5. Kapitel: ERKENNTNIS

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(Nein, nicht Erkenstein xD, Gruß an Franz-Valentin)

Der Stein war anders, als Flaviminius es erwartet hätte. Ein unförmiger, dreckiger Klumpen oder ein Schmuckstück aus Gold, einen kleinen Edelstein oder was auch immer. Er hatte mit allem gerechnet, so er sich überhaupt Gedanken darüber gemacht hatte. Was er jedoch nun erblickte unterschied sich von allen Gesteinen, die er jemals gesehen hatte. Der Stein schien lebendig zu sein, eine besondere Ausstrahlung zu haben. Er war definitiv etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Kurz blickte Flaviminius zu Xarngromm herüber, doch auch dieser schien erstaunt zu sein. Zumindest deutete Flaviminius seinen Gesichtsausdruck so. Leise murmelte Xarngromm etwas vor sich hin, Flaviminius konnte jedoch kein Wort verstehen, dazu war es zu leise und in einer fremden Sprache. Flaviminius erkannte sie als Rogolan, die Zwergensprache. Er verstand sie höchstens in Ansätzen und auch nur wenn sein gegenüber langsam und deutlich sprach.

Flaviminius wendete seinen Blick wieder auf den Stein. Er war würfelförmig und hatte eine glatte Oberfläche. Die Kanten waren gerade und die Ecken in einem perfekten Winkel. Er war einen halben Spann groß. Die Farbe war eine Mischung aus rot, orange, gelb und braun. Sie schien sich in jedem Moment zu wandeln und nahm sekündlich neue Farbnuancen an. Es war ein faszinierender Wirbel aus Farbe und Form. Je länger Flaviminius den Stein ansah, desto deutlicher konnte er ein Muster erkennen, dass sich auf der Oberfläche abbildete. Ein Dreieck, das golden aufleuchtete. Behutsam strich er mit seiner Hand über die Oberfläche und fühlte eine Wärme von dem Stein ausgehen. Die Oberfläche schien tatsächlich keine Makel zu haben, nur das golden Dreieck war hineingeritzt. Jetzt betrachtete Flaviminius auch die anderen Seiten des Steins. Auch dort fand er das das Dreieck.

Vorsichtig hob er anschließend den Würfel hoch. Er war überraschend leicht, schien nicht viel mehr als eine Feder zu wiegen. Nun konnte er auch die Unterseite betrachten. Es war keine Überraschung, dass er auch dort das Dreieck fand. Nachdem er den Stein so noch ein wenig weiter angesehen hatte legte er ihn schließlich zurück. Erst jetzt bemerkte er die herrschende Stille. Niemand sagte ein Wort. Auch die anderen waren vom Stein in ihren Bann gezogen worden. Langsam begann sich dieser Bann nun jedoch aufzulösen. Schließlich, nach weiteren schweigsamen Sekunden brach Flaviminius das Schweigen.

»Ich verstehe, warum Euch dieser Stein nicht mehr loslässt«, dabei wandte er sich an den König in dessen Augen jetzt ebenfalls wieder leben erschien. Auch er wandte den Blick vom Stein ab und Flaviminius zu. Immer wieder jedoch huschten seine Augen in Richtung des Steines, als ob er befürchten würde, dass Flaviminius ihn doch stehlen würde.

»Und ich verstehe auch eure Sorge um den Stein«, fuhr Flaviminius fort. »Was auch immer es mit dem guten Stück auf sich hat, es sollte nicht in falsche Hände geraten. Aber das wisst Ihr sicherlich am besten.«

»Ja natürlich. Ist Euch denn schon etwas aufgefallen?«

»Nun, der Stein ist überraschend leicht und die Farbe scheint zu variieren, aber das habt Ihr selber wahrscheinlich schon festgestellt. Also lautete meine Antwort nein. Wenn Eure Magier nichts herausgefunden haben, so werde ich es sicherlich nicht in einigen wenigen Momenten tun. Ich denke es wird keine einfache Aufgabe werden, aber eine machbare. Ich benötige lediglich viel Zeit. Wir sollten jedoch nicht länger hier verweilen. Wenn Ihr erlaubt, werde ich den Stein dann mitnehmen.«

Efferdan nickte. »Ja natürlich. Ich werde Euch jetzt auch leider verlassen müssen. Die Pflicht ruft. Das Land regiert sich nicht von selber. Und so sehr ich mich selber dieses Steines annehmen würde, so fehlt dazu doch die Zeit. Folgt mir also bitte noch.«

Allesamt verließen sie die königliche Schatzkammer. Flaviminius hielt den Stein vorsichtig in seinen Händen. Er bemerkte immer wieder die kurzen Blicke nicht nur des Königs, sondern auch Beorns, die dieser ihm immer wieder zuwarf. Beorns und Xarngromm hatten seit dem Betreten der Schatzkammer beharrlich geschwiegen und schienen noch immer keine Worte finden zu können. Ob das wohl am Stein lag? Oder wollten sie einfach nicht reden. Flaviminius war auf jeden Fall misstrauisch. Immerhin hatten die beiden nicht für neuen Ärger gesorgt. Nach einigen weiteren Schritten verließen sie auch die Gewölbe und kamen schließlich wieder zu dem kleinen Raum, den der König für die Untersuchung des Steins bereitgestellt hatte. Mit einigen kurzen Worten verabschiedete sich Efferdan von der kleinen Gruppe. Dann verließ er sie in Richtung Thronsaal. Beorn und Xarngromm wurden von einem der Wächter aus dem Gebäudeteil hinaus und wieder in den Empfangsraum vor dem Thronsaal geführt. Man sagte ihnen, dass sie hier auf Flaviminius warten sollten, bis Räume für sie hergerichtet waren. Flaviminius hingegen betrat den kleinen Raum, den Efferdan ihm schon vor Besichtigung der Schatzkammer gezeigt hatte.

Die Legenden von Ni'Uan - Die Rückkehr der DruidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt