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Am nächsten Morgen stürmte Sakura geradezu durch die Flure des Krankenhauses. Sie wollte Naruto möglichst schnell die gute Nachricht aus Sunagakure überbringen, die gerade entschlüsselt worden war. In den Händen hielt sie einen Teller mit Apfelstückchen, mit denen sie sich am frühen Morgen, eigentlich in Ruhe, auf den Weg zum Krankenhaus gemacht hatte, bis sie einem Mitglied der Entschlüsselungsabteilung über den Weg gelaufen war. Sie war sich nicht ganz sicher, ob Naruto mit der Info überhaupt etwas Anfangen würde können, aber er hätte es sich auf jeden Fall gewünscht, zu erfahren dass Gaara noch am Leben ist, wenn er noch gesund wäre. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, er könnte sich noch an fast alles erinnern, aber im nächsten Augenblick rätselte er, wer da vor ihm stehen könnte. Sakura hatte sich zwar ausführlich mit den Berichten über den sonstigen Verlauf von Amnesia beschäftigt, aber so etwas Seltsames war nirgendwo beschrieben. Normalerweise verloren die Betroffenen recht schnell so gut wie alle Erinnerungen, außer ein paar für sie sehr wichtige. Doch Naruto hatte sich gestern mal wieder so mit ihr unterhalten, als hätte er gar keine Amnesie, auch wenn etwas schwermütig war er scheinbar. Naja, dass Geheimnis würde sie auch noch lösen. Als Nächstes warteten sie erst mal auf eine Rückmeldung von Orochimaru.

Inzwischen war Sakura vor Narutos Zimmertür angekommen. „So, genug der Grübelei", sagte sie und stieß mit einem lauten „Naruto, rate mal was ich gerade erfahren habe...", die Tür auf. Doch dann brach sie plötzlich ab.Es war so still hier. Schnell ließ sie ihre Augen durch das Zimmer wandern. Normalerweise sagte Naruto doch so etwas wie: „An so eine Tür kann man klopfen, weißt du?" oder machte sich sonst irgendwie bemerkbar... Als sie ihren Freund in seinem Bett erblickte, ließ sie den Teller, den sie bis eben noch in der Hand gehalten hatte, fallen. Das konnte nicht war sein. Jeder andere hätte dort liegen können mit stumpfen Blick und fast als wäre er in seinem Lächeln erstarrt, aber doch nicht Naruto! Doch nicht der quirlige, überdrehte Junge, der immer so tat, als wäre alles in Ordnung und dessen Augen jede seiner Emotionen widerspiegeln, weswegen man ihn doch sofort durchschaute. Langsam, schon fast wie eine aufgezogene Puppe, bewegte sich Sakura auf das Krankenbett zu. „Naruto?", fragte sie leise, schon fast unhörbar. Doch dann wurden ihre Rufe immer lauter: „Naruto?!... Naruto... Naruto!!!" und dabei schüttelte sie den bewegungslosen immer stärker an den Schultern. Bis sie von zwei Händen aufgehalten wurde, die sie nach hinten zogen. Langsam ging Sakura in die Knie und begann hemmungslos zu weinen, wobei sie sich an Tsunade lehnte, die sie eben aufgehalten hatte. Diese konnte genauso wenig begreifen, was sie da sah, und wollte es auch nicht.

Sie war gestern Abend im Forschungsbüro der Krankenstation gewesen, da sie einfach keine Ruhe finden konnte. Sie hatte gestern Abend nämlich den Hauptgewinn bei einer Losziehung gewonnen und hatte sich darüber, so schrecklich aufgeregt, dass sie direkt in Narutos Zimmer gestürmt war, doch als sie, seine Zimmertür genauso schnell aufriss, wie Sakura einige Stunden später, hatte der Blondschopf noch geschlafen, oder zumindest so getan, weswegen sie ins Labor gegangen und dort so lange experimentiert haben musste, bis sie eingeschlafen war.

Doch dann war sie von dem Klirren des Tellers hochgeschreckt und schnell zu dem Ursprung des Geräuschs geeilt. Sie wusste sofort, was passiert sein musste, und wollte es dennoch nicht wahr haben. Während ihr selbst die Tränen über die Wangen liefen, streichelte Tsunade Sakura beruhigend über den Rücken, auf jeden Fall probierte sie dies, wobei ihre Hand zitterte wie Espenlaub.

Wie lange die beiden dort knieten, konnten sie im Nachhinein nicht mehr sagen, aber es war ihnen wie eine Ewigkeit vorgekommen, in welcher beide nicht die Realität realisieren konnten. Irgendwann richtete sich Sakura dann auf, wobei ihre Bewegungen schon fast erzwungen wirkten und reichte dann Tsunade ihre Hand um ihr aufzuhelfen. Noch eine weitere Ewigkeit starrten die beiden auf die Statue, die einmal Naruto war. Doch dann viel Sakuras Blick auf den Nachttisch, wo Sasuke in der Nacht die Briefe wieder fein säuberlich hingelegt hatte. Langsam nahm sie sie in die Hand und ging sie durch:

Für jeden von Narutos Freunden war da ein Brief und auch für einige, die er wohl eher als Feinde betrachtet haben musste. Doch das war unmöglich! In jedem Fall laut der Krankheit laut dem, was in den Akten stand, war dies unmöglich.

Ihre Hand begann stark zu zittern, als sie den Brief mit ihrem Namen darauf geschrieben sah. Er war eindeutig in Narutos Handschrift auf das Papier des Briefumschlags gekritzelt. Sie gab die Briefe, bis auf den an sie adressierten, an Tsunade weiter, welche sich deren Entstehung, wenn sie ihren verwirrten Blick richtig deutete, auch nicht herleiten konnte. Auch sie ging sie durch und hielt kurz inne, als sie ihren Namen las, doch dann steckte sie die Briefe ein und sagte zu Sakura, wobei sie probierte das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken und autoritär zu wirken: „Wir müssen den anderen Bescheid geben!" Dann ging sie aus dem Zimmer, sich fest vornehmend nachher noch einmal hierhin zurückzukehren, wenn alles wichtige geklärt war. Sakura folgte ihr, etwas widerwillig, und ließ den Blick immer wieder durch den Raum schweifen, bevor sie sich noch ein letztes Mal umdrehte, um Naruto zu betrachten, der so friedlich zu lächeln schien. Dann wandte sie sich wieder nach vorne und schloss leise die Tür hinter sich, einen ähnlichen Beschluss wie Tsunade fassend. Dann blieb der erstarrte Naruto alleine mit den Scherben des Tellers und den zertretenden Apfelstückchen in der Stille des Zimmers zurück, wobei diese bald wieder von Wehklagen unterbrochen werden würde.

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So, das nächste Kapitel ist fertig und ja, es musste so mega dramatisch sein ;)

Ich hoffe es war nicht zu lang gezogen. Ich würde mich über euer Feedback freuen ^_^

Jetzt wünsch ich euch noch ein wunderschönes Wochenende!!!

Maggie

Amnesia ReturnWhere stories live. Discover now