Kapitel 78

138K 5K 764
                                    

"Ich hab' dich vermisst!" rief May lachend und warf sich mir in die Arme.

Gerade waren wir endlich angekommen und aus dem stickigen Bus ausgestiegen und schon wurde ich von May zerquetscht. David hatte sich hinter mich gestellt und das wirklich nah, doch es schien niemandem aufzufallen, zumindest sah uns keiner auffällig an.

"Uff May, ich war nur zwei Wochen weg." grinste ich zurück. Ich fühlte mich ganz schön eingeengt, ließ ihre Attacke aber über mich ergehen.

"Ja, aber ich hatte nicht so viel zu tun, du warst weg, David war weg und ... Claire ist auch nicht nützlich momentan." verteidigte sie sich, wobei sie gegen Ende merkte, dass sie das Thema besser nicht anschneiden hätte sollen. Jetzt kehrte nämlich meine Sorge um Claire und Mason zurück.

Doch David lenkte geschickt ab, indem er sich nun auch noch auf uns beide warf.

"Gruppenkuscheln!" rief er freudig und drückte May und mich an sich, sodass wir uns jetzt zu dritt umarmten.

Dabei merkte ich genau, wie er erst leicht über meinen Rücken strich, seine Hand dann aber immer weiter runter rutschen ließ und sie schließlich auf meinem Po landete. Dafür kniff ich ihm leicht in den Arm.

David ließ uns wieder los und sah mich fragend an.

"Nicht hier!" flüsterte ich kaum hörbar, doch er verstand mich, denn er nickte, auch wenn es nicht unbedingt erfreut wirkte.

"Ich habe gehört ihr beide habt in einem Zimmer geschlafen? Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass beide von euch unverletzt zurück kommen." sagte May.

"So unverletzt bin ich gar nicht. Dein Bruder hat mir eine ordentliche Backpfeife mitgegeben." erklärte ich May und warf David kurz einen hämischen Blick zu.

"Ja, aber auch nur, weil sich dein Ex gegen deinen Willen an dich rangemacht hat und ich ihm dann durch ein paar Schläge zu verstehen gegeben habe, dass er das lassen soll. Ich kann ja nichts dafür, dass du dich genau dann zwischen uns stellst!" verteidigte er sich und warf mir einen bösen Blick zurück. Ich grinste nur und griff nach seiner Hand, um sie zu halten. Ich hoffte einfach, es würde niemand merken.

"Ich seh schon, gut lief bei euch auch nicht alles, aber ihr scheint euch ja wieder vertragen zu haben." Irrte ich mich, oder sah May dabei wirklich kurz auf unsere verschränkten Hände? Jedenfalls sagte sie nichts dazu und das war gut.

"Ich sollte meine Eltern auch mal begrüßen." Ich hatte sie ehrlich gesagt gerade erst entdeckt. Meine Eltern redeten mit dem Vater der Blacks, der auch gekommen war, wahrscheinlich um David nach Hause fahren zu können.

Ich ließ Davids Hand los und ging auf meine Eltern zu. Beide nahmen mich kurz in den Arm, machten aber keinen zu großen Aufstand, was mir ganz recht war.

"Hallo, Süße. Tut mir wahnsinnig leid, aber du wirst wohl noch drei Tage warten müssen, um uns alles was du erlebt hast zu erzählen." begann meine Mutter zu sagen. Fragend sah ich sie an. "Dein Vater und ich fahren übers Wochenende weg. Wir bringen dich noch schnell nach Hause, aber dann fahren wir auch gleich schon los." beantwortete sie meine ungestellte Frage.

"Das ist okay, ich bin ja wohl alt genug um auf mich selbst aufzupassen." beruhigte ich sie verständnisvoll.

Einige Stunden später lag ich schon in meinem Bett. Es war ungefähr halb elf und ich war so müde gewesen, dass ich mich einfach in mein Bett gelegt hatte. Es fühlte sich seltsam leer und kalt ohne David an, aber daran musste ich mich jetzt wieder gewöhnen. Ich kuschelte mich an die Decke, doch sie war kein guter Ersatz.

Ich war schon halb im Land der Träume, als ich plötzlich ein leises undefinierbares Geräusch hörte. Schlagartig hellwach setzte ich mich auf und sah mich erschrocken um. Was war das? Es kam vom Fenster.

My Best Friends BrotherWhere stories live. Discover now