Kapitel 50

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Zuko POV

Bei Morgengrauen erreichten wir endlich die Insel. Es war eine grosse Vulkaninsel. Das erschreckende war, dass sich dieses Gefängnis im Inneren des Vulkans befand. Nun erkannte ich den Grund, weshalb die Festung niemals entdeckt wurde. Eine grosse Rauchwolke umhüllte das gesamte Gebäude, womit es nur aus nächster Nähe zu erkennen war. Die anderen Soldaten bezeichneten ihn als der Brodelnder Fels.
Das Frustrierendste an der Sache war, dass man nur mithilfe einer Gondel ins Innere der Festung kam. Diese Erkenntnis beunruhigte mich sehr. Eine unauffällige Flucht konnten wir somit vergessen. Ein weiteres Problem bereitete uns das kochende Wasser, welches ums Gebäude brodelte. Hin und wieder spritzte eine bedrohliche Fontäne hoch, woran sich Jet einmal verbrannte und sich einen schmerzerfüllten Schrei verkneifen musste.
Mein Optimismus war nun definitiv im Keller.

Als wir das Gebäude nach einer gefühlten Ewigkeit endlich betreten durften, war es bereits nach Mittag. Wir wurden als Wache eingestellt und mussten die Insassen bewachen, während sie sich im Hof aufhielten. Bevor dies aber der Fall war, durften wir im Esssaal eine Kleinigkeit essen.
Jet, Suki und ich setzten uns an einen Tisch und assen etwas, wobei das Essen hier einfach grässlich war. Jedoch hatten wir alle seit Stunden nichts mehr zu uns genommen, weshalb wir es gezwungenermassen hinunter schlangen.
„Eine unauffällige Flucht können wir vergessen!", raunte ich ihnen zu, „wie sollen wir verdammt nochmal von diesem Vulkan raus! Die Gondel ist der einzige Ausweg, aber dieser wird von mehreren dutzend Soldaten rund um die Uhr bewacht. Wir sind geliefert!"
Jet schien genauso verzweifelt zu sein wie ich, was mich umso mehr beunruhigte. Sonst war er immer derjenige, wo für alles eine Lösung parat hatte. „Ich weiß es nicht", gab er betroffen zu.
„Was?!", rief ich, woraufhin ein paar Soldaten neugierig zu unserem Tisch rübersahen. Ich atmete tief durch, um mich wieder einigermassen einzukriegen. „Was soll das heissen, du weißt es nicht? Jet wir müssen hier raus!"
„Woher hätte ich den wissen sollen, dass sich ihr verdammtes Gefängnis in einem aktiven Vulkan befindet!", zischte Jet verärgert, „gib bloß nicht mir dir Schuld. Ohne mich würdest du wahrscheinlich noch orientierungslose in der Feuernation herumirren!"
Bevor ich etwas dazu erwidern konnte, mischte sich Suki ein. „Jungs! Beruhigt euch gefälligst. Wenn wir uns jetzt streiten, wird uns das auch nicht hier rausbringen!"
Ich seufzte frustriert und wollte mir gerade wie gewohnt mit der Hand durchs Haar fahren, als mir einfiel, dass ich noch diesen dämlichen Helm anhatte. Alle anderen hatte ihn ausgezogen, jedoch besassen sie keine Narbe mitten im Gesicht, welche ihre wahre Identität verraten könnte. Dadurch wurde ich von allen Seiten belustigt angestarrt, was mir auf die Nerven ging.
„Ich lass mir schon was einfallen", versuchte mich Jet zu beruhigen, „vielleicht wissen Katara und Ash mehr über diesen Ort, was uns aus diesem Loch rausholen könnte."
„Apropos Katara und Ash", Suki sah auf die Uhr, welche an der Wand hing, „wann werden sie nochmals in den Hof freigelassen?"
„In ungefähr zwei Stunden", antwortete Jet.
Als sie Katara erwähnten, spürte ich Aufregung in mir aufsteigen. Ich konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen.
Noch immer betete ich zu den Geistern, dass es ihr gut ging und die anderen Insassen sie in Ruhe gelassen hatten. Zum ersten Mal war ich erleichtert darüber, dass Ash bei ihr war. Er würde sie bestimmt vor den anderen Männern beschützen.
Meine Hände zitterten leicht und mein Blick ruhte die ganze Zeit auf der Uhr. Ich zählte die Sekunden bis zu unserem Wiedersehen.

Katara POV

Als die laute Sirene ertönte und die Türen aufgeschlossen wurden, eilte ich hinaus zu Ash's Zelle. Seit fast einer Woche befanden wir uns schon in diesem Gefängnis.
Glücklicherweise hatte es bis jetzt noch kein Insasse gewagt mich zu belästigen worüber ich mehr als erleichtert war. Das hatte ich Chit Sang und seiner Gruppe zu verdanken, die hier unter den Insassen das Sagen hatten. Er war bereits seit dem Aufbau dieser Festung hier gefangen und hatte sich an das Leben hier drin gut angepasst. Sogar unter den Wächtern besass er einen gewissen Respekt und man hatte so manche Vorteile, wenn man mit ihm befreundet war.
Nachdem ich Ash von seiner Zelle abgeholt hatte, gingen wir zu Chit Sangs Tisch, an dem seine Gruppe immer ihre Zeit verbrachte. Gerade bewarfen sich zwei Männer mit Metallbechern, woraufhin die Sache eskalierte und sie anfingen, aufeinander einzuprügeln. Die anderen Insassen johlten und feuerten ihren Favoriten an. Das war einer der beliebten Alltagstätigkeit hier, woran ich mich schon längst gewöhnt hatte.
Ash hatte seinen Arm schützend um mich gelegt und unterhielt sich gerade mit Lee. Auch er hatte sich hier gut eingelebt und sogar ein paar Freunde gefunden.
Wir kamen uns von Tag zu Tag näher und ich konnte nicht abstreiten, dass zwischen uns eine starke Verbindung entstanden war. Jedoch sah ich diese Beziehung nur im freundschaftlichen Sinne, während er es anders wahrnahm. Schon mehrmals hatte er kleine Annäherungsversuche gestartet, die ich aber abgeblockt hatte. Oft kam es daraufhin zu kleinen Auseinandersetzungen, welche aber am nächsten Tagen wieder vergessen waren.
Ich hoffte inständig, dass er es irgendwann endlich begreifen würde, dass ich für ihn nichts empfand uns sich das auch nie ändern würde. Meine Gefühle galten noch immer Zuko. Der Gedanke an ihn versetzte mir jedes Mal einen schmerzhaften Stich im Herzen und ich vergoss vor allem nachts Tränen seinetwegen. Ich sehnte mich so sehr nach ihn und die Tatsache, dass ich ihn womöglich nie wieder sehen würde, zerstörte mich innerlich.

Kurz nachdem wir freigelassen wurden, tauchte plötzlich ein Soldat auf, der geradezu auf mich zukam. Es wurde augenblicklich still am Tisch. Als er mich am Arm packte und von der Bank hochziehen wollte, erhob sich Ash und baute sich drohend vor ihm auf.
„Ash!", rief Chit Sang, „lass ihn seine Arbeit machen. Misch dich nicht in seiner Angelegenheit ein."
Ungläubig schüttelte Ash den Kopf. Danach drehte er sich wieder zu dem Wächter um und blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Wenn du oder eure Kollegen es wagen solltet, Katara auf irgendeiner Weise wehzutun, mach ich euch kalt!"
Der Wächter blieb weiterhin stumm und packte mich erneut am Arm. Widerwillig folgte ich ihm und sah noch ein letztes Mal ängstlich zu Ash und den anderen. Ich konnte Besorgnis in ihren Gesichtern erkennen, was mich umso mehr beunruhigte.
Ich wurde in einer leeren Zelle geschubst. Der Wächter verschloss die Tür hinter sich und lehnte sich dann dagegen. Augenblick spürte ich Panik in mir aufsteigen. Ich befürchtete das Schlimmste. „Was wollt ihr von mir?", fragte ich ängstlich, „ich habe nichts verbrochen... Bitte lasst mich gehen!"
Der Wächter schwieg noch immer und liess mich nicht aus den Augen. Er trug einen Helm, weshalb ich sein Gesicht dahinter nicht erkennen konnte. Somit konnte ich ihn nicht bei den anderen Wächtern melden, sollte er versuchen, mich zu belästigen.
Als er plötzlich mit grossen Schritten auf mich zukam, schrie ich panisch, woraufhin er eine Hand auf meinen Mund legte. „Pschht! Katara beruhige dich. Ich bin's!"
Ich erstarrte und hörte auf, mich zu wehren. Nein! Das kann nicht sein!
Er zog seinen Helm aus, womit meine Vermutung bestätigt wurde. Vor mir stand ein lächelnder Zuko. „Zuko!", kreischte ich überwältigt und fiel ihm stürmisch um den Hals.
Er drücke mich fest an sich. Sein vertrauter Geruch drang mir in die Nase. Ich spürte wie meine Augen feucht wurden und sich ein ein Klos in meinem Hals bildete.
„Endlich", raunte er mir ins Ohr, „so lange habe ich nach dir gesucht."
„Wie kann das sein?", schluchzte ich, „wie hast du mich hier gefunden? Weshalb trägst du die Uniform der Wächter? Ich..."
Ich schaffte es nicht, einen weiteren Satz zu bilden weil mir erneut ein lautes Schluchzen entfuhr. Tränen flossen pausenlos über meine Wangen und ich drohte zusammenzubrechen.
„Beruhige dich Katara. Es wird alles wieder gut. Wir werden dich und Ash hier rausholen", flüsterte Zuko und strich mir liebevoll mit der Hand über den Rücken.

Nachdem ich mich einigermassen unter Kontrolle hatte, erzählte er mir von den Geschehnissen in den vergangenen Tagen. Ich konnte es immer noch nicht realisieren, dass Zuko hier war. Meine Hoffnung, dass er mich jemals finden würde, war in den letzten Tagen fast vollständig verschwunden.
„Nun müssen wir nur noch herausfinden, wie wir euch aus diesem Drecksloch rausbekommen", grummelte er.
„Uns wird schon etwas einfallen", beruhigte ich ihn, „ich werde mit Chit Sang sprechen. Er kennt sich hier am Besten aus."
Überrascht hob er eine Augenbraue. „Chit Sang? Wer ist das? Können wir ihm trauen?"
In Kurzfassung erzählte ich ihm von Chit Sang und seiner Gruppe.
„Na schön. Pass aber bitte auf dich auf", ermahnte er mich besorgt.
„Das werde ich", versprach ich ihm und fuhr ihm dann mit der Hand durchs Haar, welches durch den Helm total zerzaust war.
Seine Augen bohrten sich in meine und ich konnte erkennen, wie er sich kurz anspannte. Mir fiel wieder unsere Trennung ein, woraufhin ich meine Hand ruckartig zurückzog und seinem eindringlichen Blick auswich. Ich wusste nicht, wie ich mich nun in seiner Gegenwart verhalten sollte. Ihm schien es genauso zu ergehen.
„Du solltest jetzt gehen", murmelte ich, „die Pause ist bald vorbei."
„Da hast du Recht", sagte er mit heiserer Stimme, „ich werde dich so bald wie möglich wieder in deiner Zelle aufsuchen. Versuche bis dahin die Angelegenheit mit Ash und diesem Chit Sang zu klären."
Ich willigte ein, woraufhin er seinen Helm wieder aufsetzte und die Zellentür öffnete. Nachdem er sich sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand, verliess er den Raum und liess mich alleine.
Ich wartete noch einen kurzen Moment und verliess dann ebenfalls die Zelle. Meine Beine zitterten leicht und ich konnte es kaum erwarten, Ash von den guten Neuigkeiten zu erzählen.

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt