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"Junho.. ich...", versuchte ich mein Handeln vernünftig zu erklären, doch ich wusste nicht wie.

"Ich wollte einfach keine Hilfe..", murmelte ich schließlich und zum Glück bohrte er nicht weiter nach, sondern nickte nur.

"Hast du Hunger?", fragte ich dann, als ich auf die Uhr sah und bemerkte, dass es schon 6 Uhr abends war.
Doch immer wenn ich ihn dies fragte, gab er mir dieselbe Antwort wie eh und je.

"Nur wenn du auch etwas isst", sagte er und drückte den Plüschhasen noch enger an sich.
Ich lächelte schließlich, streifte kurz durch seine schwarzen Haare, ehe ich aufstand und den Schmerz wie vorher überspielte.

Hoffentlich wirkten diese Mittel bald.

"Na komm, schauen wir mal, was wir haben".
Zusammen mit Junho ging ich in die viel zu kleine Küche, die nicht mal ein Fenster hatte.
Ich schlatete das Licht an und öffnete den Kühlschrank, was mich aber nur zum Schlucken brachte.

Das einzige, was dort nich drinnen war, war ein großer 500-Gramm Joghurtbecher, ein Apfel und eine fast leere Milchpackung.

Schweigend schloss ich den Kühlschrank wieder und öffnete das nebenliegde Regal, das mich aber auch nicht wirklich erleichtern ließ.

Eine kleine Packung Nudeln waren dort aufbewahrt, eine Dose Mais und eine Dose Erbsen.

Verdammt.

"Essen wir einen Joghurt?", fragte ich dann einfach mal, da das das einzige war, was wir genügend zur Verfügung hatten.
Junho nickte und ich nahm den Kübel aus dem Kühlschrank, schnappte mir zwei von den wenigen Löffeln und zusammen setzen wir uns auf das kleine Sofa außerhalb der Küche.

Einen Esstisch besaßen wir nicht mehr. Den musste ich verkaufen, um ein wenig dazu zuverdienen, sowie auch den Fernseher und das Festnetztelefon.

Immerhin hatte ich noch ein Handy, dessen Vertrag mich jeden Monat glücklicherweise nur 3,99 € kostete.

Trotzdem, wenn ich so nachdachte, waren 3,99 € viel Geld für mich.
Davon hätte ich mir schon zwei 5-Minuten Terrinen kaufen können.

Ich seufzte, während ich zaghaft diese Creme aß.
Mein ganzer Alltag bestand nur noch mehr daraus nachzudenken, wie ich Junho und mich über die Runden bringen konnte.
Für die Schule hatte ich kaum Zeit mehr und musste mich doch irgendwie noch anstrengen, nicht allzu schlechte Noten zu schreiben, um nicht zu sehr aufzufallen.

Ich versuchte mein verkorkstes Leben geheim zuhalten, was mich aber nochmal umso mehr Anstrengung kostete.

"Ich mag nichts mehr", kam von Junho und somit riss er mich aus den Gedanken, woraufhin ich beobachtete, wie er aufstand, den Löffel zur Spüle rauflegte und wieder zu mir schritt.

Ich sah in den Joghurtbecher und stellte fest, dass er kaum etwas aß.

"Das war aber nicht viel", meinte ich und er wandte sich von mir ab, wie immer, wenn ich diesen Satz sagte.

"Ich hatte keinen Hunger", antwortete er nur und plötzlich erkannte ich, wie ihm Tränen über die Wange liefen.

Sofort ließ ich den Löffel los und nahm sein Gesicht in meine Hände, um dieses zu mir zu drehen.

"Was ist den jetzt los?", fragte ich besorgt, doch er warf sich nur in meine Arme und fing an zu weinen.

"Ich... Ich habe heute im Kindergarten so viel ohne dich gegessen... Es tut mir so Leid".

Ach Junho...

dunkelbunt  ᵏᵒᵒᵏᵗᵃᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt