Love Again

22-Schwester

"Was wollen wir überhaupt machen?", frage ich und sehe in die Runde. "Ich dachte, wir könnten gemeinsam essen gehen", schlägt Grace lächelnd vor. "Gute Idee", lächelnd sieht Lukas Grace an und auch Damon nickt bestätigend. "Na dann los", ich versuche möglichst begeistert zu klingen. Die Krönung des Abends wäre, wenn wir auch noch Colin begegnen würden. Eilig schüttele ich diesen Gedanken beiseite und ziehe mir meine Jacke und einen Schal an. Als wir uns alle angezogen haben, gehen wir gemeinsam runter und steigen alle in die Wagen von Lukas. Damon und ich sitzen hinten. Ich spüre Damons Blick auf mir, auch wenn ich ihn nicht ansehe. Immer wieder sieht er zu mir rüber, doch ich ignoriere seine Blicke. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Alles ist so kompliziert. Ich mache alles kompliziert.

Wenige Zeit später kommen wir bei einem kleinen, aber sehr gemütlichem Restaurant an. Wir steigen aus dem warmen Auto und die Novemberkälte zeigt sich von ihrer kräftigsten Seite. Umso mehr freue ich mich als wir das in das warme Gebäude gehen. Das Restaurant hat wirklich Charme. Das Licht ist leicht gedämpft und auf den Tischen stehen Kerzen. Der Kellner begleitet uns an einen der freien Tische und wir sitzen. Damon, zuvorkommend wie er ist, hilft mir meine Jacke auszuziehen und hängt sie über meinen Stuhl. Unsicher sehe ich ihn an.

Plötzlich betritt ein mir bekanntes Gesicht das Restaurant und meine Laune sinkt schlagartig. Was will sie hier? Zielstrebig steuert sie auf unseren Tisch zu und ein breites Lächeln liegt auf ihren Lippen. Es ist die Frau aus der Stadt, die Arm in Arm mit Damon umher gelaufen ist und mich zutiefst damit verletzt hat. Grace lächelt mir aufmunternd zu und ich verstehe aufeinmal gar nichts mehr. Was weiß sie, was ich nicht weiß? Auch Damon lächelt sichtlich erfreut und steht auf. Und wieder fallen die beiden sich in die Arme. Sie lösen sich wieder voneinander. In meiner Magengegend zieht sich alles zusammen und ich könnte automatisch kotzen. Strahlend sieht Damon in die Runde. "Das ist Lucie meine Schwester". "Hey", sie lächelt schüchtern und setzt sich auf einen der freien Plätze.

Seine Schwester? Mir fällt wortwörtlich die Kinnlade runter. Wie blöd war ich bitte? Wie konnte ich nur denken, dass Damon mich hintergeht? Und in diesem Moment schäme ich mich zum allerersten Mal seit langem für mein Verhalten. Mein Kopf nimmt die Farbe einer Tomate an. Mein Gott war ich dumm. Alle am Tisch sehen mich an und ich fühle mich noch dümmer. "Oh Gott, du dachtest doch nicht ich wäre seine Freundin?", auch Lucie ist die ganze Sache ziemlich unangenehm. "Nein", antworte ich schnell. Zu schnell und zu unglaubwürdig. Sprachlos und vielleicht auch etwas verärgert und enttäuscht sieht Damon mich an. Lukas sieht immer wieder in der Runde hin und her und scheint nichts mehr zu verstehen. Der ärmste. "Ähm Damon hast du vielleicht mal eine Minute?", stottere ich peinlich berührt. Dieser nickt nur und wir stehen gleichzeitig auf und gehen nach draußen.

Einen Moment sehen wir uns einfach nur an, bis ich mit meinem Räuspern die Stille durchbreche. "Ich..ehm..es tut mir leid", stottere ich verlegen. "Mir tut dieses Missverständnis auch leid". Damon sieht mich sanft an und ich entspanne mich wieder etwas. "Ich war mit Grace in der Stadt und dann habe ich euch gesehen und ihr wart euch so vertraut und habt euch umarmt. Ich weiß nicht warum ich gedacht habe, dass ihr..ehm..zusammen seit". Mir ist das ganze mehr als peinlich. "Jetzt weißt du ja, dass es nicht so ist". Ich nicke stumm. "Ist jetzt wieder alles in Ordnung?", fragend sieht Damon mich an. "Ja". Wortlos legt Damon seine Arme um mich und zieht mich in eine kurze Umarmung, die ich lächelnd erwidere. Ich genieße diesen kurzen Körperkontakt mehr als ich sollte.

Nachdem Damon und ich wieder reingegangen sind, haben wir uns alle etwas zu essen bestellt. Wir unterhalten uns über alles mögliche und genießen einfach den Abend. Lukas ist genau der richtige Mann für Grace und ich mag ihn jetzt schon. Sie sieht einfach verdammt glücklich aus neben ihm und hat dieses Strahlen in den Augen, was ich so sehr an ihr liebe, wenn sie glücklich ist. Grace ist einfach meine beste Freundin und ich möchte, dass sie glücklich ist. Irgendwann kommt endlich das Essen, was mir mehr als gelegen kommt, denn langsam rebelliert mein Magen, da ich wirklich Hunger habe.

Mit mehr als vollem Magen bezahlen wir alle. "Ich glaube ich wiege jetzt fünf Kilo mehr", stöhne ich und streiche mir über meinen Bauch. "Wahrscheinlich", glucksend sieht Grace mich an. "Ich bin auch mehr als satt", gibt Lucie zu und sieht mich schmunzelnd an. "Habt ihr Lust alle noch mit zu Emma und mir zu kommen?", fragt Grace und alle nicken bestätigend.

Zuhause angekommen lege ich mich stöhnend auf die Couch. Mein Magen ist noch immer unangenehm voll. Lucie setzt sich neben mich. "Immernoch voll?", schmunzelt sie. "Oh ja", gebe ich ebenfalls schmunzelnd zurück. "Weißt du ich hab Damon selten so glücklich gesehen". Sie sieht mich lächelnd an. Ich lächle nur verlegen, da ich nicht so recht weiß, was ich antworten soll. Kurz herrscht Stille zwischen uns. "Tut mir leid, dass ich erst nicht so nett zu dir war", entschuldigend sehe ich sie an. "Ich dachte du wolltest mich töten mit deinen Blicken". Wir sehen uns an und brechen beide in Lachen aus. "Tut mir leid", presse ich zwischendurch heraus.

Einige Minuten später beruhigen wir uns wieder. "Damon hatte recht", murmelt Lucie und lächelt. "Womit hatte ich recht?", fragte dieser und setzt sich neben mich. "Damit, dass Emma wirklich sympathisch und liebenswert ist". Sofort färben sich meine Wangen knallrot. Auch Damon ist verlegen. "Danke".

Grace und Lukas setzen sich ebenfalls auf die Couch und wir sehen uns alle gemeinsam 'Ziemlich beste Freunde' an. Und für einen kleinen Moment, bin ich einfach nur glücklich. Ich sitze gemeinsam mit meinen Freunden zusammen und fühle mich wohl. Im Gegensatz zu sonst, denke ich mal nichts negatives und genieße nur das hier und jetzt. Damons und meine Schulter berühren sich sanft und ein Kribbeln macht sich in mir breit.