Kapitel 23 - Harry, Ron und Ginny

2.9K 140 46
                                    

"Hermione!" brüllte Draco aufgebracht an diesem Montag Nachmittag durch den Schulsprecherturm. "Das darf doch nicht wahr sein! Ich hab in einer Stunde ein Quidditch Spiel und wir wollten noch trainieren!"

Der Slytherin schritt mit zornigem Gesicht und einem pinken, mit Blümchen verziehrten, Besen in Hermiones Zimmer. Diese kringelte sich fast vor lachen als sie ihn stock sauer in ihrem Türrahmen sah.

"Ich hab dir doch gesagt du sollst das wieder in Ordnung bringen!" knurrte er sie an und zeigte auf seinen Nimbus. "Tut mir leid Draco." sagte Hermione immer noch lachend "Das muss ich wohl vergessen haben."

Dracos Augen verengten sich zu Schlitzen. Das war doch wohl nicht ihr ernst! Er konnte sich doch nicht mit diesem Kleinmädchenbesen auf das Tunier trauen. Seine Mannschaft würde ihn dafür verspotten und an die Fans wollte er gar nicht erst denken!

"Jetzt hör auf zu lachen und hilf mir das abzumachen!" sagte er wütend. Doch Hermione hielt sich nur amüsiert den Bauch. "Das kriegen wir nicht runter wenn du jetzt zum Training musst. Ich hab die Farbe magieresistent gezaubert. Das geht nur mit Handarbeit. Ich fand es lustig dich beim schrubben zu sehen." Aber dass du damit fliegen musst ist noch viel besser, fügte sie ihn Gedanken hinzu.

Dracos Gesicht wurde noch blasser als es sowieso schon war. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als damit zu fliegen. Ach du heilige Trollscheiße. Dieses Quidditchspiel wird wohl keiner so schnell vergessen. Er starrte Hermione nocheinmal böse an, wandte sich dann schließlich ab und verschwand durch den Wandteppich nach draußen.

Hermione blieb zurück. Immer noch lachend, auf dieses Spiel freute sie sich jetzt schon.

***

Es ist gleich so weit, dachte sich die Gryffindor als sie von ihrem Buch aufsah und auf ihre Muggeluhr blickte. Sie war mal wieder komplett in einer anderen Welt versunken und hatte die Zeit total vergessen. In zehn Minuten würde das Spiel beginnen, sie musste sich beeilen wenn sie noch einen Platz ergattern wollte.

Schnell schnappte sie sich ihre Schuhe und stürmte fast im selben Moment aus dem Turm hinaus, über die grünen Wiesen zu dem hauseigenen Quidditchstadion von Hogwarts. Es waren bereits viele Menschen versammelt die alle unaufhörlich durcheinander quasselten und Wetten zum Ausgang des Spiels abschlossen.

Als Hermione die gewohnte Tribüne hinaufstürmte stockte ihr im nächsten Moment das Herz. Vor ihr saßen Harry, Ron und Ginny und starrten sie ausdurckslos an. Normalerweise hätte sie sich zu ihnen gesetzt doch im Anbetracht der Umstände traute sie sich nicht.

Deswegen stand sie dort und schaute traurig auf ihre ehemaligen besten Freunde hinab. Dass sie nicht erwünscht war gab ihr Ron eindeutig zu verstehen. Er sah sie an und meinte "Bist du etwa gekommen um Slytherin anzufeuern? Du bist im falschen Turm Hermione, die Schlangen Fans gehören auf die andere Seite!"

Damit wandte er sich wieder ab und starrte sturr auf das noch leere Spielfeld. Auch Harry und Ginny würdigten sie keines Blickes. Das war zu viel für Hermione. In ihr sammelten sich all die aufgestauten Schuldgefühle, die sie wegen ihrer Freunde empfunden hatte, und bahnten sich den Weg in die Freiheit durch ihren Mund.

"Ich dachte wir wären Freunde? Ja ich weiß Ronald ich habe dir weh getan und zwar sehr und ich weiß nicht wie oft ich mich dafür entschuldigen muss aber ich werde es solange tun bis du meine Entschuldigung annimmst. Du bedeutest mir doch immer noch so viel. Du bist doch mein bester Freund!" fing sie an ihrem Frust Gehör zu verschaffen.

Die anwesenden Gryffindors auf dem Turm schauten neugierig zu Hermione auf. Doch das störte sie nicht im geringsten, sollen sie doch zuhören, ihr war das egal! Sie musste mit ihnen reden und sonst gingen sie ihr gepflegt aus dem Weg.

"Und du Harry, ich habe deinen besten Freund verletzt aber ich bin doch deine beste Freundin? Oder etwa nicht? Von dir habe ich immer geglaubt dass du zu mir stehst oder zumindest, wie in diesem Fall, neutral bleibst. Ich will doch nur mit dir reden! Mit euch allen, aber ihr wollt mir ja nicht zuhören!"

Immer noch sahen die drei einfach auf das Spielfeld so als ob Hermione überhaubt nicht da wäre, als würde niemand etwas sagen. "Schaut mich doch bitte an!" sagte sie verzweifelt. "Ginny..." sie blickte auf ihre beste Freundin, die roten Haare wehten ihr ins Gesicht, den Mund hatte sie nach unten verzogen.

"Ginny, ich weiß Ron ist dein Bruder und wie ich es auch schon zu ihm gesagt habe, ich würde alles für ihn tun damit wir einfach wieder Freunde sind und das mein ich absolut ernst aber ich weiß nicht was ich tun kann. Ich brauche dich doch jetzt. Es ist so viel passiert, mir ist so viel passiert und du warst immer für mich da, warum jetzt nicht? Warum verachtest du mich so wegen dieser einen Tat?" fragte sie traurig.

Keiner rührte sich. Keiner sagte nur ein Wort, keiner sah sie auch nur an. "Ich vermisse meine besten Freunde, ich hätte sie so gerne wieder, können wir nicht darüber reden? Bin ich euch denn gar nichts wert?" wimmerte Hermione.

Keine Reaktion. Alle drei ignorierten sie, sie fühlte sich wie die Luft die sie umgab. Sie war da keine Frage aber niemand scheint sie wahr zu nehmen. Die Tatsache dass sie sich weigerten mit ihr zu reden war für Hermione so viel schlimmer als einfach angeschriehen zu werden.

"Bitte..." versuchte sie es ein letztes Mal. Die unfreiwilligen Zuschauer hielten gespannt den Atem an. So still war es noch nie kurz vor einem Quidditchspiel. Als die Gryffindor gerade die Hoffung aufgab auch nur ein Wort zu bekommen drehte Ginny plötzlich ihren Kopf und sah Hermione mit zornig flackernden Augen an.

"Wir müssen nicht reden, es ist alles gesagt. Wir waren Freunde, ja. Die Betonung liegt hierbei aber auf waren. Blut ist nunmal dicker als Wasser Hermione! Und jetzt geh, keiner möchte dich hier haben du hast uns alle mit deinem Verhalten enttäuscht und verletzt." Ginny sprach mit eiskalter Stimme. Hermione hatte das Gefühl ihre Adern würden gefrieren. Erst als sie aufgehört hatte zu sprechen taute das Eis wieder und sie begann auf der Stelle zu weinen.

Beschämt stürtze sie die Treppe hinunter durch die sie eben gekommen war und landete an deren Ende hart auf dem, aus Kies bestehenden, Boden. Ihre Tränen kullerten unkontrolliert ihre Wangen hinab und sie fühlte sich so einsam wie schon lange nicht mehr.

Warum wollten sie ihr nicht zuhören? Würden sie es überhaubt verstehen wenn sie es ihnen erklären würde? Würde es irgendwann so sein wie früher? Ihr glitten so viele Fragen durch den Kopf auf die sie keine Antworten besaß. Wo sollte sie jetzt hin gehen?

Sie hörte die Pfeife die den Starschuss für das Spiel gab. Na toll. In nur zehn Minuten hatten sie es geschafft ihre Laune von überaus amüsiert in bitterlich verzweifelt und traurig zu wandeln. Nichteinmal die Tatsache das Draco grade auf einem pinken Besen flog konnte ihre Stimmung noch heben.

Sie war kein schlechter Mensch. Plötzlich spürte sie eine zierliche Hand die ihr aufmunternd über den Rücken strich. Ihr Herz fing an zu klopfen? War es Ginny? Hatte sie es sich doch anders überlegt und wollte ihr zuhören?

Doch ihre Hoffnungen zerstreuten sich so schnell wie sie kamen. Vor ihr stand Luna Lovegood, wie immer ein mildes Lächeln auf den Lippen, und sah mitfühlend auf sie herab. In Hermiones Augen bildeten sich erneut Tränen und Luna zog sie stumm in ihre Arme und streichelte ihr beruhigend über ihr Haar.

Eine ganze Weile standen sie so da.

Luna fragte nicht nach was los war, sie sagte gar nichts und das war Hermione nur recht. Sie konnte nicht darüber reden, nicht jetzt und nicht hier.

Es reichte schon das Luna da war, dass sie sie nicht verachtete weil sie Gefühle für den sogenannten Feind hatte. Das sie zu ihr stand obwohl es niemand ihrer alten Freunde tat.

Über Luna konnte man sagen was man wollte, aber wenn es darauf ankam war sie eine super Freundin. Vielleicht sogar ihre Beste.

Am Rande bekam sie mit das Slytherin gewonnen hatte und die Merheit diese Tatsache schrecklich fand.

Doch sie hatte keine Lust zu feiern, angeblich gehörte sie ja dem falschen Team an.

Sie lächelte Luna liebevoll an, hauchte ihr aufrichtig ein "Danke" zu und ging dann zurück zum Schloss.

Wenigstens hatte sie Draco, dachte sie sich. Doch in ihrem Herzen schmerzten die Worte ihrer Freunde.

Dramione - Walk into shadow Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt