Kapitel 2 - Nahes Meer

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Nach den Worten meiner Mutter beeile ich mich natürlich erst Recht und nach zwanzig Minuten sind alle Kartons im richtigen Zimmer. Meine Geschwister sind mittlerweile auch wieder da. Ich räume schon mal ein paar Kartons aus, da zwei meiner Schränke bereits im Zimmer sind, und achte darauf, die Surf-Sachen draußen zu lassen. Dabei fällt mir mein Surf-Award in die Hände, welchen ich vor knapp einem Jahr bei einer Nationalmeisterschaft der Jugend gewonnen habe. Es ist ein kleines Surfbrett mit meinem Namen, welches auf einem Sockel steht. Eine silberne 2 wird von Lorbeeren umringt und lässt mich lächeln. Auf einmal klopft es und zwei Männer stehen mit meinem Bett vor meinem Zimmer. Schnell öffne ich die Tür und sage ihnen, wo sie es hinstellen sollen, was sie dann tun. So geht es noch ein paar Mal, bis letzten Endes alle meine Möbel im Zimmer sind und ich fertig auspacken kann.

Ich habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergeht, bis mich meine Mutter zum Essen ruft. Ich reiße in Realisation kurz geschockt die Augen auf, nur um danach enttäuscht zu Seufzen. Das war es dann wohl mit dem Einweihen des Boardes. Meine Mutter scheint meine Trauer zu bemerken als ich runter komme. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Hast du was wichtiges in Daegu vergessen?", fragt sie mich, während sie mir eine Hand auf die Schulter legt. „Nein, glaube ich zumindest, aber ich hatte mich eigentlich voll darauf gefreut, nachher noch surfen zu gehen", gebe ich niedergeschlagen zu. Sie schaut mich nur mit merkwürdigem, verständnislosen Blick an. „Hast du dir beim Auspacken ein Bein gebrochen?", fragt sie dann. 

„Nicht dass ich wüsste, nein", gebe ich irritiert und mit einem leichten Lachen von mir.
„Irgendwas anderes?"
„Nein", ich werde zunehmend verwirrt.
„Bist du erkältet?"
„Nein, aber warum fra-", will ich anfangen.
„Warum gehst du dann gleich nicht surfen?", unterbricht sie mich jedoch verständnislos.

„Weil... Ich nicht darf?", es ist mehr eine Frage als eine Antwort. „Wer hat das denn gesagt?", fragt meine Mutter. „Ihr? Weil es zu gefährlich wäre, abends rauszugehen", stelle ich fest, woraufhin sie seufzend mit ihren Augen rollt. „Daegu ist ja auch was anderes als Sokcho. Du musstest erst mal zwei Stunden zum Meer fahren oder generell erst mal vom Land weg, was auch mindestens eine Stunde gedauert hat, und damals warst du jünger", erklärt sie. „Jetzt bist du 17, das Meer ist um die Ecke und hier am Strand ist wahrscheinlich eh fast immer einer. Also kannst du ruhig gehen." Überrumpelt schaue ich meine Mutter an, bevor ich sie feste und mit einem breiten Grinsen umarme. „Danke Mutter", sage ich glücklich und tapse ins Esszimmer wo bereits mein Vater, Bruder und meine Schwester sitzen. Das Essen steht auch schon auf dem Tisch.

Ich beeile mich mit essen und danach werden meine Geschwister zum Küchendienst verpflichtet während ich hoch gehe und meinen engen Neoprenanzug anziehe. Er ist schwarz und hat blau-grüne Elemente, die besonders im Meer sehr schön aussehen. Wenn ich so darüber nachdenke, passt er wunderbar zu meinem Board. Darüber ziehe ich mir noch eine Hose, bevor ich sie dann doch wieder ausziehe, weil ich sie sonst mit Schleppe müsste. Ich schnappe mir noch meinen Wachskamm und meinen Wachs, nehme mir ein Handtuch aus dem Schrank und gehe nach unten. Dort angekommen lege ich das Handtuch auf das Armaturenbrett und stecke meinen Kopf ins Wohnzimmer. „Ich bin dann weg", sage ich und höre noch ein „viel Spaß" von meiner Mutter und bin schon aus der Tür. Ich klemme mir mein Surfbrett unter den Arm und schlage den Weg zum Strand ein. Vor lauter Vorfreude stiehlt sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht.

Under The Sea ♛ TaeKook [completed; Hobby Award, Fishriver Award]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt