Kapitel 43

717 27 6
                                    

Katara POV

Die nächsten Tagen verbrachte ich damit, mich in meinem Zimmer zu verkriechen. Ich wollte nicht riskieren Zuko zu sehen. Dafür fühlte ich mich noch nicht bereit.
Am Tag unserer Trennung brachte mir ein Dienstmädchen einzelne Kleidungsstücke vorbei, welche vor der Tür abgelegt wurden. Mir war sofort klar gewesen, dass es sich um die Kleidung handelte, die ich bei Zuko im Zimmer liegen gelassen hatte. Scheinbar hatte er sie von jemanden vorbei bringen lassen.
Ich deutete es als schlechtes Zeichen und fühlte mich deswegen noch mieser fühlte. Wahrscheinlich war er sauer und verabscheute mich nun. Dieser Gedanke versetzte mir einen schmerzhaften Stich. Andererseits war ich auch erleichtert darüber. Vielleicht würde es dann einfacher werden, ihn zu vergessen, wenn er nicht mehr meine Nähe suchte.
Aber eigentlich wollte ich ihn nicht vergessen und ich war mir sicher, dass das kaum möglich sein würde. Eine andere Wahl blieb mir jedoch nicht. Zumindest kam es mir so vor.

Die darauffolgenden Tage verbrachte ich damit, mich unruhig im Bett Trübsal zu blasen. Ich hatte schon lange nichts mehr gegessen und fühlte mich schlapp und kraftlos. Meister Pakku hatte ich ausrichten lassen, dass ich mich nicht gut fühlte und deshalb das Training für ein paar Tage auslassen würde. Eine Lüge war das nicht. Ich fühlte mich tatsächlich mies und litt ausserdem an extremen Kopfschmerzen, was wahrscheinlich am vielen Weinen lag. Das war ebenfalls einer meiner Hauptbeschäftigungen.
Den Dienstmädchen hatte ich für die nächsten Tage frei gegeben, damit sie mich nicht ständig nervten, indem sie mehrmals in mein Zimmer hineinplatzten und mich mit neugierigen Blicken musterten, stets auf der Suche nach neuen Gerüchten, welche sie verbreiten konnten. Sie ähnelten lästigen Fliegen.
Ty Lee besuchte mich einige Mal, um nachzusehen, wie es mir ging. Auch ihr erzählte ich von meiner angeblichen Migräne, woraufhin sie mir immer widerlichen Kräuter und Suppe vorbeibrachte. Nachdem sie ging, schüttete ich die grässlich schmeckende Suppe weg und schmiss die Kräuter aus dem Fenster, da sich ihr Gestank im ganzen Zimmer breit machte. Ich mochte Ty Lee, aber ihre Kochkünste waren das allerletzte.

Es war bereits hell, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ich lag wie immer im Bett und zog mir seufzend die Decke über den Kopf. Wahrscheinlich war es wieder Ty Lee.
„Nicht jetzt!", rief ich genervt und vergrub mein Gesicht in die vielen Kissen. Sie waren ein wenig zerknautscht und besassen zahlreiche Flecken von meinen Tränen.
Ich hörte wie die Tür geöffnet wurde und stöhnte erneut ins Kissen hinein. „Was verstehst du nicht unter...!" Als ich mich umdrehte und die Person erblickte, blieben mir die restlichen Wörter im Hals stecken. Vor mir stand ein grinsender Ash. Ungläubig starrte ich ihn an, den Mund leicht geöffnet.
„Wow, du siehst schrecklich aus", schmunzelte er und grinste noch breiter, woraufhin seine Grübchen zum Vorschein kamen.
„Ash!", kreischte ich und erhob mich eilig.
Er breitete die Arme aus und wir umarmten uns stürmisch. Jetzt wo er keinen dicken Mantel mehr trug, konnte ich seine Muskeln deutlich spüren, die sich unter dem dünnen Hemd verbargen.
Ich löste mich von der innigen Umarmung. „Was machst du den in der Feuernation? Seit wann bist du hier?"
„Ich habe gerade den Palast erreicht und konnte es kaum erwarten, dich wiederzusehen", erklärte er mir, „der Grund für meinen Besuch ist die Ratsbesprechung, die morgen stattfindet. Meister Bato teilte mir mit, dass du bei der nächsten Sitzung meine Anwesenheit wünscht. Weißt du das nicht mehr? Ich vertrete ihn dieses Mal."
„Ich habe das total verdrängt", gab ich zu und versuchte verzweifelt meine Haare zu richten, welche die reinste Katastrophe waren,„ausserdem... haben sich in der Zwischenzeit die Dinge wieder geändert."
„Wie meinst du das?", fragte er verwirrt und setzte sich auf einen Hocker.
„Das werde ich dir beim Frühstück erklären." Beschämt zupfte ich an meinem dünnen Nachthemd herum, welches verrutscht war. Mir fiel erst jetzt auf, dass ich kaum etwas anhatte, was mir extrem peinlich war. Eilig griff ich nach dem Seidenmantel, um ihn mir überzuziehen.
„Na schön", willigte Ash ein, „weshalb bist du eigentlich noch nicht wach gewesen? Es ist ziemlich spät."
„Ich fühle mich seit ein paar Tagen nicht so gut", murmelte ich und setzte mich vor dem Frisiertisch, „Migräne oder so."
„Ach ja?", im Spiegel konnte ich erkennen, wie er eine Augenbraue hochzog, „sieht nach mehr als nur einer Migräne aus. Hast du einen Heiler aufgesucht?"
Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihm beruhigend zu. „Mach dir keine Sorgen Ash. Es sind nur Kopfschmerzen. Wahrscheinlich liegt es am Stress."
Ich konnte Zweifel in seinen Augen erkennen, doch er liess das Thema trotzdem ruhen. „Wie geht es eigentlich Zuko? Ich habe ihn bei meiner Ankunft nicht gesehen. Läuft es gut zwischen euch?"
Ich zuckte zusammen, als er seinen Namen erwähnte. Verdammt! Natürlich hatte er es bemerkt und runzelte daraufhin verwirrt die Stirn. „Was ist los? Habt ihr euch gestritten?"
Ich seufzte betrübt und stand auf, um mein Gesicht waschen zu gehen. So konnte ich ein wenig Zeit schinden, um mir eine passende Antwort ausdenken.
Als ich zurückkehrte, schien er immer noch darauf zu warten. Deprimiert strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es ist vorbei zwischen uns."
Überrascht riss er die Augen auf. „Tatsächlich? Weshalb denn? Hat er dich verletzt? Ich bring ihn um!"
Nein, nein!", widersprach ich ihm schnell, „er hat nichts Schlimmes getan. Ich war es, die es beendet hat."
Seine Verwunderung wurde immer grösser. „Du? Aber wieso denn? Was hab ich verpasst?"
Nachdenklich wiegelte ich den Kopf hin und her. Ich hatte keine Lust, ihm jetzt alles ins genauste Detail zu erklären und hielt mich deshalb kurz. „Es hat mit uns einfach nicht funktioniert. Wir waren zu verschieden und auf die lange Dauer hätte es sowieso nicht geklappt. Ich wollte meine Zeit nicht unnötig verschwenden."
Obwohl er sich Mühe gab, es zu verbergen, konnte ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er sich über meine Entscheidung freute. Scheinbar empfand er immer noch etwas für mich. „Du hast das richtige getan. Er war nicht der Richtige für dich."
Ich erwiderte dazu nichts und konzentrierte mich aufs Schminken. Nachdem ich fertig war, holte ich mir ein passendes Kleid aus dem Schrank und stellte mich hinter dem Paravent, um mich umzuziehen. Ich fühlte mich ein wenig unwohl, da mich nur eine hauchdünne Wand von Ash trennte, während ich mich auszog. Ich wollte ihn aber auch nicht rausschmeissen oder vor die Tür warten lassen. Nachdem ich ihm von der Trennung erzählt hatte, wollte ich nicht riskieren, dass er alleine auf Zuko antraf und vielleicht ein Wort darüber in seiner Gegenwart erwähnte. Ich konnte mir allzu gut vorstellen, zu was das führen könnte, was ich unbedingt vermeiden wollte.
Während ich mich umzog, sagte er kein Wort und ich wusste, dass er wahrscheinlich verzweifelt versuchte durch die milchige Trennwand einen Blick auf mich zu erhaschen. Männer waren so leicht durchschaubar. Ausser einer groben Silhouette war aber zum Glück nichts zu erkennen. Zumindest hoffte ich das.
Als ich fertig war, trat ich hinter der Wand hervor. „So, wir können gehen."
„Du siehst wunderschön aus", schmeichelte er mir. Auf seinem Gesicht bildete sich ein verträumtes Lächeln.
Ich errötete erneut und hakte mich schnell bei ihm ein, um ihn aus dem Zimmer zu ziehen.
Ich war nervös und hoffte inständig, dass Zuko beim Frühstück nicht erscheinen würde. Es war lange her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte und es würde nicht gut rüberkommen, wenn ich auch noch plötzlich mit Ash aufkreuzte. Vielleicht nahm er es als Provokation wahr und ich wollte ihn nicht noch mehr verärgern.

Beim Esssaal angekommen, waren die anderen bereits anwesend. Auch Zuko. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Bauch breit, als ich ihn erblickte und sah schnell wieder weg, als er ebenfalls aufsah. Obwohl ich nicht hinsah, spürte ich seinen eindringlichen Blick auf mir.
„Wer ist denn das?", fragte Azula neugierig und begutachtete Ash von oben bis unten.
Bevor ich antworten konnte, mischte sich unglücklicherweise Ty Lee ein. „Ist das dieser gut aussehender, sexy Fürst, von dem du uns erzählt hast?"
Verdammt! Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss und mir unglaublich heiss wurde. Am liebsten wäre ich in den Erboden versunken oder aus dem Fenster gesprungen. Hat Ty Lee völlig den Verstand verloren?
Neben mir schmunzelte Ash belustigt. „Ich glaube, der bin ich."
Azula kicherte vergnügt und auch Alec konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das war so peinlich, dass es fast schon schmerzte.
Automatisch schielte ich zu Zuko, der mich anstarrte. In seinen Augen konnte ich eine Mischung aus Wut und Enttäuschung erkennen. Soviel zum Thema keine Provokation anstiften.
Als ich ein Geräusch neben mir vernahm, sah ich wieder zu Ash, der mir gerade einen Stuhl zurückschob. Ich setzte mich schnell, woraufhin er neben mir Platz nahm.
„Manieren hat er auch noch!", schwärmte Azula provokant und kicherte erneut.
Ich warf ihr einen wütenden Blick zu und schnappte mir dann ein Brötchen. Das fängt ja gut an!
Während dem Essen unterhielten sich die anderen, während ich stumm an einem Stück Brot knabberte. Der Hunger war mir eindeutig vergangen. Ty Lee konnte es einfach nicht lassen und bombardierte Ash mit zahlreichen, peinlichen Fragen.
Manchmal sah ich kurz zu Zuko, der ebenfalls schweigend ass und hin und wieder ein Wort mit Lu Ten wechselte. Ich wollte mir nicht vorstellen, was er nun von mir hielt. Wahrscheinlich dachte er, dass ich während unserer Beziehung heimlich für Ash geschwärmt hatte, obwohl ich das ja eigentlich nur als Ausrede genutzt hatte, um unser heimliches Verhältnis zu verbergen. Es nagte an mir, dass ich ihm das vermutlich niemals erklären konnte.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Ash plötzlich das Wort an mich richtete. „Was hast du nach dem Frühstück vor?"
Ich überlegte kurz. „Ausser dem Training habe ich für heute nichts geplant. Weshalb fragst du?"
„Hättest du Lust, mich auf einem Ausritt in die Stadt zu begleiten? Nachdem du Spirit für ein paar Tage scheinbar vernachlässigst hast, wird sie sich bestimmt darüber freuen. Ausserdem könnte dir ein wenig Bewegung auch gut tun."
„Uhhh, eine Verabredung!", quietschte Ty Lee, woraufhin ich ihr wieder einen warnenden Blick zuwarf.
„Sehr gerne", willigte ich ein und schenkte ihm ein warmes Lächeln, „ehrlich gesagt, habe ich Spirit tatsächlich sehr vernachlässigt. Das wäre eine passende Wiedergutmachung."
„Toll", freute sich Ash, „dann können wir zusammen die Hauptstadt erkundigen. Ausser dem Palast, hast du ja nichts anderes gesehen, seit du hier angekommen bist, was bei diesem wunderschönen Wetter wirklich schade ist!"
„Die Stadt wird wohl nicht das einzige sein, was aufs Genauste erkundigt wird", stichelte Azula amüsiert.
Mit einer schnellen Handbewegung bändigte ich das Wasser aus einem Glas, woraufhin es auf ihrem Schoss landete. Azula schrie erschrocken und fluchte laut.
„Mädels, bitte!", rief Alec genervt und rollte mit den Augen.
Ich sah kurz in die Runde und bemerkte erst jetzt, jetzt dass Mai nicht anwesend war. Wo sie wohl ist?
Natürlich freute ich mich, dass ich sie nicht sehen musste, aber es wunderte mich trotzdem, weshalb sie nicht zum Frühstück erschienen war.
Ich entschloss mich dazu, nicht nachzufragen. Im Moment hatte ich grössere Sorgen.

Secret Love | Zutara FanfictionWhere stories live. Discover now