11 - Nachwirkungen

108 9 11
                                    

  >> Vlad Țepeș << 

Als ich mich an diesem Abend in mein Schlafzimmer zurückzog, ging es mir schlecht. Wirklich schlecht. Die letzten zweieinhalb Wochen hatten mir viel abverlangt, ganz zu Schweigen von der neuesten Entwicklung der Dinge.

Natürlich konnte ich Mina nicht die Wahrheit über mich sagen, das würde mich - und sie vermutlich auch - in riesige Schwierigkeiten bringen, aber es wurde immer schwerer, so weiterzumachen. Als sie mich fragte, ob ich sie aufgefangen hätte, musste ich natürlich lügen und sagen, dass sie sich das eingebildet haben musste. Eigentlich war das nämlich unmöglich. Wie gesagt, eigentlich.

Ich weiß, dass ich dazu tendiere, dann und wann zum Kontrollfreak zu werden und nichts aus meinen Augen zu lassen, aber gerade in dieser Situation konnte man mir das ja wohl nicht vorwerfen. Schon als ich ihrem immer unregelmäßiger werdenden Herzschlag gelauscht hatte, war mir klar, dass sie nur tat, als fühlte sie sich gut. Und selbstverständlich ließ ich sie danach keinen Moment aus den Augen, obwohl sie mich nicht sehen konnte. Zumindest hatte ich das gedacht, doch sie drehte sich immer wieder zu mir um, so als wüsste sie, dass ich da war.

Ich seufzte. Manchmal fragte ich mich, ob ich nicht zu viel in die Geschehnisse hineininterpretierte. Doch dann gab es wieder Momente, in denen ich wusste, dass sie meine Mirena war und das auch irgendwie spürte. Es war furchtbar.

Nachdem sie ins Koma gefallen war und der lokale Arzt nicht hatte helfen können, setzte ich Himmel und Hölle in Bewegung, um sie schnellstmöglich in ein Krankenhaus zu schaffen. Dann wich ich keine Sekunde von ihrer Seite, bis Jonathan ankam. 

Ich hatte ihm Bescheid sagen müssen, schließlich war er leider immer noch ihr Ehemann. Und hätte ich es nicht getan, hätte es jemand aus Minas Team gemacht und das hätte nur zu unangenehmen Diskussionen geführt. Dennoch war er erst am vierten Tag angekommen, sodass ich vier volle Tage und Nächte in einem Krankenhaus voll von verlockendem Blutgeruch und mit einem unerträglichem Hunger im Magen zubringen musste. Ich kam zu dem Schluss, dass es keine gute Idee war, einen hungrigen Vampir auf einer Station mit Blutspendern unterzubringen. 

Es hatte mich all meine Selbstbeherrschung und Kraft gekostet, nicht auf irgendjemanden, und vor allem nicht auf Mina, loszugehen und ihn auszusaugen - es hatte so an mir gezehrt, dass Jonathan mich nach seiner Ankunft ebenfalls einweisen wollte. Zum Glück hatte ich es mit ein paar geschickten Worten so gerichtet, dass er mich lediglich mit der "Wache" ablöste und ich etwas Ruhe bekommen konnte.

Obwohl, Ruhe war relativ. Ich nutzte die wenigen Stunden, die ich mir nahm, um meinen Hunger für ein paar Tage zu stillen und Ingeras' Schlüssel sowie Mirenas Tagbuch in meine Wohnung in Bukarest zu bringen. Ich war mir sicher, dass mindestens Alex, wenn nicht auch die anderen, Verdacht geschöpft hatte, also wollte ich lieber nicht riskieren, dass er beim "zufälligen Rumstöbern in meinen Sachen" womöglich auf besagte Artefakte stieß.

Als das erledigt war, kehrte ich ohne Umweg zu Mina zurück. Ihr Zustand hatte sich nicht verändert, nur brach es mir das Herz zu sehen, wie Jonathan liebevoll auf sie einredete und irgendwie versuchte, sie aufzuwecken. Ich sollte an seiner Stelle sitzen.

Da er mich beim Hereinkommen nicht gehört hatte - wie auch, ich bewegte mich immerhin so leise wie ein Raubtier - klopfte ich leicht an die Tür. Er wandte den Kopf zu mir um und schien im nächsten Moment verwirrt, warum ich überhaupt hier war.

"Was tust du hier? Du solltest dich doch ausruhen!", sagte Jonathan leicht vorwurfsvoll. Ich lächelte leicht und ein wenig gekünstelt, aber das fiel ihm zum Glück nicht auf. "Ich fühle mich schon viel besser. Außerdem kann ich nicht zuhause sitzen und nichts tun, während Mina hier liegt und..."

Man lebt nur zweimal [Dracula Untold FF]Where stories live. Discover now