"Ich habe euch beide in den Gärten gesehen."

Emma brachte nur ein Oh hervor und sah verlegen zu Boden. Außgerechnet Adam hatte den Antrag und die Küsse gesehen. Neben Adam Platz nehmend, saß sie kurz stumm neben ihm und atmete durch. Adam setzte sich auf und war ebenfalls still.

"Und was ist jetzt?" fragte sie die Frage. "Hast du mit Argus gesprochen?"
Es passte ihr überhaupt nicht, dass Adam auf Argus Befehle gezwungen war zu warten.

"Vater ist seiner Krankheit vollkommen ausgeliefert und kann nicht klar denken. Auf ihn kann jetzt keiner zählen." klärte Adam sie über ihn auf. "Wie..." setzte er an und meidete ihren Blick.

Emma verstand auch so was er fragen wollte. Er wollte wissen, wie sie sich entschieden hatte. Dies schmerzte Emma ungemein, denn es klang als würde Adam nicht kämpfen wollen.
Nicht um sie kämpfen wollen, was auch immer sie denn auch waren. Waren sie denn ein Paar?
Konnte man sie als solches bezeichnen?
Sie waren zwar verlobt, doch war das eine Entscheidung in der Vergangenheit gewesen. Etwas, dass im eigentlichen Sinne Adam und Grace betraf. Emma war nie inbegriffen gewesen, von daher hatte sie diese Verlobung nie wirklich als ihre betrachtet. Doch gab es etwas zwischen ihnen, allerdings hatten sie es zwischen ihnen nicht definiert, weshalb alles noch in der Schwebe lag. Vor allem jetzt, wo James ihr eine alternative Zukunft bereitgelegt hatte.

"Weshalb klingt es bei dir so als ob ich bereits eine Entscheidung getroffen hätte?" wollte Emma verletzt wissen.

Adam seufzte.
"Grace. Du weißt genaus gut wie ich, dass es für Amestria besser wäre eine Allianz mit Dracma aufzubauen. Aerugo benötigst du, um dein Land vor ihnen zu schützen." Kurz blieb er still, seine Augen geschlossen. Emma sah, dass Adam mit sich kämpfte. Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie hatte Angst vor dem was Adam noch sagen würde.

"Du hast es bereits selber gesagt. Du bist jetzt eine Königin. Alles was du tust, tust du für dein Land." zitterte seine Stimme. Jetzt hielt Emma nichts mehr. Die Tränen fanden ihren Weg über ihr Gesicht und ihr Herz brach. Alles fühlte sich nach einer Trennung an.

"Zählen meine Gefühle etwa nicht? Muss ich wirklich alles aufgeben, was ich mir wünsche?!"

Adam verkrampfte neben ihr, schlug seine Finger in die Decke als ob er sich von etwas zurückhalten müsste.
"Grace, ich... Ich bin machtlos. Einfach nur machtlos! Ich weiß, dass es für dich und Amestria am besten wäre sich mit Dracma zu vereinen. Ich weiß das! Doch ertrage ich den Gedanken nicht, dich in seinen Armen zu wissen! Ich ertrage es nicht! Den ganzen Tag habe ich über alle mögliche Ausflüchte gesucht, doch ich finde keinen!" wurde Adam wie so oft lauter, wenn er emotional aufgewühlt war. Sanft legte Emma ihre Hand an seine Wange. Endlich sah Adam ihr in die Augen und Emma erkannte, dass er ängstlich wirkte. Zu gerne wollte sie seine Angst nehmen.
Doch das konnte sie nicht, jedenfalls nicht ohne irgendein Opfer zu bringen.

Ihre Hand würde von Adam hinuntergenommen und er nahm sich zurück. Wieder distanzierte er sich von ihr, doch dieses Mal war Emma ihm nicht böse. Es verletzte sie, doch verstand sie es.

"Adam, ich will das du weißt, dass ich..." wollte Emma ihm zumindest einmal ihre Liebe gestanden haben, bevor sie James Antrag annehmen würde.

"Sag es nicht, Grace. Bitte nicht, ansonsten werde ich..." kam es von Adam und er küsste sie. Ein zaghafter Kuss, der vermutlich auch ihr letzter sein würde.
Es war nicht fair, dachte Emma und weinte bitterlich. Es war nicht fair, dass sie den Platz einnehmen und all die Probleme einer Königin auf sich nehmen musste. Es war nicht fair, dass sie Entscheidungen treffen musste, welche die Zukunft dreier Länder bestimmen würde. Doch am meisten war es unfair, dass sie sich bedingungslos in diesen jungen Mann vor ihr verliebt hatte und es keine gemeinsame Zukunft geben würde.
Langsam lösten sich ihre Lippen voneinander und Emma stand auf um zu gehen. Ihre Hand berührte seine Wange ein letztes Mal.

"Wann wirst du James deine... Zusage machen?" wollte Adam noch wissen. Seine Stimme brechend und versuchend ruhig zu klingen.

"Heute um Mitternacht, im Thronsaal." sagte Emma noch und schritt durch die Tür.

~~~~~~~~~~~Adams Sicht~~~~~~~~~~~

Grace war gegangen. Sein Atem beschleunigte sich und wütend warf Adam Gegenstände wie Kissen und andere Materialien durch den Raum. Nein, er durfte es nicht so enden lassen. Grace war für ihn bestimmt, da war er sich sicher. Hektisch versuchte Adam eine Lösung zu finden und dachte nach. 'Wenn er doch nur bereits König wäre', ging es ihm durch den Kopf.

Ihm kam eine Idee. Eine, für die er gejagt und hingerichtet werden würde, wenn er sich ungeschickt anstellte. Doch war es für ihn die einzige Möglichkeit seine Zukunft zu ändern.
Dafür hatte er bis Mitternacht und es war bereits Nachmittag. Er musste seinen Vater töten.

Blutkrone Where stories live. Discover now