Kapitel 26

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Katara POV

Nur wenige Stunden später hatte die Feuernation die Armee des Roten Lotus besiegt und somit den Kampf gewonnen. Ein paar Soldaten flüchteten in Richtung Eiswüste, jedoch würden sie dort sowieso sterben, weswegen sie niemand verfolgte. Die restlichen Überlebenden wurden gefangen genommen, um sie später hinzurichten. Die Armee wurde von Admiral Zhao angeführt. Er war ein guter Freund von Iroh.
Nachdem die Gefahr vorüber war, ritten wir zum Palast, welcher zum Glück den Angriff grösstenteils ohne Schäden überstanden hatte. Wir trafen Zhao vor dem Eingang. Er diskutierte gerade mit einem Soldaten. Als er uns entdeckte, lächelte er erleichtert. „Den Geistern sei Dank! Es geht euch gut!", rief er erfreut und kam auf uns zu, „als ich euch im Palast nicht finden konnte, befürchtete ich das Schlimmste!"
Ich schaute kurz zu Jet, der deprimiert zu Boden sah. Sein Verlust brach mir das Herz. Yue schien ihm sehr wichtig gewesen zu sein. Ich persönlich wäre innerlich zerbrochen, wäre Zuko gestorben. Nur schon die Vorstellung liess mich erschaudern.
„Wir freuen uns ebenfalls", Ash zwang sich zu einem schwachen Lächeln, „wir danken euch für die Unterstützung. Ohne die Feuernation, hätten wir den Kampf nicht überstanden. Der Norden steht euch auf ewig in der Schuld!" Höflich verbeugte er sich.
Auch ich verbeugte mich vor ihm, woraufhin mich Zhao kurz neugierig musterte. Dann wandte er sich Zuko zu. „Ihr müsst nicht mir danken, sondern Prinz Zuko. Wenn er uns nicht über eure heikle Lage informiert hätte, wüsste ich nicht, wie dieser Kampf ausgegangen wäre. Als Feuerlord Ozai seinen Brief las, sammelte er Soldaten aus der ganzen Nation zusammen, um den Südpol zu unterstützen. Zum Glück sind wir noch rechtzeitig gekommen!" Mit der Hand klopfte er auf Zukos Schulter. „Gut gemacht mein Junge! Genauso handelt ein zukünftiger Feuerlord!"
Zuko lächelte verlegen und sah dann zu Ash, der etwas unbeholfen wirkte. „Vielen Dank." Zwanghaft verbeugte er sich vor ihm.
Ich konnte ein Zucken um Zukos Mundwinkel erkennen. Scheinbar musste er sich ein Grinsen verkneifen.
Ich wandte mich wieder Jet zu, der immer noch entrüstet den Blick gesenkt hielt. Er brauchte unbedingt eine Auszeit, um seinen Verlust zu verarbeiten. Diese wollte ich ihm unbedingt geben. „Ich glaube, dass wir nun alle etwas Zeit benötigen, um uns von den Strapazen zu erholen. Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn wir uns alle ein wenig ausruhen."
Zhao nickte zustimmend. „Ja natürlich! Ihr wirkt auch ziemlich mitgenommen. Ich hoffe, dass ihr durch den Kampf nicht nicht allzu grosse Verluste erlitten habt."
Wir zuckten alle zusammen. Bedrückt schaute Ash kurz zu Jet. Als er dann Zhao von Yues Tod erzählte, schüttelte dieser betroffen den Kopf. „Mein herzliches Beileid! Wenn sie Unterstützung bei den Vorbereitungen für die Beerdigung brauchen, stehe ich euch gerne zur Verfügung."
Ash bedankte sich erneut bei ihm und lächelte schwach. Er wirkte sehr mitgenommen und verabschiedet sich dann von uns, um in seine Gemächer zu gehen. Kurz darauf taten wir es ihm gleich.
Im Augenblick brauchte ich etwas Zeit für mich, um die heutigen Geschehnisse zu verarbeiten und lehnte deshalb Zukos Angebot ab, mich zu begleiten. Er musterte mich mit einem besorgten Blick, woraufhin ich ihm einen beruhigenden Kuss auf die Wange gab.
Danach verschloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich erschöpft dagegen. Bevor ich mich jedoch ausruhen konnte, musste ich meine Wunde am Oberschenkel versorgen.
Als ich sie mit meinen Heilfähigkeiten vollständig auskuriert und meine zerrissene Kleidung abgestreift hatte, legte ich mich aufs Bett und seufzte erleichtert. Endlich ist dieser Horror vorbei!

Zuko POV

Nachdem Katara sich von mir verabschiedet hatte, wollte ich nachsehen, wie es Jet ging. Er hatte seit wir den Bunker verlassen hatten, kein Wort mehr gesprochen, weswegen ich mir grosse Sorgen um ihn machte. In dieser schwierigen Zeit wollte ich ihn nicht alleine lassen.
Entschlossen klopfte ich an seiner Tür. Es brauchte eine Weile, bis er öffnete. Seine Augen waren rot unterlaufen und sein depressiver Blick vergrösserte meine Besorgnis. „Was ist los Zuko?"
Ich räusperte mich. „Ich wollte nachsehen, wie es dir geht." Für diese Antwort hätte ich mir am liebsten eine verpasst. Man kann sich ja denken, wie es ihm geht!
Verwirrt starrte er mich mit ausdruckslosen Augen an. „Nicht gut, schätze ich."
Unsicher kratzte ich mich am Kopf. „Kann ich reinkommen?"
Er zögerte kurz. „Wenn du willst", er öffnete die Tür, damit ich eintreten konnte.
Ich erschrak, als ich das verwüstete Zimmer erblickte. Alles lag zerstört auf dem Boden. Erst jetzt bemerkte ich seine blutverschmierten Hände.
Hilflos stand ich nun da, wusste nicht, was ich sagen sollte und schaute mich unbeholfen um. Es war eine schlechte Idee gewesen, ihn jetzt zu besuchen.
„Sie wollte mit mir weggehen", wisperte er.
Überrascht drehte ich mich zu ihm. Bevor ich etwas dazu sagen konnte, redete er weiter. „Sie hat es mir kurz bevor die Soldaten kamen, gesagt. Wir wollten.... nach Ba Sing Se gehen." Er sah mich mit kummervollen Augen an, die sich erneut mit Tränen füllten.
„Es tut mir so leid..." Etwas anderes fiel mir nicht ein.
Er schüttelte den Kopf. „Wieso sie? Sie hat niemandem etwas getan. Sie war unschuldig!" Bestürzt raufte er sich die Haare und drehte sich zur Wand. Bevor ich ihn davon abhalten konnte, schlug er mit der Faust dagegen. Er brüllte laut, wobei ich nicht wusste, ob es der Herzschmerz oder der Schmerz seiner Hand war, das ihn dazu antrieb. Blut tropfte auf dem Boden.
Schnell zog ich ihn von der Wand weg, damit er nicht noch einmal zuschlagen konnte.
„Wieso immer ich?", schluchzte er, „weshalb können mir die Geister nie einen Funken Glück gönnen? Mehr verlange ich doch nicht!"
Da ich immer noch nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, nahm ich ihn in den Arm. „Es wird alles wieder gut Jet", beruhigte ich ihn, „das verspreche ich dir!"
So verharrten wir für eine Weile. Er heulte sich auf meiner Schulter aus, während ich versuchte, ihn zu trösten. Armer Jet.

Beim nächsten Vollmond fand Yues Beerdigung statt. Die halbe Bevölkerung der Hauptstadt versammelte sich vor dem Palast, um gemeinsam zu trauern.
Zuerst wurden Gebete zu den Geistern Tui und La gesprochen. Danach folgte ein Trauergesang. Es verursachte eine Gänsehaut auf meiner Haut.
Am Ende wurde Yues Sarg auf einen Scheiterhaufen gestellt, woraufhin ein Heiliger zusammen mit Ash die letzten Gebete sprach.
Der traurigste Teil war, als Yues Körper verbrannt wurde. Ash überliess Jet die Zeremonie. Er zündete eine Fackel an und lief zu ihrem Sarg, um sie auf dem Scheiterhaufen zu werfen. Kurze Zeit später brannte ein grosses Feuer.
Wie gebannt starrte er auf den Sarg, welcher langsam verbrannte. Plötzlich sah er dann zum Mond hinauf und seine Augen weiteten sich. Später erzählte er uns, dass er Yue gesehen hätte. Ihr Geist sei zum Mond aufgestiegen.
Ich war mir nicht sicher, ob das nur Hirngespinste seines Verstandes waren, die vielleicht von seinem Kummer entstanden waren, doch Ash glaubte ihm. „Tui und La haben sie zu sich genommen!" Er lächelte überwältigt.

Ein paar Tage später fand die Hinrichtung statt. Es waren zwanzig Soldaten, die erhängt wurden. Erneut versammelte sich die Mehrheit der Bevölkerung, um das Gefühl von Gerechtigkeit zu erleben.
Bevor sie hingen, sprachen sie zusammen die Hymne des Roten Lotus. Keiner von ihnen bettelte um Gnade. Stattdessen schwiegen sie allesamt und warteten auf ihr Schicksal.
Als sie dann hingen, hörte man ihr verzweifeltes Röcheln und das Herumzappeln ihrer Körper, die aneinander stiessen.
Katara schaute weg. Der Anblick war ihr zu grausam. Jet hingegen, beobachtete das Szenario mit fesselnden Augen.
Nach ein paar Minuten war es endlich vorbei.
Die toten Körper wurden heruntergenommen und zu einem grossen Haufen zusammen gepfercht. Danach wurden sie angezündet. Die Asche wirbelte in der Luft herum und vermischte sich mit dem Schnee. Es herrschte eine unheimliche Stille.

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt