Das Erwachen

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Kapitel 1

Schmerz. Hass. Mordlust.

Im Traum erwarteten einen so manch wundersame Sachen, tolle Ideen, die ekeligsten Wesen und das, was in seinem Inneren Schlummert. Im Schlaf zeigt man seine wahre Natur, denn dort ist es das Unterbewusstsein, was handelt. Die wahre Natur - Albträume plagen die Ungerechten, tiefer Schlaf ist den Handelnden vergönnt, unruhige Nächte denen, die nach Gerechtigkeit sehnen und trotzdem nichts tun und viele Träume sind denen gegeben, die sich den Kopf zerbrechen an zu vielen Sachen, die kreativ sind - die von ihrem Unterbewusstsein einen kleinen Tipp bekommen müssen, um wieder auf die richtige Spur zu kommen.

Doch auch Sophie - obwohl ihre Seele rein wie ein unbeschriebenes Blatt war, - wurde geplagt von Albträumen. Ein widerlich süßer Duft breitete sich aus und das beißend blumige Aroma bereitete ihr Kopfschmerzen.

Doch es war ein anderer Schmerz, der ihr zusetzte. Ein anderer Schmerz, der ihren Schlaf durchdrang. Niemals hatte das Mädchen solch pure Angst verspürt. Und doch war sie in einer Welt zwischen Traum und Realität gefangen. Sophie war halb bei Bewusstsein, konnte denken, fühlen und wahrnehmen, aber sie war nunmal gefangen in ihrem Kopf und nicht fähig ihre Körperteile zu bewegen.
Der Schmerz fraß sich durch ihren Oberkörper, umschlang ihr Herz, presste zu. Fest zu. Zu fest zu.
Es war ein schreckliches und unbeschreiblich schmerzhaftes Gefühl, wenn ein Herz unter starkem Druck steht, schließlich glaubte Sophie nichtmal mehr, dass sie das überleben konnte. Es fühlte sich so an, als würde jemand ihre Eingeweide zerschmettern und mit einer Zange ihr Herz bearbeiten. Nein, schlimmer als eine Zange, eher mit einer Presse. Und ihr Herz zermatschte unter dem Druck. Es gab nach, und es hörte auf zu schlagen.

Ihr Herz hörte auf zu schlagen. Sophie wusste nicht, wie lange es in diesem Zustand verweilte, bis es schließlich in doppelter Geschwindigkeit wieder anfing zu hämmern und der Druck nachgelassen hatte. Nachgelassen, vorhanden war er noch immer. Ihr Herz ließ keine Ruhe, in doppelter Geschwindigkeit schlug es ungesund schnell und machte kaum eine Pause.

Auf einmal kribbelte Sophies ganzer Körper, ein eigenartiges Gefühl, welches sich rasend schnell in ein schreckliches Brennen verwandelte. Und Sophie wandt sich unter Schmerz, doch sie konnte nicht aufwachen, alles tat ihr weh, doch sie war so hilflos wie nie. Es gab nichts, was sie machen konnte.
Ihr Herzschlag war bei einer Geschwindigkeit angekommen, wo man ihn nichtmehr zählen konnte, die Schläge gingen ineinander über. Für einen kurzen Moment hatte das Mädchen das Gefühl, als würden zwei Herzen in ihrer Brust schlagen, als wäre die Zeit stehen geblieben, als wäre ihr Herz dupliziert worden.

Und dann war alles schwarz. Es hätten Stunden vergangen sein können, seit das passiert war, oder war es nur ein Traum gewesen?
Es war schon längst Zeit aufzustehen, als Sophie komplett schweißgebadet aufwachte, sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz raste annähernd so schnell wie im Traum. Einige Augenblicke konnte sie nichts machen, weder sich aufrichten, noch um Hilfe rufen. Erst als ihr Kreislauf ordentlich in Schwung war, konnte sie langsam anfangen ihre Beine zu strecken. Wieso kribbelte alles noch so?

Mit zitterndem Arm fasste sie sich an die Stirn und räkelte sich kurz, bevor sie sich langsam auf ihre Füße stellte und ins Bad tappte.
Sie musste sich im Schlaf mächtig den Kopf gestoßen haben, alles brummte und kribbelte und tat weh.
Am Waschbecken spritzte sie sich erstmal Wasser ins Gesicht und blickte dann auf.

Ihr Blick blieb am Spiegel hängen. Ihre eisigen Augen starrten sie aus einem bleichen Gesicht an, doch umrahmt wurde ihr Erscheinungsbild von gerademal kinnlangen glänzenden schwarzen Haaren. Ihre verspielte Frisur, ihre andere Gesichtsform und diese winzigen Sommersprossen auf ihrer niedlichen zierlichen Nase, Sie schaute in das Gesicht einer Fremden, nur die Augen waren gleich. Mehrmals kniff sie sich in den Arm, wollte sichergehen, dass sie nicht noch immer in einem Traum mit zu viel Fantasie festsaß und das ganze hier nur träumte.

"Oh- Mein- Gott!" hauchte sie stimmlos und konnte sich nicht regen. Ihre Finger fuhren über die Konturen ihres Gesichts, diese schmalen roten Lippen entlang, die feine Nase, doch all dies nützte nichts, denn das Gesicht, was sie seit fast sechzehn Jahren nahezu jeden Morgen im Spiegel gesehen hatte, es war irgendwie verschwunden. Sie hatte ihr Gesicht verloren.

Verzweifelt blickte Sophie an sich hinab, sie war kleiner, sie war anders und trotzdem kam ihr ihr Körper irgendwie vertraut vor.

Und plötzlich hatte sie eine Idee. 'Shiro. Shiro! SHIRO!' dachte sie und merkte, dass er noch tief und fest am Schlafen war. Tief atmete sie ein bevor sie sich stark konzentrierte, sie rief sich das Geräusch seines Weckers in den Kopf und spielte das Geräusch ab, immer und immer lauter, bis er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich aufwachte und schlecht gelaunt auf seinen eigentlichen Wecker haute. 'Der kann aber nichts dafür, Brüderchen. Tut mir leid dich wecken zu müssen. Ich-' doch sie wurde von seinem genervten Stöhnen unterbrochen und konnte förmlich sehen, wie er sich zurück auf sein himmlisch weiches Bett geworfen hatte. 'Etwas ist passiert.' übermittelte sie per Gedanken und suchte sich aus ihrem Schrank ein knielanges, blaues Kleid. Sie wollte nicht über ein eigentlich bodenlanges Kleid stolpern, nur weil sie nun einen guten halben Kopf kleiner war.

Der Schneider des Kleides würde zwar sofort sehen, dass dies nicht der Körper war, für den das kunstvoll geschmückte Kleid geschneidert worden war, aber die meisten anderen würden darüber hinwegsehen.
'Wieso, was ist denn?' fragte Shiro schließlich. Verärgert schnaubte sie und dachte angespannt 'komm bitte in mein Zimmer.'
Sie vertraute ihm. Er war die einzige Person, der sie hier wirklich vertraute. Sie konnte seine Gedanken lesen, sie wusste, dass er ehrlich war. Aber trotzdem hatte sie Angst. Sie hatte keine Ahnung, was man nun machen sollte, wenn sich urplötzlich das eigene Aussehen ändert.

Sophie schritt durch ihr riesiges Zimmer, es war noch größer als ihr Zimmer in dem Schloss von Shiro. Es hatte einen terrassenartigen Balkon und ein großes Bad mit einem kleinen Pool darin. Der Kleiderschrank war ein eigenes Zimmer für sich und mit einer Vielzahl an Kleidern, Schuhen und Taschen bestückt. Eine Kommode mit Make-Up ein Raum für Cem und einen Gegenstand welchen das Mädchen besonders liebte, gab es auch. Dieser Gegenstand war ein Stück Pergament, doch die Tinte mit der man schrieb, die verschwand schon nach einigen Sekunden. Das Beste daran war, dass so ziemlich alles, was man darauf schrieb, einige Augenblicke später vor der Tür stehen würde. Schrieb man also "Apfel" auf das Pergament so brauchte man nur die Tür zum Flur öffnen und den Apfel von dem Silbertablett nehmen und Guten Appetit. Natürlich hatte sie auch schon die verrücktesten Dinge bestellt. Die Bediensteten gaben sich sichtlich Mühe, ihre Wünsche zu erfüllen. Bei manchen Bestellungen aber hatte man sie vertrösten müssen, sie sagten, man könnte den König leider nicht ordern... oder etwas in der Art.

Ihr Leben auf der Sonne gefiel Sophie, es gab alles was sie wollte und entgegen ihrer Vermutung, war es nicht wie in einem goldenen Käfig, sie konnte so ziemlich überall hingehen, wohin sie wollte.

Ein leises Klopfen drang an ihre Ohren, Shiro war da. Wie würde er wohl reagieren? Würde er sie erkennen und gegebenenfalls auch akzeptieren? Ihre ganze Existenz war mit einem Mal weg und sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, sie fühlte sich so hilflos wie ein kleiner Käfer auf dem Rücken.

Und plötzlich überkam sie die Angst. Angst vor ihrer Vergangenheit, Angst vor dem Jetzt und Angst vor der Zukunft.

- 1234 Wörter :D

Sooouuuu... hallo meine Lieben ^-^
Das war das erste Kapitel von The Elements of Night - Siedendes Blut <3 und ich hoffe, euch hat der Einstieg in den zweiten Teil gut gefallen :D was haltet ihr von Sophie und was denkt ihr, ist passiert?

Ich werde das zweite Buch einheitlich in 3. Person Singular Präteritum schreiben, das heißt es wird sich die Zeitform und Person vom 1. Teil unterscheiden ^^ <3

(c) Daemmerfeuer ! Ich habe das Buch geschrieben und ich möchte nicht, dass es ohne meine ausdrückliche Erlaubnis dupliziert, kopiert, wiederveröffentlicht etc. wird! Alle Rechte liegen bei mir und ich werde nur Sachen hochladen, die auch mir gehören (falls ich irgendwann mal Bilder hochladen sollte, die nicht mir gehören, werde ich das ausdrücklich kennzeichnen)!

Vergesst nicht Kommentare zu schreiben und ein Sternchen dazulassen :D Schaffen wir es in die Top 10 bei Übernatürliches?

LG
Eure Dämmer <3

The Elements of Night - Siedendes BlutWhere stories live. Discover now