Pferde sind was für Mädchen! Oder...?

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Ich verstand beim besten Willen nicht, was die Mädels am Reiten alle so toll fanden. Auch Rotzbakke, Fischbein und Taffnuss sahen wenig begeistert aus, als wir von unseren Freundinnen dort hin geschliffen wurden. Nur widerwillig und auch nur, weil Lyra mich mit Hundeblick darum gebeten hatte, habe ich mich breitschlagen lassen, in den öden Reitstall zu gehen. Fischbein, der mit Larissa zusammen war, zeigte wenigstens etwas Interesse, doch Rotzbakke, welcher der Freund von Raffnuss war, stichelte jetzt schon über alles Mögliche und Taffnuss war seltsam still. "Taff, was ist los?", fragte ich ihn und fuhr mir einmal durch die braunen, wuscheligen Haare. Taffnuss sah auf und biss sich auf die Lippe, ehe er sich verstohlen umsah und sich dann im Gehen zu mir rüber lehnte. "Ich habe Schiss vor diesen Viechern!", gestand er mir im Flüsterton, damit die Anderen ihn nicht verstanden und sich womöglich über ihn lustig machten. "Hicks!", riss mich Lyras Stimme aus dem 'Gespräch' und ich wandte mich zu meiner Freundin, die mich freudestrahlend ansah. "Gleich lernst du Prinz kennen!", quiekte sie schon fast und ich zwang mir ein Lächeln auf. Am Stall angekommen führte sie mich zu einer Box, in der ein recht großes Pferd stand. Es war braun und hatte so einen weißen Streifen auf dem Gesicht. "Das ist Prinz!", strahlte Lyra und ich streckte meine Hand durch das Gitter. Das Pferd, oder besser gesagt Prinz, beachtete mich nicht, er starrte einfach nuf auf den Apfel, den Lyra hervorzauberte. Grummelnd zog ich meine Hand wieder durch die Gitter und sah dem Pferd dabei zu, wie es knackend den Apfel zerbiss. "Wie unterscheidest du ihn von den Anderen?", fragte ich meine Freundin verwirrt darüber, dass sie ihn so gut erkennen konnte. Verblüfft sah sie erst mich, dann den Gaul an. "Er ist ein Fuchs und hat eine Blesse, abgesehen davon erkennt man sein Pferd einfach!", versuchte sie mir zu erklären.

"Achte mehr darauf, Schenkelhilfen zu benutzen und nicht gleich am Zügel zu zerren!", rief die Reitlehrerin, während sie in der Mitte stand und ein Haufen pferdebegeisterter Mädchen kreuz und quer durch die Halle ritten. Ich wunderte mich echt, wieso die Lehrerin nicht umgeritten wurde, aber offenbar gab es so etwas wie ein System. Fischbein, Rotzbakke und Taffnuss sahen wenig begeistert drein und da beschloss ich, mich auf dem Hof ein wenig umzusehen.

Ich trat ins gleißende Sonnenlicht und entdeckte prompt ein wirklich hübsches, blondes Mädchen, was am Gatter des Reitplatzes stand und einem schlaksigen Jungen auf einem weißen Pferd beim Reiten zusah. Als sie meine Anwesenheit bemerkte wandte sie den Kopf in meine Richtung und sah mich aus Ozeanblauen Augen an. Ich starrte sie für einen Moment einfach nur an und wusste nichts zu sagen, ehe ich mich fing und rot wurde. "Hey, ähm, reitest du auch?", stotterte ich und fuhr mir peinlich berührt durch die Haare. "Nein, ich verstehe echt nicht, was alle, und vorallem mein Bruder, daran so toll finden!", beklagte sie sich und ich grinste. "Geht mir genauso! Ich bin Hicks!"
Nach einem kurzem Smalltalk brachte ich in Erfahrung, dass die Schönheit Astrid hieß, ehe ich weiter schlenderte. Plötzlich war ich verdammt gut gelaunt und musste andauernd an Astrid denken, bis ich erkannte, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wohin ich gelaufen bin. Ich stand am Rande eines Feldes und hatte den Reitstall weit hinter mir gelassen. Oh nein, Astrid hat dir echt den Kopf verdreht, meckerte sogleich meine innere Stimme und ich seufzte ergeben. Ja, das hatte sie. Ich stand nahe eines Waldes und spazierte etwas hinein.
Plötzlich zerriss ein Wiehern die Stille und ich fuhr herum. Da tauchte ein nachtschwarzes Pferd mit strahlend grünen Augen auf und sah mich an. Ich wandte mich ihm langsam zu, denn ich hatte Angst es zu verjagen. "Hey Kleiner", sagte ich leise und streckte behutsam eine Hand aus. Zaghaft streckte er den Hals nach meiner Hand aus und schnupperte ihe. Die Tasthaare kitzelten und ich spürte den warmen Atem auf meiner Haut. Ich fühlte mich seltsam verbunden mit dem Tier und trat langsam einen Schritt näher ran. Behutsam strich ich dem Rappen durch das glänzende Fell und er ließ es geschehen.

Es bedurfte keine Worte, wir verstanden uns auch so. Als ich losging folgte er mir. Und als ich joggte galoppierte er hinter mir her. An einer Lichtung hielten wir an und ich sah mich überwältigt um. Der Rappe zog große Kreise um mich, bis er an einem Baumstumpf stehen blieb. Zögerlich stemmte ich mich auf den Stumpf und zog mich dann ächzend auf seinen Rücken. Ich krallte mich in seiner Mähne fest und langsam ging er über die Lichtung. Irgendwann wurde er jedoch verdammt schnell und ich hatte Mühe mich festzuhalten, zumal ohne Sattel zu reiten als Junge nicht gerade bequem ist.

Seit einigen Monaten ging ich jeden Tag in den Wald und traf dort den Rappen. Ich zeigte ihm niemanden und wir waren praktisch die besten Freunde. Da er keine Schneidezähne hatte, habe ich ihn Ohnezahn getauft. Er war frei und ich zwang ihn zu nichts.
Zugebenermaßen war ich nicht mehr mit Lyra zusammen. Ich hatte mich von ihr getrennt, da ich Astrid immer öfter sah und Gefühle für sie entwickelt habe. Um Lyra nicht anzulügen, habe ich rechtzeitig mit ihr Schluss gemacht. Tja, doch leider hatte Astrid neuerdings einen Freund und offentsichtlich kein Interesse an mir. Doch mit Ohnezahn an meiner Seite war ich mehr als glücklich, also war so gesehen alles bestens.

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt