14 - Zufälle?

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>> Mina Harker <<

Nach unserem Marsch durch den Regen, den ich irgendwie sogar ziemlich genossen hatte, war Jonathan genauso nachdenklich geworden wie ich. Vermutlich kreisten seine Gedanken aber immer noch darum, dass ich Vlad zu sehen geglaubt hatte - langsam wurde mir das mit seiner ständigen Eifersucht echt zu viel. Ich hingegen kam nicht über den verwirrten Gesichtsausdruck von Dr. Mihai hinweg. Ergeben seufzte ich.

"Ich kann dich verstehen.", sagte Jonathan plötzlich. Ich legte die Stirn in Falten. "Hm? Was kannst du verstehen? Ich hab doch gar nichts gesagt...", erwiderte ich darauf. Jonathan blickte mich aus liebevollen Augen an. "Naja, dass dir eben ziemlich viel durch den Kopf geht.", antwortete er. "Vor allem, da du ja sogar einer professionellen Psychologin Rätsel aufgibst."

Ich seufzte erneut. "Ja, das beschäftigt mich wirklich", gab ich zu. Es konnte doch nicht sein, dass mir jetzt schon der zweite Arzt nicht zu helfen wusste! Ein wenig frustriert bemerkte ich nicht, dass wir bereits an Vlads Wohnkomplex angekommen waren.

"Oh, wir sind ja schon wieder da..", murmelte ich vor mich hin. Jonathan legte seinen Arm um meine Schulter. "Tja, wenn man so in Gedanken ist, dann vergeht die Zeit wie im Flug", sagte er und schenkte mir ein Lächeln. Unwillkürlich musste ich nach diesem Zitat an Vlad denken. Er hatte auch immer einen passenden Spruch zu gefühlt allen Lebenslagen parat. Irgendwie wirkte das bei ihm aber besser....

Noch mehr frustriert, weil meine Gedanken schon wieder in die falsche Richtung drifteten, drückte ich gegen die Eingangstür, auf der groß und fett für Blinde "ZIEHEN" stand. Das entlockte mir dann doch noch ein Lächeln. "Kein Wort!", verbat ich meinem Ehemann jeglichen Kommentar.

Der Pförtner nickte uns beim Vorbeigehen freundlich zu. Wie reich musste man nochmal sein, um hier wohnen zu können?

Ich schüttelte leicht den Kopf und ließ dann meinen Blick durch die Eingangshalle schweifen, während wir auf den Fahrstuhl warteten. Dabei entdeckte ich ein Werbeplakat, das meine Aufmersamkeit erregte. Der Fahrstuhl war vergessen und ich stand schon vor der Nachrichtentafel und versuchte den rumänischen Text zu entziffern.

"Was hast du denn da gesehen?", fragte Jonathan, als er bemerkte, dass ich nicht mehr neben ihm stand. "Keine Ahnung, aber es sah interessant aus.", bekam er als Antwort. Ohne Hingucken wusste ich, dass seine rechte Augenbraue in die Höhe schnellte. Aber hey, das war die Wahrheit!

Schon hatte ich mein Handy gezückt, um von dem vielversprechenden Plakat ein Bild zu machen, nachdem ich den Titel in den Übersetzer eingetippt hatte. "Das ist eine Einladung zu einem Weihnachtsball!", rief ich Jonathan aufgeregt zu. "Da muss ich unbedingt hin!"

Freudestrahlend kehrte ich zu meinem Mann zurück, der die Fahrstuhltüren aufgehalten hatte. "Ein Ball? Ganz sicher?", fragte er etwas misstrauisch. "Ja, ganz sicher!", gab ich zurück. "Ich hab das Plakat fotografiert, dann kann ich es nachher Vlad zeigen. Also, damit er es mir übersetzt", fügte ich hinzu. "Vielleicht will er ja auch mitgehen...", überlegte ich laut. Und wieder wusste ich genau, dass Jonathan erfolglos versuchte, seine Missbilligung hinter einer steinernen Miene zu verstecken.

Ich verdrehte die Augen. "Himmel Herrgott nocheinmal, jetzt reicht es mir aber, Jonathan!", fuhr ich ihn an. Ich war selbst über meinen plötzlichen Wutausbruch überrascht. Er zuckte erschrocken zurück. "Was...?", fing er an, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Ich empfinde nichts, ich wiederhole NICHTS für Vlad! Also hör gefälligst mit deiner nervtötenden Eifersucht auf!" 

Ich war wirklich aufgebracht, regelrecht zornig. Meine Geduld war schließlich auch nicht unerschöpflich. Er sah mich betreten an. "Es tut mir ja leid Mina, ehrlich, aber ich weiß auch nicht, was ich dagegen tun soll! Das Gefühl ist halt einfach immer da!", versuchte er sich zu verteidigen. Aber davon wollte ich jetzt absolut nichts hören. "Nein, nichts da. Keine Entschuldigungen diesmal. Krieg es in den Griff. Du kannst dir ja auf dem Weg nach oben etwas überlegen.", beendete ich meinen Wutausbruch und drückte die Taste für Vlads Stockwerk, während ich Jonathan aus dem Fahrstuhl schubste. Er stolperte durch die sich schließenden Türen und sein aufgebrachtes "Hey!" hörte ich nur gedämpft durch das Fahrstuhlgeräusch.

Man lebt nur zweimal [Dracula Untold FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt