,,Ich mag hässliche Menschen nicht!"

2.7K 99 10
                                    

Ich komme gegen zehn nach Hause und da kommt schon Amy an die Tür. „Wo warst du solange?", fragt sie mich besorgt und ich zucke nur meine Schultern.

„Ich war bei Onkel Fred, dann noch bei Will und die letzte Stunde am See spazieren", erzähle ich und geh an ihr vorbei. Ich habe hunger bekommen, aber nichts deftiges. Ein Salat. Ja, das mache ich.

„Wie war es? Geht's Fred gut?", fragt sie und ich nicke

„Ja. Wie Josie sagte, eine Erkältung. Nichts schlimmes. Er kommt wieder schnell auf die Beine." Amy setzt sich an den Tisch und sieht mir zu, wie ich den Salat schneide und das restliche Gemüse.

„Und? Bei Will? Wie war's?", fragt sie weiter und ich werde langsamer. Da drehe ich mich zu ihr um.

„Ich habe euch gehört", beichte ich. Sie sieht nicht überrascht aus. Wahrscheinlich hat sie die Tür gehört und war sich nicht sicher, ob ich das wirklich war oder nur die Tür von oben, die durch einen Luftzug geschlossen wurde.

„Du weißt doch wie Theo ist. Manchmal redet er ohne nachzudenken...", entschuldigt Amy ihn und ich kann es verstehen. Jede Freundin versucht ihren Freund zu verteidigen. Das würde ich nicht anders machen. Meine Position lässt aber nicht zu, dass ich seine Worte auch nur Ansatzweise rechtfertigen könnte.

„Das mag sein, aber es war beleidigend. Dabei kennt er mich nicht. Ich... Wir reden eh nicht viel miteinander. So soll es auch bleiben", beende ich das Thema und drehe mich wieder zu meinem Gemüse.

-

Die restlichen Tage haben wir nicht mehr darüber geredet, worüber ich auch sehr froh bin. Es ärgert mich noch immer. Die Laune will ich mir trotzdem nicht verderben lassen. Will und ich sehen uns nicht sehr oft. Es frustriert mich und manchmal habe ich das Gefühl nur eine Last in seinem Leben zu sein. Dann erinnere ich mich an seine Worte und seine Blicke, die mir versichern, dass ich keine Last für ihn bin.

Will muss viel arbeiten und ich endlich etwas für die Uni machen. Die lässt sich nicht von alleine schaffen. Leider. Ach nein, ich lerne eigentlich überaus gerne. Das ist mir wieder bewusst geworden, als ich angefangen habe.

Heute muss ich allerdings auch noch arbeiten und deshalb muss ich mich auch schon fertig machen. „Was machst du da?", frage ich, als mir Amys Po im Wohnzimmer entgegenfliegt. Naja, nicht direkt fliegt... na egal. Sie sieht mich von unten aus an und das was sie macht, sieht so ungesund aus, wie auch gesund... Einfach nur merkwürdig.

„Yoga!", antwortet sie wie selbstverständlich und ich schaue sie nur schief an.

„Seit wann?", frage ich deutlicher. Muss ich alles erfragen? Sie ist schon eine eigenartige Person. Nicht dass Joga eigenartig ist... aber irgendwie schon.

„Seit gerade eben. Du solltest mitmachen. Soll ich auf dich warten? Dann machen wir das nach deiner Arbeit", bietet sie sehr freundlich an, aber ich verzichte mit sehr großem Bedauern.

„Lieber nicht. Das wird ja viel zu spät. Das kann ich uns beiden leider nicht antun", rede ich mich also raus und sie rollt nur ihre Augen. Wie sie das noch schafft, ist mir ein Rätsel.

„Jaja, hau schon ab, Lina", lacht sie, weil sie mich natürlich durchschaut hat. Sie kennt mich einfach, da kann ich ihr nichts vorlügen. Ich lache und verschwinde aus der Tür.

Die Vorfreude macht sich breit, da ich hoffe Onkel Fred wiederzusehen. Nach dem letzten Besuch, habe ich ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Umso mehr freue ich mich heute. Vielleicht wird der Abend auch noch besser, wenn ich erfahre, dass Cole nicht da ist. Wuhu.

Ganz genau, Lina! Gute Laune verbreiten!

Das kann ich bekanntlich am Besten. Seit gerade eben. An mich selber. Na immerhin. Der Weg ist im Nu geschafft und lächelnd betrete ich die Kneipe. Josie steht da und meine schönsten Träume scheinen wahr zu werden. „Hey", begrüßt sie mich neutral. Wie immer halt.

I See You.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt