Lebendige Schatten

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Mit den beiden neuen Mitgliedern im Schlepptau erforschte MEND nun weiter die erste der beiden dunklen Ebenen, gewann sogar noch ein paar Mitglieder dazu.

Anjelia, "Engelsgleich", war ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren, welche sie in den verrücktesten Frisuren trug und ihr schüchterner Bruder Devilios, "Teufelsgleich".
Zudem traten der Gruppe noch ein paar ältere Mitglieder bei, eine Frau welche Sophie auf 60 schätzte und ein Mann Mitte dreißig.

Daraufhin betraten sie die zweite Ebene, die des Schattens.
Bisher war alles gut verlaufen, keine weiteren Zwischenfälle mit Wachen oder magischen Wesen. Nichteinmal Irrlichter hatten versucht sie in die abgelegensten Gänge zu locken und sie dort zu verspeisen.

Aber noch immer hatte Sophie auch Geheimnisse vor der Gruppe. Ihre Identität als Prinzessin, ihre Macht und ihre Intention musste sie stets tief in ihrem Herzen verbergen, zu groß war die Gefahr, dass Fray es sonst erfuhr.

Fray... er hatte sie schon so oft gerettet, ihr geholfen und trotzdem nie Erwartungen an sie gestellt. Er war ihr Partner, nein, er war mehr als nur ihr Partner.
Und trotzdem, obwohl sie ihm so sehr vertraute und ihm ihr Leben zu verdanken hatte ... sie durfte es ihm nicht verraten und sie musste sich lösen. Die Königsfamilie würde niemals einen Rebellen ihren Partner sein lassen.
Und wenn sie sich nicht freiwillig von ihm lösen würde, dann würde das auch mit Gewalt passieren. Dazu durfte Sophie es auf keinen Fall kommen lassen.

'Kummer sitzt tief in deinem Herzen.' stellte Frayon traurig fest. 'Deine Familie, deine Herkunft, daran denkst du. Der Verlust deines Onkels muss immernoch schlimm schmerzen, das tut mir leid. Dieser Schmerz ist einer der wenigen, den ein Partner nicht auf sich nehmen kann, Eigenschmerz der Seele.'

Einen geliebten Menschen zu verlieren, dieser Schmerz ist kaum vorstellbar. Auch wenn Nahor Mirithral nicht ihr Onkel war, so war er doch ein Vorbild und Beschützer gewesen, ein Fels in der Brandung. Seine Familie hatte unendliches Leid durch sie erlitten, Cem, Nahor, beide waren für die Krone gestorben, Respherate, auch er hatte sie beschützen wollen, jeder in ihrer Umgebung starb für sie, und warum? Warum das alles? Tod, nichts als der Tod umgab sie, hielt sie in seinen Fängen umkrallt und würde sie erst loslassen, wenn sie mit dem kostbarsten Gut bezahlt hatte, ihrem Leben.
Ihr Leben, das war ein Fixpunkt in der Zeit, es würde sich alles mit ihr entscheiden. Wenn sie den falschen Pfad beschritt, dann zerstörte sie das Leben aller Lebewesen, wenn sie den richtigen Weg fand, nicht von ihm abwich, nur dann konnte sie alle retten, jedes Lebewesen, selbst die Toten.

Also war das ihr Ziel, die Welt retten? Doch die Prophezeiung besagte, dass nur der Willen zur Veränderung alles retten kann. Der Versuch alles zu retten jedoch solle kläglich scheitern.
Nun fragen sich die Kritiker jedoch: was, wenn sie weder versucht zu verändern noch zu retten? Wenn sie gar tot ist und keine Versuche mehr starten kann? War das der Grund weshalb Nahor getötet wurde? Sie durfte niemandem vertrauen, nur Fray würde ihr nicht schaden, er war ihr Partner. Trotzdem würde sie ihn hintergehen müssen, seine Hilfsbereitschaft ausnutzen um zurück zum Schloss zu kommen, die Reise zu beenden und sicher zu sein. Und dann? Dann trennte sie sich von ihm. Ein Rebell als Partner war unmöglich, geächtet.

Und so führte sie die Reise weiter durch die dunklen Ebenen, in die Stadt nahe des Ygdrassil-Stammes. Dort würde sie den Wächter der Ebene antreffen. Vielleicht würde er sie überreden auf Truppen zu warten, was dann? Konnte sie überhaupt die Wächter treffen? Oder solle sie ihm aus dem Weg gehen? Dieser Akt gehörte mit zu der Reise, doch er ließ sich nachholen. Würden die Wachen sie überhaupt einlassen? Auf offener Straße konnte sie ihre Identität nicht preisgeben, nein, sie musste einen Weg hinein finden ohne Wachen zu begegnen.
War das möglich? War es das wert?

Immer wieder diese Fragen, früher war ihr Leben noch einfach gewesen, noch leicht.  Nun war sie auf sich allein gestellt, Freunde und Feinde ließen sich kaum auseinander halten. Wem war zu trauen? Wie konnte sie das alles schaffen? Überall lauerten Gefahren und Fallstricke.

Würde sie auch nur einmal fallen wäre das Schicksal des Universums auf des Messers Schneide, nein, es würde kippen.

"Irgendjemand folgt uns." bemerkte Devilios und schloss konzentriert seine Augen. Sofort löschen alle ihre Fackeln und die Gänge waren wieder in Schatten getaucht. "Ich spüre die dauerhafte Präsenz eines Lebewesen, wer oder was auch immer das ist, es kommt immer näher." flüsterte er und öffnete seine Augen in denen die Emotionen tobten.
"Hinterrücks von Unbekannten ermordet und ausgeraubt." murmelte Anjelia gefasst und bereitete sich auf einen Kampf vor.

"Verteidigungsstrategie 1" sagte Mel an alle gerichtet.
Das war eindeutig in diesen Gängen die einzige sinnvolle Verteidigung. Die Stärksten bildeten eine Mauer vor den anderen und wehrten die Angreifer somit ab.
"Ich kämpfe mit euch!" sagte Sophie rasch, doch wortlos schob Fray sie nach hinten 'Hier geht es nicht nur um Kampfkraft sondern um Taktik, welche wir mit dir noch nicht geübt haben.'

So warteten sie, die Luft wie elektrisiert vor Spannung.
"Achtung, nurnoch wenige Meter." flüsterte Devilios stimmlos, doch, wer auch immer da war machte keine Geräusche, selbst mit geschärften Sinnen hörte Sophie keinen einzigen Ton.
Die Dunkelheit machte ihnen allen zu schaffen, im Dunkeln auf einen Angriff warten schlug auf die Stimmung. Ein paar der Jüngeren fingen an zu wimmern und rückten eng zusammen.

Sophie rückte etwas von der Gruppe ab, wenn es nötig war würde sie sich über die anderen katapultieren und sich selbst um den Gegner kümmern.

Plötzlich ertönte ein Kreischen, ein dunkles Wesen lauerte mit blitzenden Augen vor Anjelia, knurrend.
"Lebendige Schatten!" schrie sie in einem fremdartigen Akzent. Und drückte sich ängstlich gegen die steinerne Wand.
Die Schattenkatze war wohl in der anderen Dimension den Gang entlang gegangen um die Gruppe von hinten angreifen zu können.

Der Gang war zu eng für die Verteidiger um sich durch die Menge hindurch zu quetschen.
Schattenkatzen sind mutige Wesen, wenn sie hungrig sind, dann lassen sich durch nichts aufhalten. Ihre Fertigkeiten machen sie zu gefährlichen Jägern, sie können Lebewesen in andere Dimensionen ziehen. Kreaturen des Lichts, wie wir sie sind, haben dort keine Chance zu überleben, selbst wenn man die Schattenkatze besiegen würde, ohne die Fähigkeit durch Dimensionen zu reisen gibt es keinen Ausweg, keine Rettung, nur den Tod.

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⏰ Poslední aktualizace: Sep 28, 2018 ⏰

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