,,Will ist kein Beziehungstyp."

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Lina

Ich besuche Onkel Fred, wie ich es auch vorhatte. Will hat sich noch nicht gemeldet, aber vielleicht arbeitet er ja noch. Okay, unwahrscheinlich. Es ist schon nach sechs. Gestern hat er sich auch nicht gemeldet und dann wurde es ein umso schöner Abend. Oh man, ich hoffe, ich wache niemals aus diesem Traum auf.

Keine zehn Gehminuten ist sein Haus von Amys und meiner Wohnung entfernt. Er wohnt wie meine Mutter noch in dem Haus, wo seine Frau gestorben ist. Das finde ich bewundernswert, auch wenn es wie bei meiner Mutter eine Platzverschwendung ist und Geld. Immerhin kann man das für großes Geld verkaufen, aber klar. Ich verstehe, der emotionale Wert liegt viel höher, deswegen will ich da nicht drauf herumreiten.

Die Tür steht überraschend offen. „Hallo, Onkel Fred?", rufe ich, damit er weiß, dass jemand da ist.

„Lina! Komm doch rein!", ruft er und ich denke, es kommt aus dem Wohnzimmer. Hier war ich schon mal öfter. Als ich erst angefangen hatte bei ihm, da hat er mich oft eingeladen. Mit der Zeit wurde es weniger, denn ich hatte mehr zu tun.

„Hey", begrüße ich ihn und sehe ihn zufrieden auf dem Sofa liegen mit einer Decke und Obstschüssel neben sich. „Du hast es dir aber schön gemacht", staune ich und lege die Tüte mit Äpfeln und Orangen auf den Tisch neben seiner Schüssel. Er lacht angestrengt und deutet mir, mich hinzusetzen. Das mache ich auch und sehe ihn an.

„Cole war gerade noch da und hat mir geholfen. Wie geht es dir? Was hat dich den Weg hierher machen lassen", fragt er. Natürlich kommt er nicht drauf, dass man nur wegen ihm herkommt.

„Na ich wollte nach dir sehen. Josie meinte gestern, du wärst erkältet, was ich hier auch sehe. Wieso hast du nichts gesagt?", frage ich etwas streng. Onkel Fred lacht.

„Du machst dir immer Sorgen um mich, Liebes. Du hast genug um die Ohren." Ich atme weit aus und lächle ihn an, damit er weiß, dass ich nicht lüge.

„Um die Familie macht man sich halt Sorgen. So ist das und dein Schweigen macht das nicht besser. Mach das nie wieder", bitte ich ihn und er lächelt breiter.

„Wie ich mir doch wünschte, du wärst meine leibliche Nichte. Eine Bessere kann man sich nicht wünschen. Sag nur, wer war der junge Mann in der Bar. Dein Freund etwa?", wird Onkel Fred neugierig und ich sehe ihn überrascht an.

„Woher weißt du das?", frage ich und er zwinkert mir zu.

„Ich habe überall meine Augen und Ohren. Cole hat mir davon erzählt", erklärt er und ich rolle meine Augen.

„Das hat er also gesehen? Ich dachte, er war die ganze Zeit unten und hat geschlafen." Oh, das ist mir rausgerutscht. Ich wollte Cole nicht verraten. Fred lacht aber nur.

„Ach ich wusste es. Cole hat mir die ganze vorherige Nacht geholfen mit dem Papierkram. Er hat darauf bestanden die Schicht zu machen. Ich wusste ohne Schlaf wird das Nichts." Ich sehe auf meine Finger und das was ich über Cole erfahre, hört sich nach einem anderen Menschen an. Cole und Hilfsbereit? Das sind zwei verschiedene paar Schuhe.

„Ach wir haben es ja hinbekommen", meine ich leise. „Nun? Der junge Mann?", hakt er weiter und ich muss natürlich lächeln, wie immer, wenn ich an Will denke.

„Ja, wir sind zusammen. Er heißt Will und er ist in allem so perfekt", schwärme ich und Onkel Fred hört lächelnd zu. „Er ist lieb, charmant, ein echter Gentleman und er liebt mich. Das merke ich jeden Tag und es fühlt sich gut an, wenn er da ist. Ich habe Angst, dass er nur ein Traum ist." Onkel Fred streckt seine Hand aus und ich nehme sie.

„Kind, andere haben ihn auch gesehen und er ist tatsächlich echt. Nur sei vorsichtig. Mädchen wie du haben ein Herz aus Gold und dürfen es nicht zu leicht an andere verschenken." Ich nicke, obwohl Will mein Herz schon längst in seinen Händen trägt.

I See You.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt