Meine Geschichte und über mich

79 7 8
                                    

Da fragt man sich wahrscheinlich, wer ich bin, dass ich glaube, über diese Themen reden zu können.

Wer meine Präsenz - oder (Nicht-)Anwesenheit - hier etwas verfolgt bzw ab und an die persönlichen Notizen in meinen Büchern gelesen hat, der hat vielleicht das Wort "Krankenhaus" oder "Krankenhausaufenthalt" aufgeschnappt – und auch meine lange Pause geht genau darauf zurück. Ich war im Krankenhaus. Mehrmals. Aber nicht wegen einer physischen Verletzung oder Krankheit.

Ich war – mal wieder – ein paar Monate in der Psychiatrie... (und hab mir danach Zeit genommen zu heilen).

Aber von Anfang an:

Mit 14 hat mir mein damaliger Hausarzt eine Packung Citalopram – ein Antidepressiva – in die Hand gedrückt, nachdem zahlreiche körperliche Ursachen für meine dauerndes Kranksein und Schlaflosigkeit ausgeschlossen waren.

Wenn es alles andere nicht ist, dann muss es die Psyche sein.

Nachdem ich den Beipackzettel gelesen hatte, hatte ich noch mehr Angst. Die Liste an Nebenwirkungen glich einer Pergamentrolle wie sie in Harry Potter für Aufsätze benützt wird. Es wurde immer wieder betont, dass man dieses Medikament nicht an unter 18-Jährige geben soll. Ich war 14. Der Arzt war also entweder der Meinung, ich sei wirklich krank oder er hatte da irgendetwas überlesen. Im Endeffekt entschied ich mich gegen das Medikament, weil ich einfach Angst hatte.

Ich machte einfach weiter. Ich wechselte nach der 8. Schulstufe auf eine berufsbildende, höhere Schule für Grafik und Kommunikationsdesign. Meiner Gesundheit ging es aber nicht besser... Zu meinem psychischen Stress (den ich damals bei weitem nicht als solchen wahrgenommen habe) kamen lange Schultage, Mobbing in der Klasse und Zugfahrten, die ein täglicher Trip durch meine persönlichen Albträume waren, hinzu. Schlaflosigkeit war ein Symptom, aber das geringste meiner Probleme.

Nach zwei Jahren an dieser Schule dachte ich einen erneuten Schulwechsel an, zu dem ich aber letztendlich keine Kraft hatte, so tief war ich schon in mir selber gefangen. Es folgte mein erster Suizidversuch, weshalb ich mit 16 fast in der Jugendpsychiatrie gelandet wäre. Das Verhältnis mit meinen Eltern war einfach nur angespannt deswegen.

Weitere Tortur – weitere körperliche Auswirkungen: Ich verlor für fast ein Jahr meine Stimme und musste in langwierigen, logopädischen Training wort-wörtlich wieder sprechen lernen. Diagnose: Aphonie.
ABER: Zum ersten Mal hatte ich eine Überweisung (und eine schöne Ausrede) für einen Psychologen in der Hand.
Diagnose: Depression
.
Aber ich sträubte mich immer noch gegen Medikamente und – oh boy – fiel es mir schwer, der Psychologin zu sagen, was wirklich mit mir falsch lief (denn das wusste ich ganz genau).

Mitte des 4. Schuljahres (12. Schulstufe) ein erneuter Schlag, der die Situation unaushaltsam machte. Ich hatte solche Panik vor der Schule und der Situation drum herum, dass ich nicht mehr hinging und mir eine Auszeit nahm, mit Plan das Jahr zu wiederholen. Zum ersten Mal nahm ich ein Antidepressiva in Anspruch – das mich so zittrig und nervös machte, dass ich ein Beruhigungsmittel dazu bekam. Ein Benzodiazepem, das man – laut einer Ärztin von meinem letzten Psychiatriebesuch – "nur alten, bösen Frauen verschreibt". Zumindest half es gegen die Panikattacken, aber es macht auch hochgradig abhängig und ließ mich herumlaufen wie ein Zombie.

Nachdem ich mich nach 3 Monaten überhaupt nicht mehr wohl fühlte, versuchte ich einen anderen Zugang und ging zu einer ganzheitlichen Medizinierin, die mir erst Mal sämtliche Psychopharmaka absetzte und meine Ernährung auf den Kopf stellte. Siehe da: Es wurde besser. So gut, dass ich im Herbst einen Neueinstieg in die Schule wagte.

Der nach gerade mal 4 Wochen wieder scheiterte.

Ich weigerte mich in die Schule zu gehen, ging nicht mehr aus dem Haus und kaum noch aus meinem Zimmer. Das Verhältnis zu meinen Eltern wurde immer schlechter, da sie nicht verstanden, was mit mir los war. Wie auch? Ich redete kaum. Mit Weihnachten fiel schließlich die Entscheidung die Schule zu schmeißen und mich in einem Versuch zumindest die Matura (österreichisches Abitur) zu machen, an einem Abendgymnasium anzumelden. Fernstudium, damit ich nur 3 Mal die Woche in die Schule musste und Erwachsenenbildung, was die Reibungsflächen für viele schulische Probleme wegnahm (glaubt mir, es macht einen großen Unterschied ob die eigenen Probleme von den Lehrern als "Phase" abgetan werden oder ob man damit offen umgehen kann, weil einem auf Augenhöhe begegnet wird).

Let's talk - Du bist nicht allein!Where stories live. Discover now