Kapitel 47 - Verbrannt

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Es ist seltsam wie die Zeit vergeht. In manchen Momenten rennt sie als wäre das Leben ein Sprint, dann ist sie so schnell dass man sie kaum noch einholen kann und ehe man sich versieht, ist sie um. Manchmal kriecht sie und man schaut alle fünf Sekunden auf die Uhr. Man hat das Gefühl dass bereits Stunden vergangen sein müssen und in Wirklichkeit, sind es nur Minuten. Und manchmal, da fühlt es sich so an als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. In diesen Momenten spürt man nichts außer seinen Herzschlag und seine Atmung. Dann ist da nur ein Rauschen in den Ohren wodurch man die Umgebung komplett ausblendet und man starrt, ohne wirklich zu sehen, auf einen Punkt der überhaupt nicht existiert.

So war es kurz bevor die alles verschlingenden Flammen sie trafen. Ausdruckslos sah sie zu Draco der vor Panik schrie. Doch sie hörte ihn nicht. Ihre Beine waren festgefroren und weigerten sich, sich zu bewegen. Dann umhüllte sie die Hitze wie ein seidender Mantel und plötzlich war die Umgebung verschwunden. 

Da war nichts außer dem verdammten Schmerz der an jeder Stelle ihres Körpers aufloderte. Er war so stark dass sie nicht einmal mehr schreien konnte während sie Stück für Stück verbrannte. Dabei war doch beinahe alles gut gegangen. Sie hatte sich dazu entschlossen zu kämpfen, hatte endlich wieder etwas gefühlt und die Kontrolle zurück erlangt. Gerade erst war sie an Dracos Hand vor dem Monster geflohen und hatte ihren Zauberstab gezückt. 

Doch noch bevor sie ihren ersten Fluch auf den Drachen abfeuern konnte, trafen sie die Flammen und sie wusste dass dies ihr Tod sein würde. Das Ende. Sie merkte nicht einmal mehr wie ihre Beine sich selbstständig machten, ehe sie rückwärts von der Klippe taumelte und fiel.

***

Es war als hätte man Dracos Herz gewaltsam in Milliarden kleiner Stückchen zerrissen. Vor seinen Augen musste er mit ansehen wie die tödlichen Flammen des Drachens Hermione trafen und keine Sekunde später sah er wie sie fiel. 

"Neeeeeiiiiin!" schrie er aus Leibeskräften doch es war zu spät, er konnte sie nicht mehr retten, er hatte versagt. Trauer überwältigte ihn, nahm ihn in Besitz und lähmte seinen Körper. Sie war weg. Weg ein für alle mal, für immer. Fort. Tod. 

Wie hatte er zulassen können dass sie sich dieser Gefahr aussetzt. Wieso hatte er nicht früher etwas unternommen? Warum war er nicht für sie da gewesen als sie ihn gebraucht hatte? Das ist alles seine Schuld, nur seine. Er hatte sie umgebracht. ER HAT SIE GETÖTET! 

Sein Herz pulsierte wie ein Maschinengewehr und die Schuldgefühle schlugen auf ihn ein. Er hatte die Liebe seines Lebens getötet. "Hermione." sagte er atemlos und völlig von Schmerz verzerrt. Dann hob er den gesenkten Blick und starrte direkt auf das zufriedene Gesicht des unheilvollen Monsters.

Und plötzlich war die Traurigkeit wie weggeblasen. Sie wich einem anderen Gefühl, einem das noch viel stärker, viel intensiver auf ihn eindonnerte. Wut. Pure, blutrünstige Wut. "Du! Warum hast du das getan? Sie hat dir doch so viel geholfen! Warum? Sag es mir!" schrie er den Drachen an obwohl er wusste dass er ihm nicht antworten konnte. Er hatte diese Stimme nur einmal hören können und zwar als das Ungeheuer diesen Trank getrunken hatte. Doch das störte ihn nicht. 

Er zückte seinen Zauberstab und hielt in direkt in das riesige Gesicht des Drachens. Doch dieser interessierte sich nicht für ihn. Er wandte seinen Kopf um, suchte nach dem nächsten Opfer und fand es über sich. Potter drehte immer noch Kreise um ihn. 

"Antworte mir!" schrie Draco und die Wut in ihm übernahm die Kontrolle. Er hatte sie verloren, sie war tot. Warum? Sie war doch eben noch hier, hatte seine Hand ergriffen. Er hatte doch gerade erst ihre warme, vom Leben geküsste, Hand in seiner gehalten. Wie konnte es sein dass sie nun nicht mehr war? 

"Malfoy!" drang da Ginnys Stimme an sein Ohr. "Malfoy wir müssen den Plan zu Ende bringen. Los!" schrie sie mit roher Gewalt durch den Regen. Der Plan! Der sau dumme lächerliche Plan der niemals funktioniert. Wie sollten sie dieses Monster erledigen? Es war unmöglich und doch dürstete er nach Rache. Er wollte den leblosen Kopf des Drachens vor sich liegen sehen, die Augen so ausdruckslos als wären sie aus Glas.

Dramione - Walk into shadow Where stories live. Discover now