30~ Mütter wissen alles

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Den restlichen Nachmittag verbrachten Louis und Harry damit erstaunlich erfolgreich ihren Song anzufangen. Sie hatten nun schon eine Aussage des Liedes und einige Akkorde, die Harry auf der Gitarre probte. Währenddessen unterhielten sie sich und futterten Harrys Keksvorrat leer, dabei gaben sie Vorschläge für Zeilen oder Tonfolgen, die der andere annahm oder verbesserte. Harry konnte nicht verhindern, dass unbewusst einige seiner Gefühle für Louis einflossen, aber dennoch oder gerade deshalb gefiel ihm das Lied sehr gut.

Als Louis am späten Nachmittag nach Hause musste und Harry sich zum Abendessen zu seiner Mutter an den Tisch setzte, spürte er, dass Anne einige Fragen auf dem Herzen lagen. Er umklammerte seine Gabel ein wenig fester und hob den Blick, um sie anzusehen.
"Was gibt's, Mum?"
"Du kannst mir alles erzählen, das weißt du, oder?", fragte seine Mutter sanft, ihre Augen sahen direkt in seine, als versuchten sie dort die Wahrheit herauszufinden. Die Wahrheit über was? Wusste sie, dass er schwul war? Wollte sie wissen, wer Louis war? Oder ahnte sie vielleicht sogar, dass er auf Louis stand? Weil Harry nicht antwortete, seufzte Anne und versuchte es erneut. "Na gut, wenn du nicht von dir aus reden willst, werde ich eben beginnen. War das der Junge von dem zu letztens gesprochen hast? Der, zu dem du nach der Schule gegangen bist?"
Harry nickte bloß und schob sich eine Portion Kartoffelbrei in den Mund. Er war zu nervös, was jetzt kommen würde, als dass er ein Wort hätte hervorbringen können.
"Er wirkte sehr nett. Hübscher Junge", meinte Anne und als der Lockenkopf darauf nicht ansprang, beschloss sie wohl sehr viel direkter zu werden. "Seid ihr zusammen?"
Nun verschluckte sich Harry an seinem Essen. Er hustete eine Zeit lang, und noch ein bisschen länger, um Zeit zu gewinnen. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, sind wir nicht", sagte er und klang ein wenig vorwurfsvoll. Und diese Frage stellte seine Mutter! Wie peinlich.
Anne sah sogar ein klein wenig enttäuscht aus, wenn er es sich nicht nur einbildete. "Aber du magst ihn sehr, oder?", fragte sie und Harry wollte sie nicht anlügen. Er sah seine Mum einfach nur an, und sie schien es zu verstehen.
"Wer weiß", meinte sie zu ihrem Sohn. "Vielleicht mag er dich ja auch, genauso."
Das wäre zu schön. Und vielleicht, vielleicht war es ja sogar wahr. Louis schien ja derzeit im Zweifel zu sein. Womöglich würde er ja doch eingestehen, dass er auf Jungs stand. Aber es konnte ebenfalls sein, dass Louis sich dagegen entschied. Weil Harry keine Lust hatte weiter darüber nachzudenken, erzählte er seine Gedanken nicht. Stattdessen schob es sich noch mehr Kartoffelbrei in den Mund.

"Du weißt doch, dass deine Schwester nächsten Freitag zurückkommt. Es wäre ganz nett, wenn du an dem Abend etwas mit ihr unternehmen könntest. Vor allem, wo sie doch am Montag wieder für eine Woche weg ist", wechselte seine Mutter das Thema und Harry spitzte die Ohren. Gemma hatte einige Tage lang eine Freundin besucht und würde nach dem Wochenende als Hilfskraft bei einer sozialen Freizeitfahrt teilnehmen. Natürlich würde Harry etwas mit ihr unternehmen wollen. Da gab es nur ein Problem. "Aber an dem Tag findet eine Party von der Fußballmannschaft statt", gab er zu Bedenken.
"Du spielst doch gar kein Fußball", entgegnete Anne verwirrt.
"Ja, aber Louis hat mich eingeladen", erklärte er und seine Mutter schien zu verstehen wie sehr er sich darüber freute. Sie stimmte ihm zu, zu dieser Party zu gehen.
"Aber es wäre schön, wenn du Gemma dorthin mitnehmen könntest."

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560 Worte
/17.02.2018\

You Don't Know You're Beautiful | Larry AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt