Kapitel 1

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Jamies PoV


„Wir werden umziehen Schatz." Die Worte meiner Mutter ließen mich aufatmen. Weg von hier, weg von dieser Schule. Endlich. Einen Freak, das nannten sie mich und obwohl ich laut ihnen keine Gefühle hatte, verletzten ihre Worte mich.

Meine Welt war grau, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich war mit einem Gendefekt geboren worden. Ich konnte keine Farben sehen, meine Welt bestand aus einer einzigen Farbe: Grau.

„In zwei Tagen geht unser Flug." Erstaunt sah ich sie an, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass wir in ein anderes Land ziehen würden. „Unser Flug?", fragte ich geschockt.

Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht meiner Mum: „Du willst doch nicht etwa nach LA laufen, oder?" Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Bestimmt nicht Mum!" Schnell lief ich nach oben in mein Zimmer, wo ich mit Packen begann.

Da für mich alle Klamotten grau waren, stand auf jedem meiner Kleidungsstücke, welche Farbe es hatte. Wenn diese Beschriftung nicht wäre, würden die Leute in meiner Schule nur noch mehr über mich lachen.


Die Dinge, die mir wichtig waren, schmiss ich in einen kleinen Koffer, der Rest würde mich nur an mein altes, nicht gerade tolles Leben erinnern. Nachdem ein Großteil der Dinge in meinem Koffer verschwunden war, stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete mich darin: Graue Haare, graue Augen, graue Haut.

Meine Mutter hatte mir gesagt, dass meine Haare hellbraun und meine Augen grün waren. Dem Grauton meiner Haut nach zu urteilen, war sie hell und bleich, was vielleicht daran lag, dass ich das Haus nie verließ, weil ich nicht hören und sehen wollte, wie sich Andere über all die Farben freuten.

Als ich jünger gewesen war, hatte ich bemerkt, dass Mädchen Blumen liebten, ihrer schönen Farben wegen, doch ich schlichtweg nichts empfand, als ich sie sah. Bevor ich meiner schwarzen Kleidung wegen gemobbt wurde, hatte ich Farben vermieden, um möglichst wenig darüber nachzudenken, was ich verpasste.

Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, die zwar schön gelockt waren, aber in meinen Augen einfach nur grau aussahen. „Jamie, kommst du bitte Essen?", rief meine Mutter von unten.

„Bin schon auf dem Weg!", schrie ich zurück und rannte die Treppe hinunter ins Esszimmer. Der Duft von Pfannkuchen stieg mir in die Nase und das Wasser lief mir im Mund zusammen.

„Pfannkuchen!" „Ja Schatz, mir müssen ja feiern, dass wir endlich hier wegkommen!" Damit hatte sie wohl mehr als Recht, denn auch sie hatte darunter gelitten, mich so traurig zu sehen.

Eine Weile aßen wir schweigend, bis mir meine Mum von unserem neuen Leben erzählte: „Wir haben ein riesiges Haus in Strandnähe, außerdem liegt deine neue Schule ganz in der Nähe."

Bei dem Wort Schule verschlechterte sich meine Laune augenblicklich. Würden die Leute in meiner neuen Schule ebenso gemein sein, wie die in meiner letzten? „Keine Angst Schatz, das wird schon."

Sie spürte immer, wenn ich mir Gedanken machte. „Und was, wenn es nicht wird?", fragte ich niedergeschlagen. Wir konnten schließlich nicht noch einmal umziehen, dafür hatten wir einfach kein Geld.

„Dein Vater will dich übrigens sehen." Augenblicklich war mein Hunger verschwunden und alles was ich herausbrachte, war ein erstauntes „Oh". Mein Vater war abgehauen, nachdem er erfahren hatte, dass ich einen Gendefekt hatte und hatte sich nie wieder gemeldet.

„Ich will ihn nicht sehen, er ist ein Idiot!" „Ohne ihn könnten wir uns diesen Umzug nie leisten! Gib ihm doch wenigstens eine Chance!" „Aber ich will ihm keine Chance geben, er hat mir doch auch nie eine gegeben!", schrie ich sie an.

Grey world a german Ross Lynch FF ♥ (R5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt