✒ "The biggest mistake of my life"

1.2K 73 21
                                    

Vom Auftreten der ersten Symptome bis hin zur zutreffenden Diagnose vergehen im Durchschnitt sechs bis sieben Jahre.

November, 2012

"Wir haben eine dissoziative Identitätsstörung bei deinem Bruder festgestellt", redete der Mann, im weißen Kittel auf den 15-jährigen ein.

"Was ist das?", fragte er verwundert und hoffte, dass es nichts Ernstes war.

"Es wird auch mutliple Persönlichkeisstörung genannt. Die Persönlichkeit deines Bruders, teilt sich auf, sodass mehrere Persönlichkeiten in einem Körper stecken und sich voneinander unterscheiden", erklärte er so verständlich wie möglich.

Dem Bruder liefen Tränen über das geschockte Gesicht.

"Keine Sorge. Wenn er einwilligt, können wir eine Therapie machen und ihn eventuell heilen. Bis dahin, werden wir zusammen seine verschiedenen Persönlichkeiten diagnosieren, und ihnen Namen geben. So wird es einfacher für dich sein, sie zu unterscheiden."

Nick vergurb sein Gesicht in seinen Händen und schluchzte. Finn verdiente so eine Grausamkeit nicht.

Lauren P.O.V.

"Finn", sagte ich leise und gewann schließlich seine Aufmerksamkeit.

"Oh, hey", sagte er überrascht und ich ließ meine Schultern hängen. Er hatte mich noch nicht einmal bemerkt.

"Willst du mir nicht deine Freunde vorstellen?", fragte er mit einer piepsigen Stimme und ich zog meine Augenbrauen zusammen.

Das war nicht Finn.

Das war auch nicht Mike.

Ich schüttelte schnell meinen Kopf, um mich aus meiner Starre zu lösen und drehte mich zu den drei Mädchen.

"Das ist Tara."

"Aber du kennst sie ja schon", fügte ich schnell hinzu, als ich mich daran erinnerte, dass sie Finn in der Küche schon einmal getroffen hatte. Oder wer immer er auch war, in dem Moment.

"Das ist Olivia", stellte ich das blonde Mädchen vor und sie lächelte ihm verträumt zu.

"Und das...", fing ich zögernd an und zeigte auf das schwarzhaarige Mädchen. Finn trat einen Schritt nach vorne.

"...ist Alice", vollendete ich meinen Satz und schloss genervt meine Augen. Wie ich sie verabscheute.

Sie lächelte ihm zu und streckte ihre Hand aus, die er grinsend entgegen nahm. Ich blickte mit großen Augen auf die Hände der Beiden und mein Herz schmerzte, bei deren Berühung.

"Freut mich, dich kennenzulernen, Finn", sagte der Teufel höchstpersönlich, betonte den Namen des Jungen und wickelte ihn somit um den Finger

"Die Freude ist ganz meinerseits", entgegnete er und ich verdrehte meine Augen.

"Aber du kannst mich ruhig Richie nennen."

Ich riss geschockt meine Augen auf.

Richie.

"Okay", sagte sie ruhig und sie lösten ihre Hände von der Geste, die mir so viele Schmerzen bereitete.

Tara blickte mir in die Augen und kam näher. "Richie? Das ergibt gar keinen Sinn", flüsterte sie mir zu, jedoch gab ich ihr keine Antwort.

Es tat mir gar nicht gut, Alice's siegessicheren Blick auf mir zu spüren, also trat ich in die Wohnung und alle Anderen folgten mir.

Ich hörte, wie sich Richie und Alice unterhielten und ich schüttelte meinen Kopf. Ich musste mit ihm reden. Und das, bevor dies zu weit gehen würde. Er durfte auf keinen Fall, Gefallen an Alice finden.

Die Mädchen nahmen Platz auf der Couch und Richie holte einen Stuhl hervor. Diesen stellte er direkt vor Alice und setzte sich schließlich hin.

Ich hätte schreien können. Ich spürte Tara's bemitleidenden Blick auf mir und ich wusste genau, was sie dachte. Doch ich würde niemals zu lassen, dass Alice Finn für sich gewinnen würde.

Weder Finn, noch Mike, würden mir so etwas antun. Da war ich mir sicher.

Jedoch kannte ich Richie kaum und wer weiß, was noch alles in diesem Körper lauerte.

"Finn? Könntest du mich bitte kurz in die Küche begleiten?", fragte ich lächelnd und zog ihn am Ärmel hinter mir her.

In der Küche angekommen, schloss ich die Tür und wendete mich zu ihm. Sein Blick strahlte Verwunderung und Neugier aus. Jedoch zugleich auch Belustigung, was mich derart provozierte.

"Natürlich würde ich dich begleiten", antwortete er ironisch und ich musste mich davon abhalten, ihm einen Schlag zu verpassen.

"Okay, Richie, oder was immer du auch bist, ich weiß nicht, ob du mich kennst, aber-"

"Natürlich kenn ich dich. Du bist Lauren", sagte er und schlug mir freundschaftlich gegen die Schulter.

"Ich bin der, der dir das Skatebordfahren beigebracht hat", erzählte er lachend, doch das interessierte mich gerade nicht.

"Denk nicht, dass ich nicht bemerkt habe, dass du was von Alice willst", schnauzte ich und blickte ihm wütend in die dunklen Augen.

Ich wollte Finn zurück.

"Ich verstehe", murmelte er und umfasste seinen Kinn mit seiner rechten Hand, so als würde er überlegen. Doch er schien nicht wirklich ein Gehirn zu besitzen, da er auf so etwas wie Alice stand.

Die Eifersucht sprach aus mir, sonst würde ich niemals über eine Persom so urteilen. Jedoch war es kein Urteilen, denn ich hatte bereits ihre grausame Seite kennengelernt und ich hatte das Recht, so über sie zu denken. Es war die Wahrheit.

Sie war ein Teufel. Ich war mir nicht sicher, wie weit sie gehen würde, um mich leiden zu sehen. Ich konnte sie nich nicht einschätzen. Zu was, war sie in der Lage?

Nach einer Weile, ergriff Richie wieder das Wort.

"Du stehst auf Finn", rief er und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich. Ich warf histerisch meine Hände in die Luft.

"Du hast es geschafft, du Genie. Du hast mich durchschaut", zischte ich ironisch.

"Schade", sagte er und sah mich traurig an. "Was meinst du?", fragte ich und blickte ihn neugierig an. Was ging in seinem hübschen Köpfchen nur vor?

"Ich will ja nicht zwischen eure Beziehung, oder was immer ihr auch habt, treten-", erklärte er und ich nickte zustimmend. "Du hast es verstanden", sagte ich und wollte ihn aus Freude und Erleichterung küssen. Doch das war weder Finn, noch Mike. Das hier war Richie. Und er war mir nicht geheuer. Also gönnte ich ihm keinen Kuss.

"Aber schließlich, bin ich auch nur ein Mensch und will meinen Spaß haben", grinste er und lief mit diesen Worten an mir vorbei. Die Tür fiel ins Schloss und ich zuckte aufgrund der Lautstärke zusammen.

Ich hatte den größten Fehler meines Lebens begangen.

Shades ➳ Finn WolfhardWhere stories live. Discover now