Kapitel 8

63.9K 1.9K 234
                                    

Ich lag in meinem Bett und starrte meinen Schrank an, während zwei Dinge in meinem Kopf herumschwirrten.

Erstens - Wollte Aiden wirklich heute Abend mit mir ausgehen? Er hatte nicht einmal nach meiner Adresse gefragt, sondern nur gemeint, dass er mich abholen würde. Vielleicht wollte er einfach nur Ashley eifersüchtig machen. Warum er mich als Mittel benutzte, wusste ich nicht.

Zweitens - Wenn er es wirklich ernst meinte, was sollte ich dann anziehen? Mir war es eigentlich schon immer egal, was die Leute von meinen Klamotten hielten, aber das hier war ein Date. Wenn es überhaupt eines war. Aber ich wusste, was ich nun machen würde. Ich würde mich für das Date fertig machen.

Für den Fall, dass er kam, war ich bereit, und wenn er nicht kam, dann würde ich einfach wieder in meinen Schlafanzug schlüpfen. Aber da wären wir bei meinem zweiten Problem - was sollte ich anziehen?

Ein Kleid wäre zu formell, also entschied ich mich für einen Rock, den ich mit einem weißen T-Shirt kombinierte. Dann zog ich mir noch eine Lederjacke und schwarze Boots an. Ich entschied mich dazu, mich ein bisschen zu schminken. Und wenn ich ein bisschen sagte, dann meinte ich auch ganz wenig.

Ich trug also Wimperntusche und einen rosanen Lipgloss auf, bevor ich das Haargummi aus meinem Zopf löste. Meine Haare ließ ich schließlich offen, sodass sie mir in Wellen über die Schulter fielen. Als ich mich am Ende im Spiegel betrachtete, sah ich einen deutlichen Unterschied.

Weil es schon fast sieben Uhr war, ging ich schnell die Treppen nach unten ins Wohnzimmer. Falls Aiden nicht kommen sollte, würde ich einfach mit Ryder Eis essen gehen. Die Erkenntnis, dass er aber doch kommen könnte, machte mich irgendwie nervös.

Worüber sollten wir denn dann reden? Warum sprach einer von den Beliebten überhaupt mit einem Niemand? Wo wird er mich überhaupt hinbringen und war ich dafür dann auch richtig angezogen? Zu viele Fragen gingen mir im Kopf herum. Ich erreichte das Ende der Treppe und atmete tief durch, um ein bisschen herunterzukommen. Ryder hatte ich nichts davon erzählt und um ehrlich zu sein, hatte ich das auch nicht vor.

Wenn Aiden kam, würde ich einfach nur »Bis dann« sagen und wenn er nicht auftauchte, sage ich »Eis würde mich jetzt glücklich machen«. Ich hörte, dass der Fernseher an war, was nicht oft vorkam und nur, wenn Ryder zu Hause war. Als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich, dass Ryder auf der Couch saß mit einem Mädchen auf seinem Schoß.

Langsam ging ich rückwärts wieder aus dem Zimmer, um die beiden nicht zu unterbrechen bei dem, was sie da machten. Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufspringen und ich hielt mich erschrocken am Geländer der Treppe fest. Bevor ich den nächsten Schritt machen konnte, bemerkte Ryder mich und runzelte die Stirn.

»Wie lange stehst du da schon, Ellie?«, fragte er.

»Ich habe nur die Tür gehört und bin deshalb nach unten gekommen.«, log ich. Seine Augen verengten sich und bevor ich protestieren konnte, ging er zur Tür und machte sie auf. Mir fiel die Kinnlade nach unten, als ich sah, dass Aiden im Türrahmen stand. Er trug geeignete Jeans und ein schwarzes T-Shirt, das seine Muskeln betonte. Obwohl ich es nicht zugeben wollte, sah er wirklich gut aus.

»Aiden?«, rief Ryder überrascht. Schnell rannte ich die restlichen Treppenstufen nach unten und stellte mich hinter Ryder.

»Ellie.«, hauchte Aiden und die Art wie er meinen Namen aussprach, ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. Und ich redete nicht von ein paar Schmetterlingen, sondern von hunderten. Ich wollte gerade auf Aiden zugehen, als Ryder mich von ihm wegschob, bevor er die Tür vor seiner Nase zumachte.

»Ehm ... Ich meine ... Was ... Aiden?«, sagte ich nervös lachend. Um ehrlich zu sein hatte ich meinen Bruder noch nie so schockiert gesehen. »Ja, ich habe wohl vergessen zu erwähnen, dass ich heute Abend ein Date mit Aiden habe.«

»Date?«, fragte er krächzend. Weil ich nicht wusste, was ich erwidern sollte, nickte ich einfach nur, woraufhin kurz Stille eintrat. »Ellie, willst du das wirklich?«, fragte Ryder.

»Ja. Ich sehe dich dann später.« Mit diesen Worten schob ich mich an ihm vorbei und öffnete die Tür. Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, erschien ein Lächeln auf Aiden's Gesicht.

»Du siehst wunderschön aus.«, sagte er.

»Du siehst auch nicht schlecht aus.«, erwiderte ich grinsend. Stumm liefen wir zu seinem Auto und als er mir mit diesem besonderen Lächeln die Tür öffnete, wurden meine Knie ein bisschen weich. Er stieg ebenfalls ein und fuhr dann los.

»Bist du Vegetarierin?«, fragte er und unterbrach damit die Stille.

»Ehm ... Nein?«, sagte ich, aber es klang eher wie eine Frage.

»Ich frage nur, weil ich ein gutes Restaurant hier in der Nähe kenne. Die machen wirklich gute Burger.«, meinte er und sah dabei zu mir, wobei seine grauen Augen vor Freude leuchteten.

»Klingt gut.«, entgegnete ich und lächelte dabei, obwohl ich immer noch schockiert war, dass ich gerade hier in Aiden's Auto saß und ein Date mit ihm hatte. Wenn man mich vor ein paar Wochen gefragt hätte, ob ich mich irgendwann mit Aiden auf einem Date sah, dann hätte ich ganz klar mit einem Nein geantwortet.

Doch hier saß ich nun in seinem Auto und musste sagen, dass ich noch nie in meinem Leben so viel gleichzeitig gefühlt hatte. Aber ich konnte einfach immer noch nicht glauben, dass er mich jetzt auf einmal bemerkt hatte und mit mir ausgehen wollte.

»Über was denkst du gerade nach?«, fragte er neugierig. Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich wurde ein bisschen rot.

»Tut mir leid.«, sagte ich, als Aiden vor Jay's Burger Hut parkte. Von diesem Restaurant hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Es war ein kleines Diner, das gelb gestrichen war, und mit großen Fenstern ausgestattet war. Aiden parkte das Auto und drehte sich dann zu mir, um mich sehen zu können.

»Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast nichts gemacht. Du sahst nur so konzentriert aus, sodass ich mich nur gewundert habe, was deine Aufmerksamkeit erregt.« Fragend und verwirrt schaute er mich an. Irgendetwas sagte mir, dass ich jetzt nicht lügen sollte.

»Bitte lach nicht.«, sagte ich und Aiden schüttelte energisch den Kopf. Ich atmete tief durch und setzte dann zum Sprechen an. »Wieso redest du mit mir?«, fragte ich. Aiden sah aus, als würde er die Frage nicht verstehen.

»Was meinst du?«, fragte er.

»Wenn du wirklich nicht mit Ashley ausgehen wolltest, dann hättest du es ihr einfach sagen können. Du musst das nicht machen, damit sie dich in Ruhe lässt.«, sagte ich.

»Was hätte ich sagen können?« Seine Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen und ich war mir ziemlich sicher, dass ich schon rot wie eine Tomate war.

»Dass ... du gesagt hast, dass wir ein Date haben ... und vorgespielt hast, interessiert an mir zu sein.«, flüsterte ich und schaute dabei peinlich berührt nach unten. Wieso musste ich das jetzt sagen? Es war zwar kein richtiges Date, aber ich sollte ihm jetzt trotzdem kein schlechtes Gewissen machen.

Aiden seufzte und hob mein Kinn an, was meine Haut mal wieder zum Kribbeln brachte. Als ich aufsah, lächelte er mich an und dieses Mal glaubte ich, dass er das Kribbeln auch spürte.

»Ellie, ich bin interessiert an dir. Ich spiele gar nichts vor.« Sein Blick musterte mich intensiv und brachte mich dazu ihm glauben zu müssen. Und das Verrückte daran war, dass ich ihm wirklich glaubte.

The Unnoticed Mate | ✓Where stories live. Discover now