1 - Albträume

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>> Vlad Țepeș <<

Schweißgebadet riss ich die Augen auf und setzte mich kerzengerade auf. Ich brauchte einen Moment um meine Atmung zu beruhigen. Schon wieder ein Albtraum. Ich fuhr mir mit einer Hand durch meine verwuschelten schwarzen Haare und befreite mich von meiner Bettdecke.

Langsam stand ich auf und ging Richtung Bad, die Kälte des Bodens an meinen Füßen genießend. Ich öffnete die Tür und eine Leiche blickte mir entgegen. Genau genommen war es mein Spiegelbild. Echt traurig, dass ich mich an diesen Anblick bereits gewöhnt hatte. Heute allerdings war es besonders schlimm. Meine Haut war noch bleicher als sonst, meinen Augen gerötet vom vielen Reiben, und ich hatte Augenringe wie deplazierter schwarzer Kajal.

Meine Hände auf den Waschbeckenrand stützend drehte ich den Wasserhahn auf und hörte einen Moment lang nur dem langsamen Plätschern des Wassers zu, das mich ungemein beruhigte. Dann formte ich meine Hände zu einer Schale und warf mir das darin gesammelte eiskalte Wasser ins Gesicht. Gänsehaut überzog meinen Körper. Auch wenn mir Kälte nicht viel ausmachte rief diese plötzliche Temperaturänderung doch eine Art Erschaudern hervor.

Eine mir im Gesicht klebende Haarsträhne hinters Ohr streichend drehte ich das Wasser ab und trocknete mir mein Gesicht mit einem der großen beigefarbenen Handtücher, die an dem großen weißen Heizkörper hingen. Nach einem letzten grauenhaften Blick in den Spiegel wandte ich mich ab und verließ den Raum. Leider wusste ich nur zu gut, weshalb ich so aussah. Ich hatte seit Tagen kein Blut mehr getrunken. Das hinterließ seine Spuren.

Langsam ging ich zurück ins Wohnzimmer, das an mein großzügiges Schlafzimmer angrenzte. Eigentlich war meine gesamte Wohnung sehr großzügig und geräumig. Ein luxoriöses Penthouse mitten in London.

Ich wusste, dass die Sonne bereits hoch am Himmel stand, aber ich wollte dennoch einen Blick nach draußen wagen. Vorsichtig zog ich einen der dicken, blutroten Vorhänge zur Seite, sodass ein kleiner Sonnenstrahl in das ansonsten abgedunkelte Zimmer schien. Von hier aus hatte man eine wunderschöne Aussicht über ganz London. Ich sah das London Eye in nicht allzu weiter Entfernung aufragen, dahinter den Big Ben und erahnte die Silhouette des Buckingham Palace in weiterer Ferne.

Ich versuchte, meinen Blickwinkel etwas zu vergrößern und trat einen Schritt vor. Ein fataler Fehler, denn als meine Zehen den Sonnenstrahl berührten roch es augenblicklich nach verkohltem Fleisch und ich zuckte schmerzerfüllt zusammen. Verdammte Sonne!

Schnell zog ich den Vorhang wieder zu und genoss die vollkommene Dunkelheit, die sich augenblicklich über den Raum senkte.  Ich enttschied mich letztendlich doch noch einmal schlafen zu gehen, auch wenn ich dort wieder von diesen schrecklichen Bildern verfolgt werden würde. Als ich an meinem breiten, mit teurer Bettwäsche bezogenem Bett ankam und mich darauf fallen ließ, war die Haut an meinen Zehen bereits vollständig geheilt. Zu meiner eigenen Überraschung übermannte mich ein Müdigkeitsgefühl und ließ mich in einen unruhigen Schlaf fallen.

~*~

Dunkelheit. Eine Fledermaus kreischt in der Ferne. Blut. Eine Frau. Meine Frau. Schreie. Sie ruft meinen Namen. Mirena! Sie fällt. Ich falle. Schmerz. Blut. Er. Immer wieder er. Zorn. Angst. ... Dunkelheit.

Ein weiteres Mal schrecke ich hoch und streiche mir die Haare aus dem Gesicht. Ich bin nicht mehr alleine im Bett. Und ich bin auch nicht in meinem Bett. Neben mir dreht sich eine besorgt dreinblickende Mirena um und legt mir ihre Hand auf die Brust. "Vlad?", fragt sie mit ihrer engelsgleichen Stimme. "Was ist los?"

Immer noch schwer atmend drehe ich mich zu ihr um und kann meinen Augen nicht trauen. "Mi...Mirena?", keuche ich. "Aber wie kann das sein?" Die Sorgenfalte auf ihrer Stirn wurde tiefer. "Was meinst du damit?", fragt sie sichtlich beunruhigt. "Hast du schlecht geträumt?"

Man lebt nur zweimal [Dracula Untold FF]Where stories live. Discover now