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Ich versuchte meine unwohlen Gedanken auszubleden, kramte meinen Wohnungsschlüssel hervor und sperrte auf.

Langsam betrat ich mein Zuhause, das nur von gedämmten Licht erhellt wurde und mir etwas mulmig wurde.

"Ich bin da..", rief ich eher fragend und hörte daraufhin meine Mutter im Wohnzimmer schluchzen.
"Komm bitte her, Jungkook", entzifferte ich und ich fragte mich wirklich, was zur Hölle nun eigentlich passierte.

Zögernd betrat ich den Raum, in dem meine Mom auf der Couch saß und mich verzweifelt ansah.
"Danke, dass du gekommen bist", seufzte sie tief aus und schien erleichert über meine Anwesenheit.

"Äh... kannst du mir mal erklären, was mit dir los ist? Wo ist Dad?", fragte ich vollkommen überrumpelt, doch sie winkte mich nur zu sich.
Ich reagierte erst garnicht, doch sie hörte nicht mehr auf zu winken, also setzte ich mich schließlich neben sie auf das Sofa.

"Es tut mir alles so Leid, Jungkook", heulte sie plötzlich laut los und legte ihren Kopf an meiner Schulter ab, weshalb ich aufzuckte.

Meine Mutter war mir in diesem Moment mehr als nur fremd.

"Jetzt sag bitte was hier los ist!", wurde ich leicht nervös, was sich bei mir gleich in Wut umwandelte, bis sie dann endlich mit der Sprache rausrückte.

"Dein Vater...", fing sie an und holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
"Dein Vater hat mich verlassen und noch dazu jahrelang betrogen", kam aus ihr und verdammt, es ließ mich so kalt und wunderte mich kaum.

Dieser Mann war für mich nur jemand, der mich erzeugt hat und mehr nicht.

Vermutlich konnte ich die Sätze, die ich mit ihm in meinem bisherigen Leben gewechselt hatte, noch an den Fingern abzählen.

Er war nie für mich da. Nur meine Mutter, doch diese verführte er irgendwann aus so sehr, dass auch sie ihr Herz verlor.

Nun schien sie es wieder zu haben aber es war gebrochen.

"Ich... Er hat mich immer ausgeführt, mit mir Essen gegangen und all das... Ich dachte niemals, dass er mich schon so lange betrügt. Und vorallem ist es ihm egal! Als ich es erfahren und ihn darauf angesprochen habe, warf er unseren Ehering in das nächste Eck und verschwand! Spurlos! Ich konnte ihn nirgendwo erreichen. Du warst auch nie da, ich war ganz alleine und wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Dann merkte ich, was ich dir eigentlich alles angetan habe, Jungkook...", sie hielt kurz inne und blicke mit ihren roten Augen zu mir auf.

"Wegen ihm hab ich vergessen, wer mein eigener Sohn war und welche Aufmerksamkeit er brauchte. Ich bin so wie dein Vater geworden. Ich hab dich nicht mehr beachtet. Alle deine Straftaten waren mir egal. Ich dachte immer, dass es nicht mein Problem sei aber verdammt, das ist es! Ich bin schuld! Ich bin schuld, dass du teilweise auch tagelang nichts zu essen bekommen hast, weil ich immer weg war! Ich bin so eine schlechte Mutter... Bitte, Jungkook, ich liebe dich. Bitte verzeih mir irgendwie. Ich will dich wieder als meinen Sohn haben. Ich will wieder, dass du mich mit Stolz als deine Mutter bezeichnen kannst. Es tut mir so unendlich Leid..."

dunkelbunt  ᵏᵒᵒᵏᵗᵃᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt