Kapitel 14

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Nachdem ich mit dem Wissen, dass ich mich in Aiden verliebt hatte, aufwachte, konnte ich ihm irgendwie nicht ins Gesicht sehen. Denn ich hatte Angst, dass die Wahrheit ans Licht kommen würde und er dann nicht das Gleiche wie ich fühlte. Aiden sagte nichts, als er sich aufsetzte und an die Bettkante rutschte. Ich spürte seinen Blick auf mir, aber ich konzentrierte mich auf die kahlen, weißen Wände und versuchte mir dabei andere Farben vorzustellen.

»Es tut mir leid, Ellie.«, flüsterte er, aber ich verstand nicht, was er damit meinte. Verwirrt sah ich ihn an, während seine wilden, grauen Augen mich traurig anguckten und der Schmerz ihm ins Gesicht geschrieben stand.

Auch mein Herz tat bei seinem Anblick weh, denn ich hatte das Bedürfnis ihn ganz fest zu umarmen und zwar bis seine Trauer weg war. Aber ich wollte auch nicht anhänglich sein, deshalb verwarf ich diesen Gedanken schnell und sah ihn fragend an.

»Was tut dir leid? Du hast keinen Grund, traurig ...«

»Der Unfall ist meine Schuld. Ich war irgendwie abgelenkt und deshalb bist du nur wegen mir im Krankenhaus.«, unterbrach er mich.

»Aiden, es war nicht deine Schuld.«

»Dafür gibt es keine Ausrede. Ich war abgelenkt und du bist wegen mir verletzt. Du hättest wegen mir sterben können, Ellie. Ich erwarte nicht von dir, dass du mir vergibt, denn wahrscheinlich kann ich mir selbst nicht einmal vergeben. Ich will nur, dass du weißt wie sehr es mir leid tut.«

Traurig ließ er den Kopf hängen und Tränen bildeten sich in meinen Augen, als er aufstand. Ich wusste nicht, dass er dachte es wäre seine Schuld. Das war es nämlich nicht und ich gab ihm auch nicht die Schuld an dem Unfall. Ich setzte mich ebenfalls an die Bettkante und zog ihn zurück zu mir, damit ich meine Arme um ihn legen konnte. Es dauerte ein paar Sekunden, aber dann erwiderte er meine Umarmung, doch ich hatte trotzdem das Gefühl, als würde ihn noch irgendetwas beschäftigen.

»Ich verspreche dir, Aiden, dass es mir gut geht.«, sagte ich leise, während ich unsere Finger ineinander verschränkte. Er öffnete den Mund, um mir zu widersprechen, aber in diesem Moment ging die Tür auf und mein Dad kam herein, während er in die Hände klatschte.

»Bist du dann soweit, Ellie?«, fragte mein Dad etwas irritiert und guckte immer wieder von Aiden zu mir. Ich nickte und setzte mich dann in den etwas übertrieben großen und peinlichen Rollstuhl, den mein Dad mitgebracht hatte.

***

Vorteile, wenn man aus dem Krankenhaus kommt; man trägt keinen BH (das ist etwas, das nur Mädchen verstehen) und man hat keine Schule.

Der Nachteil, wenn man aus dem Krankenhauskommt; man hat keine Schule, deshalb konnte ich nur Zuhause sitzen und darüber nachdenken wie dumm ich war.

Wie konnte ich mich in einen Jungen verlieben, mit dem ich erst einmal ein Date hatte und der mich noch nicht einmal gefragt hatte, ob ich seine Freundin sein wollte? Im Ernst, was war bloß falsch mit mir? Es war doch offensichtlich, dass ich es mit meinen Gefühlen überstürzt hatte und dass er nicht das Gleiche wie ich fühlte. Alles in mir wünschte sich, dass er sich auch in mich verliebt hatte, aber irgendwie streitete ich es ab.

Für jeden Grund, der mir bestätigte, dass er nicht dasselbe fühlte, findet meine innere Stimme ein Aber. Er war beliebt und ich war ein Niemand, aber er schien sich trotzdem für mich zu interessieren. Es gab eine Menge Mädchen an unserer Schule, die viel hübscher waren als ich und die wirklich alles für ein Date mit Aiden Stone tun würden, aber er hatte mich geküsst.

Er fühlte sich schuldig, weshalb er mich wahrscheinlich nicht anrief, aber im Krankenhaus war er wirklich besorgt um mich gewesen. Eigentlich wollte ich wenigstens den Rest der scheinbar endlosen Nacht schlafen, aber irgendwie konnte ich einfach nicht einschlafen und je mehr ich es versuchte, desto wacher wurde ich. Aber irgendwann fielen meine Augen wie von selbst zu und ich schlief endlich ein.

The Unnoticed Mate | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt