Pechus

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Das heiße Sonnenlicht traf Sophie kräftig im Gesicht, als sie unter dem Schatten des Yggdrasil hervortrat. Die Wärme auf ihrem Gesicht war intensiver als angenehm, brennend heiß.
Noch war der Boden aus Stein und so konnten die riesigen Laufvögel, die das Gepäck und die Elements trügen, schnell vorankommen.
Die Tiere waren mehr als zwei Meter groß und erinnerten entfernt an Strauße, doch diese Schnäbel waren darauf ausgelegt kopfgroße Nüsse zu Knacken, da bangte man manchmal schon um seinen eigenen.

Die Wesen wurden Peßßus, oder auch Pechus genannt und waren eindrucksvolle Geschöpfe. Die großen weichen Federn waren mit Perlen verziert, Perlen, die die Peßßus selbst hergestellt hatten.
Die Tiere lebten normalerweise in kleinen Gruppen von fünf bis fünfzehn Tieren und fraßen die Früchte des Yggdrasil. Die Füße hatten extra breite Zehen, um auf dem sandigen Boden möglichst guten Halt zu haben.

Ihr Vogel hieß "Shanna" und hatte dunkleres Gefieder als ihre Genossen. Mit einer Art Sattel, der aus einer dicken Decke und Kniepolstern, sowie Lederriemen für Gepäck bestand. Der schaukelnde Gang der Vögel war in gewisser Weise beruhigend, doch sie musste sich gut an dem Sattel festhalten, um nicht vom Rücken von Sheena zu fallen.

Nahor und Sophie waren auf dem Weg zu dem Sandvolk, welches einen Tagesritt weit von dem Yggdrasil entfernt war. Die Vögel waren die beste Reisemethode, denn um das Dorf war ein Ring gelegt, der es Leuten nicht erlaubte einzutreten, wenn sie mit ihrem Element reisten.
Zudem gab es so die Chance ein paar der Wesen sehen zu können, welche in den Weiten der Wüste lebten. Die Lebensbedingungen hier waren hart, wirklich extrem und trotzdem gab es hier ein paar wenige Arten, die es sich in dieser Niesche (Lebensraum) heimisch gemacht haben.

Eine Art von Libellen, so sehen sie zumindest aus, die ihre Eier in den Sand legten und von der Wüste ausbrüten ließen, flog gerade an ihnen vorbei, vielleicht ein halbes Dutzend war es, welches stetig um sich selbst kreiste. "Calor Libellae wird sie genannt, da sie eindeutig hitzeresistenter sind als ihre Verwandten auf der Erde oder in den unteren Schichten." Ein Calor Libellae landete auf ihrer Hand und sie konnte ihn sich genauer anschauen. Seine Haut war komplett in Staub gehüllt, hatte die gleiche Farbe wie der Rest der Wüste. Einige Sandkörner klebten an dem Insekt, aber durch den Sand spiegelte es in den verschiedensten Farben.
"Sie können nur überleben, weil sie die Strahlung reflektieren." erklärte Nahor im Vorbeireiten.

Plötzlich erklang ein Geräusch, eine leichte Bewegung machte auf das Wesen aufmerksam. Nicht weit entfernt, vielleicht einhundert Meter, lag ein Colmis auf dem Boden, ein riesiges Geschöpf, das aussah wie eine Mischung aus Tausendfüßler und Regenbogendrache. Seine vielen kleinen Beine waren zusammengekrümmt und er lag kraftlos auf der Seite.

"Sie sind am Aussterben." stellte jemand fest, während die Gruppe sich um das sterbende Tier scharrte. "Früher konnten sie sich von den vielen Insekten und Pflanzenteilen im Sand ernähren, aber diese werden immer weniger und sie verhungern und verdursten. Der hier liegt sicherlich schon ein paar Tage hier. Sonnentage." Sophie verspürte Mitleid mit dem armen Geschöpf, aber was sollte sie schon tun. Sie konnte ja schließlich kein Ökosystem hier anlegen, um die Artenvielfalt zu bewahren.
Nahor bemerkte ihre Trauer "Wir können diesem Tier nicht helfen, aber wir können uns dafür einsetzen, dass sowas nicht nochmal passiert. Wenn jeder ein Stück dazu beiträgt, können wir die Colmis vielleicht noch retten." stumm nickte Sophie und wandte sich ab. Doch erst nachdem sie dem hungernden Wesen ihre Hand auf die trockene Schnauze gelegt hatte und dem Tier einen schnellen Tod gewährt hatte.

"Es war nötig." murmelte eine junge Frau traurig und stieg wieder auf ihren Peßßu. Hier auf der Sonne war das Leben mehr wert, so nahm Sophie das wahr, auch wenn es trotzdem wohl noch so Schattenseiten gab.

"In einer Stunde sind wir beim Ring." rief der Karawanenführer von vorne.  "Dann haben wir dreiviertel der Strecke hinter uns!"
Fünf Stunden waren sie schon unterwegs, acht Stunden dauerte der Ritt durch die Wüste zum Dorf insgesamt.

Sie erreichten den "Ring" man sah eigentlich keinen Unterschied, aber die Fackel, die vor einigen Minuten angezündet worden war, ging wie von Geisterhand aus. "Hier können wir keine Magie wirken, nur vom Dorfältesten Gesegnete können hier Magie wirken. Diese Ehre kamen bisher nur Thronfolgern zu Teil und den Mitgliedern der Sandvölker natürlich." flüsterte Nahor, welcher mit seinem Laufvögel nah zu Sophie ritt. Auch wenn er ohne jegliche Waffe war, hatte er vor, seine Prinzessin zu beschützen.

Die letzten zwei Stunden vergingen qualvoll langsam, aber sie vergingen, und als Sophie das Dorf am Horizont erblickte, schlug ihr Herz höher.
Der Wüstensand klebte ihr überall am Körper. Was würde sie jetzt nicht alles für eine kühle Dusche geben.

Sophie war gerade dabei, von Shanna herunter zu klettern, als gut zwei Dutzend Personen aus ihren Hütten traten. Sie hatte schon von weitem die Melodie des Liedes gehört, welches hier dauerhaft gesungen wurde. Dieses Lied war Tradition hier und durfte nie ausklingen.
Die sanfte Melodie erinnerte an fließendes Wasser, an brennende Hitze, an schneidende Winde und an steinigen Boden und sollte damit die schaffenden Götter besänftigen und lobpreisen.

"Was für eine wundervolle Musik das doch ist!" Zwei Frauenstimmen wechselten sich immer wieder ab, wie das frohe Spiel des kalten Wassers.
"Lae Musicëa cêrsovice" wurde die Musik genannt und seitdem es die Melodie gibt wurde der Gesang nie ausgesetzt.

In dem Stamm wurde sich nicht verbeugt und Sophie wurde behandelt, wie jede andere fremde Person, wenn man Mal davon absah, dass es ihr bald möglich sein würde, Magie zu verwenden.
Die einfachen Lehmhütten waren in verblichenen Farben bemalt, auf den Zeichnungen war das Dorf in grün abgebildet, dort standen Bäume und Gräser, wo jetzt nur noch trockener Staub war.

Die Oase war ausgetrocknet, so viel hatte sie gelesen, auch, dass der Stamm alle vier Elemente vertrat und dabei wert auf alte Traditionen legte.
In der Mitte des Dorfes war eine Art Brunnen, doch er führte kein Wasser mehr.

Auf lange Sicht hin, würden alle Stammesangehörigen verdursten, und daran konnte niemand etwas ändern.

Souuuu .... Ich bin schon total auf eines der Kapitel gespannt, welches bald kommt, dort gibt es einen riesigen Plottwist! Was meint ihr, passiert?

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr lasst mir ein paar Sternchen und Kommis da 💝

Lg
Eure Dämmer 💖

The Elements of Night - Siedendes BlutWhere stories live. Discover now