Kapitel 20

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Ich werde natürlich allein wieder wach. Die Geborgenheit, die Felix mir mit seiner Gesellschaft die ganze Nacht lang gab, ist verschwunden. Die Kissen liegen wild auf dem Bett verteilt herum, die vier Decken, die der Blonde hier bunkert, liegen völlig verdreht auf mir, nur die oberste, mit der wurde ich sorgsam zugedeckt. Ich tippe ganz stark darauf, dass das Felix war.

Müde richte ich mich auf und sehe mich verschlafen um. Die weißen Vorhänge sind noch immer zugezogen, alles wirkt so leblos und verlassen ohne einen der Idioten, der hier herumrennt.

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Mom: Ich rufe dich heute Abend um 8 an. Koreanische Zeit.

Felix: Wir sind erst heute Abend wieder da, wir nehmen eine Kampagne auf und sind dann für ein neues VLive Format in einem Einkaufszentrum. Essen kannst du dir ja machen. Bis später, Süße.

Felix' Nachricht bringt mich wieder zum schmunzeln. Er hat sich von allen Jungs immer mit am Besten um mich gekümmert. Doch die Nachricht meiner Mutter besorgt mich etwas. Manchmal huscht diese eine Frage durch meinen Hinterkopf, die ich sofort wieder verdränge.

Ist die Frage um das Sorgerecht geklärt?

Ich war schon immer ein Papakind. Am Liebsten war ich auf Papas Arm. Wenn meine Eltern abends von der Arbeit kamen, umarmte ich zuerst meinen Vater kreischenderweise. Ich will bei ihm leben, nicht bei meiner Mutter. Bei meinem Vater habe ich noch das Gefühl, dass er sich für mich interessiert und nicht nur für seine eigene Karriere. Er hat schon immer ein gutes Gleichgewicht dafür finden können.

Ich mache mir Frühstück und setze mich in die Küche an den Tisch. Hier steht eine hölzerne, weiße Eckbank und um den Tisch ein paar weiße Stühle, die aussehen, als hätten die Jungs sie aus einem Café in Paris entwendet. Alles ist so still und verlassen, irgendwie beängstigend.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, einen der Jungs anzurufen, doch ich verwerfe ihn sofort wieder. Ich möchte sie weder bei der Kampagne, noch bei diesem neuen Format belästigen.

Nachdem ich mein Geschirr weggeräumt habe, schlendere ich durchs Dorm und sehe mir alles nochmal genauer an. Die Fotos zwischen den Büchern im riesigen Regal im Flur. Es sind Selcas (wie ich heraus gefunden habe, wie sie hier heißen) der Jungs. Auch die Einbände der Bücher habe ich mir angesehen, es ist eigentlich alles bunt durchgemischt, von Romantik bis Fantasy.

Im anschließenden Wohnzimmer habe ich mir das Regal unter dem Fernseher genauer angesehen. Dort liegen die Alben der Jungs, die ich mi kurzerhand geschnappt habe und mit denen ich nun, auf meinem Schoß, auf der Couch sitze.

In jedem Album lassen sich unendlich viele Bilder der Jungs finden, Shootings, Selcas, Notizen, Erinnerungen. Es ähnelt fast einer Art Tagebuch, wären da nicht diese Shootingpics. Dieses Konzept finde ich irgendwie schön, es vermittelt jedem Fan, der so ein Ding in der Hand hat, dass er oder sie dazugehört. Dass man Erinnerungen miteinander teilt.

Nach fast 10 Minuten Hangul lesen für Dumme, habe ich herausgefunden, dass Felix und Minho ursprünglich eliminiert werden sollten, doch zurückkehrten. Es fiel mir dank einem Bild im Album auf, neben das die Jungs überwiegend eine "9" gekritzelt haben. 9 Mitglieder. Stray Kids.

Was mir außerdem auffällt, ist die Perfektion von Hyunjin und Felix. Obwohl sie Newcomer sind, strahlen sie eine unglaubliche Professionalität bei Shootings aus. Das tun die anderen natürlich auch, doch die beiden stechen mir besonders ins Auge. In diesem Moment wird mir auch klar, dass ich das dringliche Bedürfnis habe, mehr über die Jungs herauszufinden. Über ihre Karriere. Also verstaue ich die Alben wieder säuberlich im Regal und laufe dann hoch, in das Zimmer, dass ich mir mit Felix teile. Die 4 Decken werfe ich mir über die Schultern, fahre meinen Laptop hoch und fange dann an, auf sämtlichen Sozialen Netzwerken zu stalken.

Dance With Me » Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt