15- Begegnung

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Ich schließe die Tür hinter mir und sinke langsam an dieser hinab. Auf dem Boden angekommen, winkle ich mich meine Beine an und lege meinen Kopf auf meine Oberschenkel. Ein lauter Seufzer entfährt mir und wieder einmal wünsche ich mir, nur ein einziges mal normal sein zu können, wie alle anderen. Doch sie haben mich kaputt gemacht, haben mein Vertrauen in Menschen zerstört.

Plötzlich scheint der andere Teil von mir wieder überhand zu nehmen und ich stehe entschlossen auf und gehe in mein Zimmer. Wenn ich Damon von mir wegstoße muss ich mir auch keine weiteren Gedanken mehr um ihn machen und außerdem kann ich dann auch niemals von ihm verletzt werden. Ich stehe wieder auf und gehe in mein Zimmer. Hastig ziehe ich mein Kleid aus und werfe es achtlos in die Ecke. Auch die Schuhe ziehe ich aus. Anschließend streife ich mir eine Jogginghose und ein einfaches T-Shirt über. Mit gemischten Gefühlen lege ich mich in mein Bett und falle sofort in einen unruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen wache ich früh wieder auf, viel zu früh. Verschlafen wische ich mir meinen Schlafsand aus den Augen und setze mich auf. Ein Blick auf die Uhr, bestätigt mein erstes Gefühl, denn es ist erst sechs Uhr morgens. Leise seufze ich, entscheide mich dann schlussendlich doch aufzustehen. Mein erster Weg führt mich ins Bad, in welchem ich eine warme, ausgiebige Dusche nehme. Nach der Dusche fühle ich mich zumindest wieder etwas frischer und wacher. Leise gehe ich zurück in mein Zimmer und ziehe ich mich an.

Irgendwie fühle ich mich heute leer. Eine tiefe leere in mir, die ich nicht beschreiben kann. Irgendwie habe ich das Gefühl jede Entscheidung, jede Handlung von mir ist falsch. Egal was ich tue hinterher fühlt es wieder komisch an, sowie jetzt. Und so war es immer bis jetzt. Ich lerne jemanden kennen und ich mag ihn. Und dann? Dann stoße ich ihn von mir weg, bis derjenige kein Interesse mehr an mir hat. Jedes verdammte Mal! Und obwohl mir das bewusst ist, oder vielleicht gerade deshalb, tue ich es jedes mal wieder.

Von innerer Eile angetrieben, ziehe ich mir hastig meine Jacke, meinen Schal und meine Schuhe an. Fertig gerüstet für das derzeitige Wetter, gehe ich nach draußen, um etwas spazieren zu gehen. Wieder führt mich mein Weg in den Park, der im Gegensatz zu sonst, menschenleer ist. Ich genieße die Stille um mich herum und setze mich trotz der Kälte auf eine der zahlreichen Bänke. Mittlerweile ist es schon fast acht Uhr. Mittlerweile haben die Bäume alle ihre Blätter verloren und auch die Temperaturen werden immer niedriger. Der Winter kommt immer näher.

Das Vibrieren meines Handys holt mich, wie so oft, wieder zurück in die Realität. Ich hole es aus meiner Tasche und entsperre es. 'Emma, lass uns bitte reden'. Ich weiß Damons Interesse wirklich zu schätzen, aber es macht mir auch Angst. Vielleicht sollte ich langsam wirklich mal mit Damon reden und ihm alles erzählen. Doch ein Teil von mir ist dazu noch nicht bereit und hat riesige Angst davor. Was soll ich bloß tun? Was ist der richtige Weg, die richtige Entscheidung?

Langsam schlendere ich wieder nach Hause. Die Straßen sind noch immer relativ leer und es fahren nur vereinzelte Autos umher. Von weitem erkenne ich unsere Wohnung und dann sehe ich ihn. Der Schreck durchfährt mich förmlich. Alles in mir zieht sich zusammen. Vor Schreck bleibe ich wie angewurzelt stehen. Auf einmal fühle ich mich unfähig mich zu bewegen. "Das kann nicht sein", flüstere ich mir selbst zu. Jahrelang hatte er sich von mir ferngehalten, wie also und vor allem warum steht er ausgerechnet jetzt vor meiner Tür?

Angespannt gehe ich, nein schleiche ich, weiter bis ich vor unserer Tür ankomme. Er dreht sich um. "Hallo Emma". Ein freches grinsen umspielt seine Mundwinkel. Ekel ist das einzige was ich fühle bei dem grinsen, das einst mein Herz höher schlagen ließ. "Was willst du hier", knurre ich. "Sei doch nicht so kleines. Meinst du nicht es ist langsam genug Zeit vergangen für einen Neuanfang?". Neuanfang? Mir fällt wortwörtlich die Kinnlade runter. "Das glaubst du doch selber nicht". Er lacht nur. "Ich weiß, dass ich damals Mist gebaut...". Ich unterbreche ihn. "Mist gebaut? Mist gebaut? Du hast mich zerstört!", schreie ich ihn wütend an. Jetzt hat er völlig den Verstand verloren. Ungläubig und mit einer Menge Wut mustere ich das Gesicht des Mannes in den ich einst verliebt war. Wie konnte ich das bloß tun? Wie konnte ich je was für diese Person übrig gehabt haben?

Wie angewurzelt stehen wir da und mustern uns schweigend. Plötzlich kommt Damon um die Ecke. Auch er bleibt stehen und blickt zwischen uns hin und her. "Damon", presse ich mühevoll zwischen meinen Lippen hervor.  "Emma, ich wollte mit dir reden". Stumm nicke ich. Gerade ist das Chaos mal wieder perfekt. "Emma hat aber keine Zeit für dich", meldet sich Collin neben uns. "Ich hab für dich keine Zeit Collin. Nie wieder. Verschwinde einfach aus meinem Leben", zische ich wütend. "Und wer bist du?". Damon mustert Collin. "Ich bin Collin, Emmas große Liebe", kurz zwinkert er mir zu. Ich schnappe nach Luft. "Du bist ein Arschloch, aber ganz sicher nicht meine große Liebe", schnaube ich verächtlich. "Ich gehe jetzt Emma, aber wir werden uns wieder sehen".

Er verschwindet wieder genauso plötzlich wie er gekommen ist. Plötzlich bricht meine Fassade zusammen und ich sinke weinend auf den Boden. Ich zittere und schluchze bitterlich. Nie wieder wollte ich diesen Menschen sehen. Tränen strömen mir über die Wangen. Damon kniet sich neben mich und schlingt seine Arme um mich. Verzweifelt und haltlos klammere ich mich an seine Arme. Ich fühle mich plötzlich völlig verloren in meinen Gefühlen, habe das Gefühl daran zu ersticken. Sanft streicht Damon mir über den Rücken um mich etwas zu beruhigen. Doch ich beruhige mich nicht. Ich weine und weine. Ich hab das Gefühl, dass ich nie wieder damit aufhören kann. Alles tut mir weh, doch am meisten mein Herz. Ich hasse Colin so sehr für das, was er mir angetan hat.

Love AgainWhere stories live. Discover now