Kapitel 49

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Katara POV

„Ich kann meine Zelle nicht verlassen", stellte ich beunruhigt fest, nachdem ich mich von der innigen Umarmung gelöst hatte.
Ash runzelte die Stirn. „Wieso nicht?"
Ängstlich sah ich hinaus zu den anderen Insassen, die sich lautstark unterhielten und mir zwischendurch neugierige Blicke zuwarfen. Scheinbar hatte es sich bereits rumgesprochen, dass sich hier nun eine weibliche Gefangene aufhielt.
„Ich bin die einzige Frau hier!", erklärte ich ihm unruhig, „vielleicht werden sie..."
Ash verstand sofort, was ich damit andeuten wollte und schüttelte energisch den Kopf. „Wenn jemand von denen es wagen sollte, dich anzufassen, schlitz ich ihn auf!", knurrte er, „mach dir deswegen keine Sorgen. Ich pass auf dich auf."
Ich zwang mich zu einem Lächeln und legte eine Hand auf seiner Schulter. „Danke Ash."
Wortlos musterte er mich und strich mir dann eine Haarsträhne nach hinten, welche mir wirr ins Gesicht fiel. Da fiel mir das Geschehnis in der Hauptstadt vor unserer Entführung ein, woraufhin ich wie vom Blitz getroffen ein paar Schritte zurücktrat.
Wahrscheinlich hatte ich ihm dadurch falschen Hoffnungen gemacht, was ich unbedingt verhindern wollte. Bedrückt senkte ich den Blick. „Wir sollten uns ein wenig umsehen. Vielleicht erfahren wir dann, was es mit diesem Ort auf sich hat."
Natürlich hatte er meine Ablehnung wahrgenommen und mied ebenfalls den Augenkontakt. „Du hast Recht. Komm mit." Er verliess meine Zelle, dicht gefolgt von mir.
Ich spürte die eindringlichen Blicke, welche mich überallhin verfolgten, auf mir. Ich fühlte mich unglaublich unwohl in meiner Haut und versuchte mich hinter Ash so gut wie möglich zu verstecken.
Hin und wieder pfiffen mir Insassen hinterher, woraufhin ich zusammenzuckte. Ash warf ihnen warnende Blicke zu und legte ohne zu zögern schützend einen Arm um mich. Ich zuckte erneut zusammen und fühlte mich wie ein verschrecktes Komodohuhn.
„Junger Mann!", hörten wir plötzlich jemanden hinter uns rufen. Es wirkte so, als sei es an Ash gerichtet. Überrascht drehte sich dieser um.
Ein grosser Mann mittleren Alters saß ein paar Meter weiter hinten an einem grossen Tisch und machte eine Handbewegung, um uns zu demonstrieren, dass wir näher kommen sollten. Zögernd taten wir das dann auch, wagten es aber nicht, uns zu setzen.
„Was steht ihr so blöd rum?", grunzte der Fremde, „keine Angst. Wir beissen nicht."
Unsicher nahm Ash Platz, woraufhin ich es ihm gleich tat. Dabei achtete ich darauf, dass sich ein grosser Abstand zwischen mir und dem Insassen neben mir befand, welcher mich interessiert musterte.
„Neulinge, hm?", auf dem Gesicht des Mannes bildete sich ein Lächeln, „darf ich fragen, wie ihr euch nennt?"
„Mein Name ist Ash", verriet er ihm, „Fürst des Südpols."
Überrascht hob er eine Augenbraue. „Ach ja? Ziemlich jung, für einen solch hohen Titel."
„Mein Vater war Arnook", erklärte Ash ihm, „er ist vor ein paar Jahren verstorben. Seit dem übernehme ich seinen Platz."
„Wasserbändiger also", fiel ihm auf, „und du bist?", er richtete seinen Blick nun auf mich, „wenn sie hier eine weibliche Insassin zulassen, musst du schon etwas besonderes sein."
„Mein Name ist Katara", verriet ich ihm nach kurzem Zögern, „Herrscherin des Nordens."
„Du meinst den Nordpol, welcher vom Feind übernommen wurde?", stichelte der Insasse neben mir.
„Halt die Klappe Lee", fuhr ihn der Mann uns gegenüber an, „ignoriert diesen Idioten. Aus seinem Mund kommt nur Scheisse", neugierig beäugte er uns, „ich heisse Chit Sang."
Ash nickte knapp. „Weshalb werden wir hier festgehalten? Was ist das für ein Ort?"
Chit Sang runzelte die Stirn. „Auf jeden Fall kein schöner Ort", er seufzte, „in diesem Hochsichterheitsgefängnis werden einflussreiche Leute aus allen vier Nationen festgehalten. Sie kontrollieren einzelne Gebiete, indem sie uns als Druckmittel nutzen."
Verwirrt hob ich eine Augenbrauen. „Wollt ihr damit sagen, dass Städte erobert werden, indem sie euch hier gefangen halten?"
„Ganz genau", stimmte er mir zu, „meinem Vater beispielsweise, gehören diese Inseln und der entsprechende Hafen. Sie drohen ihm mit meinem Leben, weswegen er ihnen erlaubt, hier Waffen und andere Ware zu schmuggeln sowie dieses Gefängnis zu bauen."
„Weshalb verrät er es nicht dem Feuerlord", fragte ihn Ash verständnislos, „sie könnten uns hier alle rausholen."
Chit Sang schnaubte verächtlich. „Bevor die Rettung hier ist, werden uns diese Dreckskerle alle umbringen. Mein Vater und die Mehrheit der anderen Angehörigen der Gefangenen wollen dass natürlich verhindern. Meinst du nicht, dass dein Volk alles dafür tun würde, um dein Überleben zu sichern?"
Nachdenklich wiegelte Ash den Kopf hin und her. „Was ist, wenn sich euer Vater irgendwann doch weigern sollte, zu kooperieren?"
„Dann bringen sie mich um. Sobald man ihnen nichts mehr nützt, wird man abgemurkst."
Erschrocken riss ich die Augen auf. Chit Sang bemerkte es und lächelte mir beruhigend zu. „Keine Sorge Kleine. Eine Königin wird hier nicht so schnell getötet."
Diese Erkenntnis beruhigte mich kaum. Noch immer war ich von hunderten Männern umgeben und eine Flucht aus diesem Gefängnis schien unmöglich zu sein. Ich wollte nicht mein restliches Leben an diesem schrecklichen Ort verbringen und ausserdem riskieren, dass nun auch der Südpol durch Ash's und meiner Gefangenschaft übernommen wurde.
Bestürzt stützte ich meinen Kopf auf den Händen ab. „Ich werde es hier kaum eine Woche aushalten."
Chit Sang verstand, was ich damit meinte. „Keine Angst. Meine Männer und ich sorgen dafür, dass dir kein Haar gekrümmt wird."
Überrascht sah ich ihn an. „Weshalb tut ihr das für mich?"
„Ein guter Freund von mir stammte aus dem Nordpol", erklärte er mir, „er hat immer auf deine Rückkehr gehofft bis er...", betroffen senkte er den Blick, „ich werde seinen letzten Wunsch respektieren und dafür sorgen, dass dir nichts geschieht."
Gerührt bedankte ich ihm bei ihm. Daraufhin unterhielten wir uns noch ein wenig über die Pläne des Roten Lotus. Wir erfuhren, dass Xai Bau und Zaheer, mit denen Ash und ich gestern Bekanntschaft gemacht hatten, das Sagen hier hatten. Xai Bau war der Anführer des Roten Lotus und versteckte sich auf einer kleinen Insel in der Nähe dieser Festung. Diese Erkenntnis überraschte mich sehr, da ich davon ausgegangen war, dass sich ihr Anführer beim Nordpol, dem Hauptstützpunkt des Roten Lotus, aufhalten würde.
Als ich Chit Sang nach dem Grund fragte, lachte dieser hämisch. „Xai Bau ist ein Feuerbändiger. Glaubst du ernsthaft, dass er sich freiwillig im Nordpol den Hintern abfriert? Wohl kaum", grimmig verzog er das Gesicht, „niemand würde jemals darauf kommen, dass sich auf diesen unbewohnten Inseln ein Stützpunkt des Feindes befindet. Er besitzt eine prächtige Villa nebenan und kontrolliert von dort aus seine Armee zusammen mit seinem Bastard eines Sohnes."
Der Gedanke, dass sich unser grösster Feind ganz in der Nähe befand und ich ihm sogar bereits begegnet war, löste in mir ein unbehagliches Gefühl aus. Gleichzeitig spürte ich Zorn in mir aufkeimen. Hoffentlich kam es nicht zu einer weiteren Begegnung. Ich müsste mich echt zusammenreissen, um diesem Dreckskerl nicht ins Gesicht zu spucken. Schliesslich hatte ich den Verlust meiner Eltern, dem Nordpol und zahlreichen Freunden nur ihm zu verdanken. Ich schwor mir, dass wenn ich es jemals schaffen sollte, aus diesem Drecksloch zu entwischen, ich dafür sorgen würde, dass dieser Mistkerl und all seine Anhänger dem Untergang geweiht sein würden.

Zuko POV

Bevor wir aufs Schiff gehen konnten, mussten wir uns tarnen, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Schliesslich konnten wir nicht einfach so reinspazieren.
Zum Glück hatte Jet schon eine Idee, wie wir dieses Problem umgehen konnten. Von Feng erfuhren wir von einer Abstellkammer in der Nähe der Kneipe, indem Ersatzrüstungen und Waffen für die Soldaten aufbewahrt wurden.
Wir ergriffen die Chance und gingen zu dieser kleinen Hütte. Dort angekommen, stellten wir fest, dass die Tür verriegelt war, doch das hielt Jet natürlich nicht auf. Mit einem Hakenschwert knackte er das Schloss und nachdem wir uns sicher waren, dass keiner in der Nähe war, betraten wir die Hütte.
Von Innen war sie normal eingerichtet und man hätte wirklich denken können, dass hier jemand wohnte. Als wir jedoch die Abstellkammer betraten, änderte sich das. Der Raum war wie bereits befürchtet, vollgestellt mit Rüstungen und zahlreichen Waffen aller Art.
Jeder von uns zog eine Rüstung an, womit wir den Soldaten des Roten Lotus glichen. Daraufhin verliessen wir die Hütte und machten uns auf dem Weg zum Hafen.

Wir konnten uns ohne Probleme aufs Schiff schmuggeln. Nun standen wir unbeholfen auf dem Deck und starrten aufs Wasser. Es war Nacht und der Mond leuchtete hell am Himmel.
„Und nun?", fragte Suki und blickte in die Ferne, stets auf der Suche nach diesen Inseln.
„Jetzt können wir nur warten", antwortete Jet, „wenn dieser Feng nicht gelogen hat, werden
wir in ein paar Stunden dieses Gefängnis erreichen. Danach sehen wir weiter."
„Was soll das heissen?", mischte ich mich ein, „wenn wir Katara und Ash dort tatsächlich finden sollten, brauchen wir einen genauen Plan, um von dieser Festung wieder wegzukommen. Wir können es uns nicht leisten, auf zufälliges Glück zu hoffen!"
„Beruhige dich Zuko!", zischte Jet, „sei nicht so laut. Schliesslich befinden wir uns hier auf feindlichem Territorium!"
Ich bemerkte nun ebenfalls, dass ich laut geworden war und sah mich unruhig um. Glücklicherweise befand sich niemand in der Nähe.
„Ich weiß nicht, wie dieses Gefängnis aussieht und kann daher unmöglich wissen, was für Fluchtmöglichkeiten es uns bietet", erklärte mir Jet, „aber wenn wir dort sind, wird mir schon etwas einfallen. Versprochen."
Ich nickte knapp und seufzte frustriert. Anders als Jet, besass ich nicht viel Optimismus.
„He!", hörten wir plötzlich jemanden hinter uns rufen. Erschrocken drehten wir uns um und erkannten einen Soldaten, der mit grossen Schritten auf uns zukam. „Was tut ihr hier oben?", fragte er misstrauisch und kniff die Augen zusammen.
Hilfesuchend sah ich zu Jet. Dieser kratzte sich am Hinterkopf. „Auf den Sonnenaufgang warten?"
„Hältst du dich für witzig?", fuhr er ihn zähneknirschend an, „seit ihr Neulinge?"
Wir nickten rasch und hofften, dass sich die Sache damit geklärt hatte.
„Weshalb macht ihr euch dann nicht an die Arbeit?", knurrte er, „soll ich das eurem Zuständigen melden?"
„Nun ja", Suki räusperte sich, „ehrlich gesagt, warten wir hier auf ihn. Er wollte uns einer Arbeit zuteilen, aber scheinbar verspätet er sich ein wenig."
Für einen Moment starrte er uns stumm an.
Anscheinend wägte er ab, ob er uns tatsächlich glauben konnte. „Wie lauten eure Namen?"
Suki und Jet nannten ihre Namen, doch ich zögerte kurz. Schliesslich konnte ich ihm nicht meinen richtigen Namen nennen, da er sonst erkennen würde, dass ich der Feuerprinz war. „Ehmm..."
„Tut mir leid", entschuldigte sich Jet, „mein Kollege hier ist schüchtern. Du musst dich doch nicht schämen Mu Shi." Ist das sein Ernst?
Der Typ hob eine Augenbraue. „Schüchternheit können wir hier nicht gebrauchen. Reiss dich gefälligst zusammen!"
Ich nickte wieder und sah dann böse zu Jet.
„Nun", der Soldat schnaubte, „dann hat euer Zuständiger Pech gehabt. Ihr kommt jetzt mit mir." Er drehte sich um, woraufhin wir ihm eilig folgten.
„Mu Shi? Was soll der Mist!", zischte ich leise in Jets Richtung.
„Etwas besseres ist mir nicht eingefallen!", flüsterte er, „und wenn du deinen Mund selbst nicht aufbekommst, bist du selber Schuld."
Ich seufzte genervt. Das kann noch was werden!

Secret Love | Zutara FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt