Kapitel 11

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Ich konnte Dad's Stimme in der Küche hören, weshalb ich schon einmal nicht dorthin gehen konnte. Aber wo waren Mom und Ryder?

»Nein, Dad, ich brauche keine Vorführung wie man ein Kondom benutzt, also leg jetzt bitte die Banane weg, weil die noch jemand essen will.«, sagte Ryder und ich konnte mir seinen genervten Gesichtsausdruck und sein Augenrollen vorstellen. Ein Lachen entfuhr mir und ich presste schnell meine Hand auf meinen Mund. Hoffentlich hatten sie mich nicht gehört.

»Ellie, bist du das?«, rief mein Dad.

»Ja, ich ...«, entgegnete ich, aber er unterbrach mich sofort wieder.

»Wir ziehen gerade Kondome über Bananen, also komm ruhig in die Küche, weil du das bestimmt auch wissen musst.«, sagte er und hielt dann kurz inne. »Naja, falls du irgendwann mit Jungs ausgehen darfst und das darfst du erst, wenn du dreißig bist.« Ihm also jetzt von dem Date zu erzählen war wohl keine so gute Idee.

»Oh Mist. Ich muss noch an einem Schulprojekt arbeiten und wollte deshalb gerade gehen.«, sagte ich schnell und machte mich schon auf den Weg zur Haustür. Warum er dachte, dass ich da jetzt unbedingt dabei sein musste, verstand ich nicht so ganz, aber ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, weil Ryder da immer noch saß. Geschah ihm recht.

Aiden's Auto war schon in unserer Einfahrt, als ich aus dem Haus lief und die Tür hinter mir schloss. Er stieg aus dem Auto und hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. »Da ist ja mein Mädchen.«, sagte er, bevor er mich umarmte. Mein Herz klopfte wie wild und ich wurde ganz rot.

Er küsste mich auf den Kopf und ich konnte nicht glauben, dass er mich »mein Mädchen« genannt hatte. Warte mal ... War ich denn sein Mädchen?  War er jetzt mein fester Freund oder gingen wir nur miteinander aus? War da überhaupt ein Unterschied? Ich merkte, dass ich mich zu sehr in diese Sache hineinsteigerte und vertrieb die Gedanken und die vielen Fragen.

Er machte für mich die Tür auf und ich stieg schüchtern mit einem kurzen »Danke« ein. Schnell sprang ich auf, als mich jemand antippt.

»Du musst Ellie sein. Ich heiße Mason und bin Aiden's bester Freund.«, sagte die Person. Er legte einen Arm um Aiden's Schulter und lachte dabei. Aiden verdrehte nur die Augen, aber lächelte mich trotzdem an, während er aus unserer Einfahrt fuhr. »Und das ist meine Freundin Sam.«, sagte Mason und zeigte dabei auf ein schwarzhaariges Mädchen, das neben ihm saß.

Ihre langen schwarzen Haaren fielen ihr in Wellen über die Schultern und ihre grünen Augen sahen verliebt zu Mason, bevor sie sich zu mir drehte und mir die Hand hinhielt. »Nett dich kennenzulernen, Ellie. Wir werden bestimmt gute Freunde.«, sagte sie und ich schüttelte ihre Hand.

Währenddessen lag Aiden's Blick die ganze Zeit auf mir und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er sah so heiß aus, wenn er lächelte. Ich konnte einfach nicht aufhören, ihn anzustarren. Ganz langsam erreichte seine Hand meine, bevor er sie umdrehte und kleine Kreise darauf malte, was meine Haut zum Kribbeln brachte.

»Ich wusste nicht, dass auch noch andere dabei sind.«, sagte ich leise. Hörte sich das jetzt dumm an? Peinlich berührt schaute ich aus dem Fenster, damit niemand mein rotes Gesicht sah.

»Es tut mir leid, Süße, ich weiß, dass es nur du und ich hieß, aber Mason hat vorgeschlagen, dass es ein Doppeldate werden könnte. Er wollte dich unbedingt kennenlernen.«, sagte Aiden und schielte dabei zu mir herüber, um meine Reaktion zu sehen.

Die Wahrheit war, dass ich kein Problem damit hatte, Aiden's besten Freund zu treffen. Ich kannte Mason zwar nicht persönlich, aber er schien nett zu sein. Je mehr Zeit ich mit Aiden verbrachte, desto wohler fühlte ich mich bei ihm, und allein der Gedanke, dass dies schon wieder ein Date war, ließ mich aufgeregt werden.

Warum konnte er sich nur so leicht in mein Herz schleichen? Und warum ist er jetzt auf einmal an mir interessiert, wenn er mich die letzten fünf Jahre nicht einmal bemerkt hat? Vielleicht würde ich ihn das irgendwann einmal fragen, aber jetzt wollte ich erst einmal dieses Doppeldate hier genießen.

Ich wollte mich schließlich amüsieren und heute war nicht der Tag, an dem ich ihn Fragen stellen würde. »Das ist also ein Date?«, frage ich, als er aufhörte Kreise zu zeichnen und stattdessen unsere Finger miteinander verschränkte.

»Süße, du hast dein Mittagessen mit der Königin abgesagt. Natürlich ist es ein Date.«, sagte er lachend, während ich eine Gänsehaut bekomme. Jedes Mal, wenn er mich »Süße« nannte, schlug mein Herz schneller. Ich liebte es und ich wollte, dass er es immer wieder sagte.

Eigentlich brauchte ich auch einen Spitznamen für ihn, aber vielleicht hatte er ja schon einen und ich hatte ihn bloß nie danach gefragt. Falls er einen hatte, was würde ...

»Aiden!«, schrie Sam vom Rücksitz aus, aber es war schon zu spät. Manche sagen, dass wenn etwas schlimmes passiert, die Zeit stehen bleibt. Ich dachte immer, dass es nur ein Klischee wäre, aber genau das erlebte ich gerade.

Aiden trat scharf auf die Bremse, doch es war eigentlich schon zu spät. Wir fuhren geradewegs in das Auto vor uns hinein und ich dankte dem Anschnallgurt, dass er da war, denn sonst wäre ich gegen die Scheibe geknallt. Als ich zurück in den Sitz gedrückt wurde, konnte ich eine warme Flüssigkeit an meinem Kopf spüren, aber mir war zu schwindelig, um zu schreien.

Ich wollte fragen, ob es allen gut ging, aber es kamen keine Worte aus meinem Mund heraus. Mein letzter Gedanke galt Aiden, bevor mich die Dunkelheit verschlang.

The Unnoticed Mate | ✓Where stories live. Discover now