17 - Vorbereitungen

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>> Vlad Țepeș << 

Kurz, bevor wir meinen Wagen erreicht hatten, erhielt Mina einen Anruf. Sie teilte uns mit, dass ihr Termin mit Dr. Mihai abgesagt worden sei, da die Ärztin krank geworden sei. "Ich hoffe, es ist nichts Ernstes...", murmelte Mina gedankenverloren. Wäre ich nicht so angespannt gewesen, hätte ich wahrscheinlich lächeln müssen.

Wir hatten es nicht weit bis in die Innenstadt. Nach nur zehn Minuten Fahrt bugsierte ich meinen Wagen in eine Parklücke in der Tiefgarage eines großen Einkaufszentrums. Das Zuschlagen der Autotüren hallte durch den unterirdischen Raum. Die ganze Zeit über hatte ich an nichts anderes als den Weihnachtsball denken können. Ich hatte noch nie daran geglaubt, dass es eine höhere Macht gab, die das Leben eines jeden vorherbestimmte, aber im Moment schienen es mir ein paar zu viele Zufälle zu sein. Etwas nagte an mir, und es war nicht der allgegenwärtige Hunger, den ich momentan überraschenderweise gut im Zaum halten konnte.

Während der Fahrt hatte ich Jonathan mehrfach korrigiert, als wir über die Positionen an einem rumänischen Hof gesprochen hatten - von "Fürst" über "Woiwode" bis "Prinz" nahm ich alles hin, aber "König" war einfach falsch. Mittlerweile hatte er es sich gemerkt.

Langsam führte ich Mina und Jonathan zu den ersten Geschäften. Das Kaufhaus bot nur das Feinste vom Feinsten an, was man der Kundschaft hier auch deutlich ansehen konnte. Ich fand immer, dass ich mit seinem schlichten schwarzen Auftreten aus der Masse herausstach. Es kümmerte mich nur bedingt. Heute ging ich jedoch zielstrebig auf ein kleineres Geschäft relativ am Ende des Rundweges zu. Es handelte sich um einen Schneider, der sowohl neumodische als auch traditionelle Kleidung maßschneiderte.

Ich hatte ihn in der Vergangenheit öfter aufgesucht, da er meine Vorstellungen immer wunderbar in die Tat umsetzen konnte. Als er mich erblickte, breitete sich ein Lächeln auf seinem knochigen Gesicht aus und er umarmte mich zur Begrüßung. Obwohl ich mich wie immer freute, ihn zu sehen, kam ich nicht umhin zu bemerken, wie eingefallen sein Gesicht aussah. Seine Haut war bleich und seine Haare glanzlos. Ich schenkte ihm einen besorgten Blick. Es war furchtbar, wie er von seiner Krankheit zerfressen wurde.

Wir wechselten einige Worte der Begrüßung auf rumänisch, ehe ich ihm meine Begleiter vorstellte. "Schönen guten Tag! Ich bin Alexandru Matei, freut mich, sie kennenzulernen", stellte er sich mit leichtem Akzent vor. Die Harkers schienen überrascht zu sein, dass Alexandru Englisch sprach, reichten ihm aber nach einem Augenblick nacheinander die Hand zur Begrüßung.

Dann wandte sich der Schneider wieder an mich. "Was kann ich heute für sie tun, Mr. Stan?", fragte er höflich auf Englisch, um meine Gäste nicht aus der Unterhaltung auszuschließen. Ich war geneigt, ihn - zum wiederholten Male - zu bitten, mich doch mit meinem Vornamen anzusprechen, wusste aber, dass ich auf taube Ohren stoßen würde. In solchen Angelegenheiten war der alte Mann sehr starrsinnig. "Meine Freunde und ich werden an dem traditionellen Weihnachtsball teilnehmen und wir benötigen eine angemessene Garderobe. Hast du im Moment Zeit für solch einen Auftrag?"

Alexandru hörte aufmerksam zu und machte dann ein nachdenkliches Gesicht. "Bis wann benötigen sie die Kleider?", fragte er, nachdem er in einem der Bücher auf dem Tresen des Ladens geblättert hatte. "Der Ball ist in genau zwei Wochen", schaltete Mina sich ein. Ein Lächeln erschien auf Alexandrus Gesicht. "Das ist machbar", sagte er, was Mina wiederum ein noch breiteres Lächeln entlockte. "Haben sie Vorstellungen zum Aussehen? Abgesehen davon, dass es traditionelle Kleidung sein soll?", wandte sich der Schneider an uns. Jonathan zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung, wie traditionelle rumänische Kleidung aussieht. Ich überlasse das lieber den Experten", sagte er und deutete auf Alexandru und mich. Mina stimmte ihm zu. Erwartungsvoll sah der alte Mann mich an. "Wie ich sie kenne, haben sie ganz genaue Vorstellungen was die Kleider betrifft", sagte er schmunzelnd. Ich konnte ein entschuldigendes Lächeln nicht unterdrücken. "Ich habe ein paar Ideen...", gab ich zu.

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⏰ Last updated: Sep 23, 2018 ⏰

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Man lebt nur zweimal [Dracula Untold FF]Where stories live. Discover now