Kapitel 12

51.4K 1.6K 174
                                    

Aiden

Für einen kurzen Moment war alles perfekt gewesen. Ich hielt die Hand meiner Mate, während ein glückliches Lächeln meine Lippen umspielt hatte. Und sie hatte so ausgesehen, als würde sie Mason, das Betatier, und seine Mate auch mögen. Ich hatte dieses ganze Date von Vorne bis Hinten durchgeplant.

Zurerst würden wir essen gehen und danach würde ich sie zu einem See führen und ihr somit sagen, was ich bin. Außerdem hatte ich Sam gefragt, ob sie mitkommen würde, falls sie dann eine Freundin zum Reden brauchte.

Um ehrlich zu sein hatte ich Angst vor ihrer Reaktion und ich habe mir alle möglichen Szenarien ausgemalt. Dieses Auto war aus dem Nichts gekommen. Ich versuchte verzweifelt zu bremsen und dem Auto auszuweichen, aber das hatte keinen Sinn mehr.

Denn wir fuhren direkt in dieses Auto hinein. Natürlich wusste ich, dass es Sam, Mason und mir gut gehen wird, aber Ellie war ein Mensch. Also versuchte ich das Auto so umzulenken, dass ich den Aufprall etwas abfangen konnte, aber ich war nicht schnell genug.

Für einen Moment war ich unfähig irgendetwas zu tun, während ich erschrocken auf die zerbrochene Glasscheibe starrte, als ich plötzlich einen seltsamen Geruch wahrnahm. Blut. Mein Herz hörte praktisch für einen Moment auf zu schlagen und mein innerer Wolf wurde beinahe verrückt bei diesem Anblick. Dieser Geruch war nämlich Ellie's Blut.

Sie saß bewusstlos neben mir und auf ihrem Shirt klebte Blut, während überall auf ihr Scherben verteilt lagen. Panisch versuchte ich zu ihr zu gelangen, aber ich bekam den Anschnallgurt nicht auf. Also nahm ich all meine Kraft zusammen und versuchte gegen diesen Gurt anzukämpfen, um zu meiner Mate zu kommen.

Mason öffnete mir die Tür und ich rannte sofort um das Auto herum und half Sam die Beifahrertür aufzubekommen. Schließlich bekamen wir sie auch auf und ich steckte den Kopf hinein, um nach Ellie zu sehen. Hastig schnallte ich sie ab und trug sie nach draußen, als ich plötzlich ihr Herz schlagen hörte, wofür ich Gott mehr als nur dankbar war. Ihr Herzschlag ging zwar langsam und unkontrolliert, aber er war da.

Im Brautstyle lag sie nun schlaff in meinen Armen und sie hatte die Augen immer noch geschlossen. Ich hörte nicht den Krankenwagen, der wohl irgendwann gekommen war, und als ein Santitäter Ellie nehmen wollte, knurrte ich ihn nur an und dachte nicht einmal daran, sie ihm zu übergeben.

Aber Mason legte mir seine Hand behutsam auf die Schulter, sodass ich doch nachgab. Trotzdem hielt ich die ganze Zeit ihre Hand, als die Ärzte sie untersuchten. Die Stimmen und Schreie nahm ich kaum wahr, denn ich hatte nur Augen für meine Mate, deren Gesicht immer noch blutverschmiert war, doch sie sah trotzdem so friedlich aus.

Sie brachten Ellie, meine wunderschönde Mate, in den Krankenwagen, und sagten mir, dass ich nicht mitkommen könnte. Ich könnte sie alle auf der Stelle töten. Was glaubten die, wer sie waren, dass sie mir meine Mate wegnehmen konnten? Ich atmete tief durch und versuchte nicht auf der Stelle auszurasten. Sie waren doch nur Menschen und sie versuchten eben ihr zu helfen. Und die Ärzte würden ihr helfen können, nein, sie mussten ihr einfach helfen.

Also fuhren Mason, Sam und ich ins Krankenhaus, obwohl wir nicht mit ins Behandlungszimmer gehen durften. Ich lehnte mich gegen die Wand und rutschte erschöpft auf den Boden. Dann zog ich meine Beine an und legte meinen Kopf auf meinen Knien ab.

Es machte mir nichts aus, dass Ellie's Blut überall auf meinen Klamotten verteilt war, weshalb ich einfach in dieser Position blieb. Jedes Mal, wenn eine Person aus Ellie's Behandlungszimmer kam, schaute ich auf. Würde dieser Jemand irgendwelche Neuigkeiten über Ellie wissen? Niemand sagte irgendetwas darüber.

Mason und Sam sprachen die ganze Zeit mit einem der Polizisten, während ich einfach nicht fähig war irgendetwas zu machen. Ich wusste nicht einmal wie lange ich dort saß. Vielleicht dauerte es Stunden oder Jahre bis irgendjemand zu mir kam und mir sagte, dass ich sie nun sehen durfte.

Ich glaube nicht, dass ich jemals als Mensch so schnell gerannt bin. Mein Atem stockte, als ich meine ganze Welt im Bett des Krankenhauses sah. Während sie noch schlief, sah ich mir ihre vielen Verbände um den Kopf herum an. Neben ihr stand ein Infusionsständer, der mit ihrem Arm verbunden war. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich dann neben sie. Ich wollte meine Mate niemals so sehen. Wer wollte denn schon sein Leben, seine Welt, seine große Liebe so sehen?

Vorsichtig nahm ich ihre Hand und zeichnete kleine Kreise darauf. Wenn ich könnte, dann würde ich sie jetzt einfach mitnehmen, aber ihre Sicherheit war mir wichtiger, denn ich liebte sie. Hatte ich das gerade wirklich gedacht? Hatte ich gerade wirklich von Liebe gesprochen? Meine Augen wurden groß, als ich auf unsere Hände schaute. Ich war noch nie so richtig in jemanden verliebt gewesen und es war doch noch viel zu früh, um hier von Liebe zu sprechen, oder?

Natürlich wusste ich, dass sie für mich das Wichtigste auf der ganzen Welt war, aber Liebe war ein viel größerer Schritt. Ein Schritt, der für mich nicht einfach war. Ich sah wieder zu meiner Mate und auf einmal wurde mir alles klar. Ich war unsterblich in sie verliebt.

»Bitte wach auf.«, flüsterte ich, während ich ihre Hand küsste und auf das altbekannte Kribbeln wartete. Es wäre alles so viel besser, wenn sie wach wäre.

»Alpha, kann ich kurz mir dir über deine Mate sprechen?«, fragte Rhea, die Ärztin, die im Türrahmen stand und darauf wartete, dass sie hereinkommen konnte. Rhea wusste über mich und über die anderen Bescheid und war für solche Fälle da. Das sollte mich jetzt beruhigen, aber das tat es nicht.

Ich nickte, aber mache keine Anstalten aufzustehen. Ich würde meine Mate jetzt ganz sicher nicht allein lassen. Die Ärztin schaute nach unten und schloss dann die Tür hinter sich. Dann atmete Rhea tief durch und seufzte dabei, während ich kurz davor war vor Neugier aufzuspringen. Ich hatte meine Mate gefunden und ich wusste, dass ich mich in sie verliebt hatte. Allein der Gedanke, dass es ihr nicht gut ging, ließ meinen inneren Wolf aufheulen.

»Wenn sie ein Wolf gewesen wäre, dann ...«, setzte sie an, aber ich unterbrach sie.

»Komm zum Punkt.«

»Wir haben die ganzen Glasscherben aus ihrem Kopf und ihrem Hals entfernt, was die Blutung verursacht hat. Ob sie ernsthaft verletzt ist, können wir erst sagen, wenn sie irgendwann aufwachen sollte.«, sagte sie. Meine Augen wurden jetzt wahrscheinlich schon ganz dunkel und schwarz, als ich sie ansah.

»Wieso sagst du irgendwann?«, knurrte ich und Rhea riss erschrocken die Augen auf.

»I-Ihr Kopf hat ganz schon was abbekommen, A-Alpha. Deshalb i-ist er auch ziemlich angeschwollen.«, stotterte sie ängstlich. Aber es kümmerte mich nicht, dass sie Angst vor mir hatte, denn ich konnte einfach nur an Ellie denken.

»Danke, Rhea. Du kannst jetzt gehen und vergiss nicht Mason, dem Beta, zu sagen, dass er Ellie's Familie diese Nachricht überbringen soll.«, sagte ich, während sie schnell nickte und dann den Raum verließ. Vorsichtig beugte ich mich über Ellie und versuchte dabei sie nicht zu erdrücken. Dann streichelte ich ihr leicht über den Kopf und versuchte die aufkommenden Tränen zurückzuhalten.

»Bitte verlass mich nicht, Liebste.«, flüsterte ich, bevor ich ihr einen langen Kuss auf die Wange gab.

The Unnoticed Mate | ✓Donde viven las historias. Descúbrelo ahora