31- Nachrichten

22 2 7
                                    

Langsam werde ich unruhig. Warum schreibt Damon mir nicht? Er müsste schon längst zuhause sein, da er nicht weit weg wohnt von mir. Ich stehe auf und laufe hin und her. Hastig nehme ich mein Handy und versuche Damon anzurufen, doch es geht nur die Mailbox ran.

"Wo bist du nur Damon?", murmle ich verzweifelt und fahre mir mit meiner Hand durch die Haare.

Da ich nicht ruhig sitzen bleiben kann, gehe ich in die Küche unserer Wohnung und hole mir erstmal ein Glas Wasser.

"Kannst du nicht schlafen?". Die Stimme von Lukas lässt mich zusammen zucken. "Tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken".

"Damon wollte sich melden, wenn er zuhause ist, aber bis jetzt hat er nicht geschrieben. Und wenn man versucht ihn anzurufen, geht nur die Mailbox ran". Ich klinge besorgt. Augenblicklich stehen mir die Tränen in den Augen.

Lukas streicht mir kurz über den Arm. "Bestimmt ist nur sein Akku leer. Ihm wird schon nichts passiert sein".

"Wem ist nichts passiert?", schaltet sich nun auch Grace ein.

"Damon", murmle ich leise.

"Wieso sollte ihm denn etwas passiert sein?", fragt sie stirnrunzelnd.

"Er hat mir noch nicht geschrieben und es geht nur seine Mailbox ran, dabei wohnt er nicht weit weg von hier".

Grace kommt zu mir und nimmt mich in den Arm. "Ihm wird nichts passieren, Em. Mach dir keine Sorgen".

Ich nicke leicht, bin jedoch nicht wirklich überzeugt. Diese ungute Gefühl in mir bleibt. Ich hab das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn Damon etwas passieren würde. Gedankenverloren trinke ich einen Schluck aus meinem Glas. Ich sehe zu unserer Uhr, welche heute scheinbar unfassbar laut tickt. Es sind zwei Stunden vergangen, seit dem Damon sich von mir verabschiedet hat und gefahren ist.

"Er wohnt nur eine Viertelstunde entfernt, aber er ist vor zwei Stunden gefahren".

"Mach dich nicht verrückt Emma", versucht Lukas mich zu beruhigen.

"Was würdest du denn machen, wenn Grace da draußen wäre?". Durchdringend sehe ich ihn an. Lukas seufzt.

"Du hast ja recht".

Ich nehme mein Handy und versuche erneut Damon anzurufen. Wieder geht nur die Mailbox ran. Ich warte auf den Signalton, ehe ich Damon etwas auf die Mailbox spreche.

"Hey, hier ist Emma. Du wolltest dich melden. Schon vergessen? Du bist schon seit zwei Stunden weg und um ehrlich zu sein, mache ich mir langsam Sorgen. Meld dich bitte, okay?".

Verzweifelt lege ich mein Handy wieder an die Seite. Ich vergabe mein Gesicht in den Händen und seufze laut.

"Ich könnte versuchen Lucy oder seine Eltern anzurufen", überlege ich laut.

"Das wäre zu Voreilig. Falls nichts passiert ist, machen sie sich nur unnötig Sorgen".

Ich nicke. Lukas hat recht. Vielleicht übertreibe ich ja auch nur und es gibt für alles eine logische Erklärung. Vielleicht.

"Wir gehen schlafen und das solltest du auch tun, Em". Durchdringend sieht Grace mich an. Ich nicke stumm, weiß aber dass  ich jetzt sowieso nicht schlafen kann.

Die beiden gehen schlafen und ich setze mich vor den Fernseher und knipse verloren durch die Sender. Irgendwann schlafe ich dann doch ein.

Früh am Morgen wache ich auf. Der Fernseher zieht meine Aufmerksamkeit sofort auf sich.

In den frühen Morgenstunden ereignete sich ein tragischer Unfall. Ein achtzigjähriger rammte seitlich den PKW eines einundzwanzigjährigen Fahrers. Dieser überschlug sich mehrmals. Er konnte von Ersthelfern aus dem Wagen gezogen werden, bevor das Auto komplett ausbrannte. Derzeit schwebt der einundzwanzigjährige in Lebensgefahr.

Schockiert sitze ich da. Das darf nicht wahr sein. Bitte lass es nicht Damon sein. Im Fernseher werden nun Bilder von den Autos gezeigt. Es sieht schrecklich aus und grenzt an ein Wunder, dass überhaupt noch jemand lebt. Dann trifft es mich wie ein Schlag. Das Auto des Fahrers sieht genau aus, wie das von Damon.

Ich springe auf, nehme mein Handy und rufe Lucy an. Sie geht sofort ran.

"Emma". Sie klingt verweint. Mir stehen unweigerlich Tränen in den Augen.

"Sag mir, dass es nicht sein Auto im Fernseher war". Meine Stimme klingt gepresst.

"Doch", ihre Antwort ist nur ein Flüstern.

Ich schluchze auf. "Wie schlimm ist es?".

"Es sind mehrere Rippen gebrochen. Er hat ein Schädel-Hirn-Trauma und wurde ins künstliche Koma gelegt".

Mein Hals fühlt sich an wie zugeschnürt. Ich kann nichts sagen. Ich kann nicht weinen. Es tut weh. Mein ganzer Körper tut weh.

"Willst du herkommen?". Lucy kämpft mit den Tränen.

"Ja", presse ich mühsam heraus.

Wir legen auf und ich breche unwillkürlich in Tränen aus. Damon. Er muss das schaffen. Ich schluchze laut und schnappe nach Luft. Grace und Lukas kommen zu mir gestürmt. Auch sie sehen die Bilder im Fernseher.

"Ist das..?", Lukas deutet auf den Fernseher.

Ich nicke. Grace kommt zu mir und zieht mich in ihre Arme. Augenblicklich weine ich noch mehr.

"Ich will ins Krankenhaus", meine Stimme zittert.

"Wir bringen dich hin. Ist Lucy auch da?". Wieder nicke ich nur als Antwort.

Schnell ziehen wir uns an und setzen uns ins Auto. Während der gesamten Fahrt herrscht ein angespanntes Schweigen. Wir wissen nicht genau, was uns im Krankenhaus erwartet. Ich kann nur an Damon denken. Ihm darf nichts passieren. Er muss das schaffen!

Die Fahrt vergeht quälend langsam. Ich werde immer unruhiger, kann kaum noch sitzen bleiben. Meine Augen brennen schon vom weinen. Ich hab Angst. Eine verdammte Scheißangst, dass Damon es nicht schafft. Grace nimmt meine Hand, auch sie hat Tränen in den Augen.

"Er schafft das. Er würde dich niemals alleine lassen". Sie klingt überzeugt.

Dann kommen wir endlich an. Ich springe sofort vom Sitz auf und treffe auf Lucy, die uns beim Eingang abholt. Lucy und ich fallen uns in die Arme. Wir weinen beide bitterlich. Eine Weile stehen wir einfach nur so da. Dann gehen wir nach oben zu der Intensivstation. Die Atmosphäre dort ist gespenstisch. Wir werden von einer Krankenschwester in einen Aufenthaltsraum gebraucht. Hierbei handelt es sich um einen sterilen, weißen Raum. Ist gibt lediglich ein paar Stühle zum sitzen und einen Wasserspender in der Ecke, sonst nichts. Damons Eltern sind auch in dem kleinen Raum. Als sie mich sehen, stehen ihnen wieder Tränen in den Augen. Wir umarmen uns und setzen uns dann erstmal.

"Es darf immer nur einer zu ihm ins Zimmer und das nur mit bestimmter Kleidung", murmelt seien Mum.


Love AgainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt