mond geschoben haben, dessen fahles Licht die Umgebung nur spärlich ausleuchtete. Immerhin konnte Xarngromm jetzt seine Umgebung wahrnehmen. Nur, dass er eigentlich nichts sah. Zumindest nichts, was er hätte gutheißen können. Weder Zelte noch ein abgebranntes Feuer vermochte er auszumachen. Um ihn herum befand sich nichts als Wald, bei Angrosch, mussten sie sich auch im Wald befinden. Die Bäume waren wie eine schwarze Wand. Was sich dahinter befand, vermochte er nicht auszumachen.

Die Legenden von Ni'Uan - Die Rückkehr der DruidenWhere stories live. Discover now