✒ "He was more beautiful than the sun"

1.1K 71 7
                                    

Als psychisches, seelisches oder mentales Trauma wird in der Psychologie eine seelische Verletzung bezeichnet.

Dezember, 2005

Der kleine Finn drückte die Türklinke der Tür runter, die sich quitschend öffnete.

Nun hatte er Zugang zu dem Raum, aus dem er die Schreie gehört hatte.

Und schnell realisierte er, wem diese Schreie gehörten.

Seine Eltern lagen auf dem Boden, die Augen weit aufgerissen. Um ihre Körper breitete sich eine rote Flüssigkeit aus.

Der kleine Junge verstand nicht, was sich vor seinen Füßen abspielte.

"Opa?", fragte er und ging auf ihn zu. Dieser richtete seinen Blick hasserfüllt auf das Kind und schubste ihn mit seiner restlichen Kraft in die Nächste Ecke des Raumes.

Das blutverschmierte Messer hielt er weiterhin in einer Hand und setzte erneut an, um in die Haut der beiden Personen zu stechen.

Direkt vor Finn's kleinen, unschuldigen Augen.

Lauren P.O.V.

Schmerzerfüllt und gleichzeitig verzückt griff ich nach seiner Hand. Er zog mich aus dem Gebäude und wir liefen Hand in Hand durch die kalten Straßen. Uns kamen Leute entgegen und Autos fuhren an uns vorbei, hinterließen einen Windzug in unseren Haaren. Wir liefen an den vielen Läden vorbei, näherten uns seiner Wohnung.

Die Sonne, die an unserer Ankunft in Tara's Wohnung noch schien, war verschwunden und es verbreiteten sich stattdessen graue Wolken über den ebenfalls grauen Himmel.

Alles schien Grau. Die Menschen, die an uns vorbeiliefen schienen emotionslos. Die Autos, die an uns vorbeiliefen, schienen einfache Maschinen zu sein, ohne jegliche Personen, die diese steuerten. Die Läden, an denen wir vorbeiliefen und hinter uns ließen, schienen leer und bedeutungslos. Nichts ergab Sinn. Diese Welt schien leer und grau. Zumindest für mich.

Ich wendete meinen Blick von dem Boden ab, um in Finn's wunderschönes Gesicht zu blicken. Er lächelte mich an. Er leuchtete. Spendete mir Licht, in dieser grausamen Welt. Schenkte mir Hoffnung, in meinen misslichsten Lagen. Gab mir das Gefühl, dass alles okay war und dass es mir gut ging. Er machte mich glücklich und gab mir Kraft, obwohl ich gerade schreiend, weinend auf dem Boden liegen sollte.

Deshalb mochte ich ihn so sehr.

Deshalb liebte ich ihn so sehr.

Als ich meinen Gedanken in meinem Kopf wiederholte und immer mehr einsah, was ich für den Jungen seit längerer Zeit fühlte, machte mein Herz einen Sprung.

Ich blieb stehen, meine Hand verkrampfte sich, wodurch ich seine zu zerdrücken schien. Er drehte sich um und blickte mich verwundert an. "Hey, was ist los?", fragte er besorgt, legte seine Hand an meiner Wange ab und bückte sich ein wenig, um mir in die Augen starren zu können, die auf den Boden gerichtet waren.

Ich sah in seine Augen und verlor mich in diesen, wusste, dass meine Gefühle ihm gegenüber wahr waren. Sie waren keine Täuschung. Keine Einbildung.

Und so standen wir da, mitten im Weg. Wir versperren den Passanten den Weg, jedoch störte mich das wenig.

"Finn", hauchte ich und löste mich aus meiner Starre. Ich öffnete meinen Mund, setzte an, um etwas zu sagen und genau un diesem Moment, fing es an zu regenen. Die kalten Regentropfen landeten auf unserer Haut und gleichzeitig blickten wir in den Himmel und schlossen unsere Augen. Genossen die feuchten Spuren auf unseren Gesichtern und spürten die Tropfen, die abprallten und auf dem Boden landeten.

Und dann, blickte ich wieder in sein Gesicht. Ich beobachtete ihn, wie er sein Gesicht zurückgelegt hatte. Er war wunderschön. Er verdiente das Beste. Er verdiente es, glücklich und sorgenlos zu sein.

"Ich liebe dich, Finn."

Mit diesen Worten, schellte sein Kopf zu mir runter und er blickte zwischen meinen Augen hin und her, versuchte wohl das Gesagt zu verarbeiten. Schließlich bereitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er schlung seine Arme um meinen Körper, presste mich an ihn und wirbelte mich durch die Luft.

Wir waren glücklich und sorgenlos.

Ich hatte diese Worte zu Ersten mal ausgesprochen, auch wenn ihm schon bewusst war, dass ich mich in ihn verliebt hatte.

"Finn!", rief ich lachend und legte meinen Kopf in den Nacken, während ich mich an seinen Schultern festhielt. Und wie von Zauberhand, breitete sich in meiner grauen Welt plötzlich Farbe aus. Die Quelle war dieser Junge. Es breitete sich von ihm aus. Er gab meiner Welt Farbe. Licht. Einen Sinn.

Er war schöner als die Sonne, angenehmer als die kalten Regentropfen, wärmer als die wärmsten Decken und Pullover, beruhigender als Regentropfen die an einem Fenster abprallten und seine Stimme war verzückender als die schönsten Lieder dieser Welt.

Ich sah zu ihm runter und er setzte mich wieder auf meinen Füßen ab. Er lehnte sich runter und gab mir einen kurzen Kuss, lehnte seine Stirn an meine und zusammen, ignorierten wir die Blicke der vielen Menschen, die an uns vorbeiliefen.

Shades ➳ Finn WolfhardWhere stories live. Discover now