,,Mir ist...heiß"

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Draußen steht Will schon da und seine Augen strahlen, als er mich sieht. Sofort zieht er mich in seine Arme. ,,Du siehst wunderschön aus", flüstert er in mein Ohr und ich schaue verlegen weg.

,,Danke", erwidere ich noch verlegener und Will merkt, dass mir die Situation unangenehm ist. Er nimmt meine Hand und zieht mich jetzt neben sich her. Das entspannt mich total. Will ist so süß. Er versucht alles, damit es mir gut geht. Dabei bin ich mir sicher, dass er mit anderen Frauen schon viel weiter gewesen wär. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und komme ihm näher, damit er merkt, dass ich mich in seiner Nähe wohlfühle. Das nimmt er als Anlass seinen Arm um meine Taille zu schlingen und mir macht das gar nichts aus. Es fühlt sich an, als wären wir ein Paar. Natürlich sind das nur dumme Gedanken. Ist man schon so schnell in einer Beziehung? Wir haben nie darüber geredet und ich muss ihn ja auch erstmal näher kennen lernen.

,,Woran denkst du?", fragt mich Will und ein Blick in seine Augen verrät mir, dass er mich die ganze Zeit lang schon mustert. Ich lächle verhalten, weil ich sehr unsicher bin. Ich habe mich noch nie wirklich mit einem Mann getroffen. Ja ich weiß, in meinem Alter sollte man das schon unzählige Male gemacht haben – sagt die ganze Welt – aber ich habe noch nie jemanden getroffen, der mir in dieser Hinsicht gefallen hätte. Also habe ich es gelassen. Jetzt ist da aber Will und ich will ihn kennen lernen. So lange und so weit ich nur kann. Dafür muss ich aber meinen Mund öffnen und meine Stimmbänder ölen.

,,An dich", antworte ich ehrlich auf seine Frage. Seine Mundwinkel zucken nach oben und natürlich schmeichelt es ihm. Egal wie sehr Männer darauf beharren die vermeintlich härteren Wesen auf dieser Welt zu sein, so sind sie weicher als man denken mag. ,,Ich, also ich will..." Ich atme tief ein und aus, damit meine Stimme zwischendurch an Stärke gewinnt. Jetzt beginnt sie schon dünn zu werden. ,,...mehr von dir, ähm...wissen", bekomme ich raus und Will nickt.

,,Ich habe das Gefühl, dir schon meine halbe Lebensgeschichte erzählt zu haben", lacht er und Ja, er hat an dem Abend, an dem wir auf das Fest gegangen sind, sehr viel über sich erzählt. Trotzdem werde ich aus ihm nicht schlau. Ich habe das starke Gefühl, er versucht um etwas drumherum zu erzählen. Nur was? ,,Was willst du denn wissen?", fragt er trotzdem und ich denke nach, während wir eine Brücke überqueren. Sie ist wunderschön gewölbt, aus altem Holz und unter ihr fließt ein weniger schöner Fluss. Ist es nicht oft so, dass die grünen, dreckigen Flüsse der Schönheit der Brücke nicht gerecht werden?

,,Wie stehst du zu deinen Eltern?", frage ich leise und Will hält sein Ohr nah an meinem Ohr, um mich zu verstehen. Ich muss etwas lachen und stupse ihn an. Er ergreift aber wieder meine Hand und antwortet auf meine Frage, die er wohl ganz richtig verstanden hat.

,,Gut. Auch wenn ich zu meinen Großeltern gezogen bin, halten meine Eltern den Kontakt regelmäßig. Sie wollten mich zurückholen, als die beiden verstorben sind, aber ich war alt genug, um selber zu entscheiden und was sollten meine Eltern dagegen gehabt haben? Ich bin klug, eigenständig und hatte praktisch mein ganzes Leben hier. Die Diskussion musste also nicht lange geführt werden. Meine Eltern sind tolle Menschen, die sich jetzt noch genauso sorgen, wie vor zehn Jahren." Das ist schön. Es freut mich sehr und es erwärmt mein Herz, dass er so viel Glück mit seinen Eltern hat. Seine Augen funkeln und sehen mich an. ,,Mir will einfach nicht in den Sinn, wie überhaupt jemand keine Notiz von dir nehmen konnte. Du bist so unglaublich schön, Lina", spricht er leise seine Gedanken aus und ich würde gerne wegsehen, weil mich das erröten lässt. Doch sein Blick lässt mir keine andere Wahl, als in seine strahlend schönen Augen zu sehen, die mich bewundern mustern. Noch nie habe ich mich neben jemandem so schön gefühlt und ich merke, wie mich der Wunsch nach viel mehr zu ihm zieht. Ist er es, mit dem ich zum ersten Mal das Gefühl erlebe, was alle als total verwirrend empfinden? Für einige ist es ein grausames Unterfangen, andere würden am liebsten den ganzen Tag... und ich? Wie wird es für mich sein? Es ist beängstigend und trotzdem will ich es gerade so sehr. Mit Will.

I See You.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt