The Beauty and the Beast

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"Du musst ihn freilassen!", flehte ich, als ich meine Sprache wiederfand. "Er wollte nur eine Rose für mich!"
Der große, schwarze, auf vier Beinen stehende Drache sah mich aus kalten, grünen Augen an und trat wieder in den Schatten der Dunkelheit. Nur das Funkel der großen Augen verriet seine Anwesenheit. Ich stand hier in einem Turm mit einem leibhaftigen Drachen, der meinen Vater einen Dieb nannte und ihn gefangen hielt. "Dann gewähre mir wenigstens einen Abschied", sagte ich und sah bedrückt zu meinem Vater, der sich an das kalte Gitter klammerte und mich besorgt ansah. Der Drache trat wieder hervor, stellte sich auf die Hinterbeine und drückte einen Hebel runter, durch den das Gitter aufschwang. Ich fiel meinem Vater um den Hals und er drückte mich an sich. "Pass auf dich auf", flüsterte er und ich nickte an seine Schulter. "Ich werde entkommen, versprochen!", murmelte ich, ehe ich meinen entsetzten Vater aus der Zelle stieß und die Tür krachend ins Schloss fiel. Der Drache sah mich kurz an, ehe er meinen Vater davonzerrte.

Nach etlichen Stunden öffnete sich die Tür und ich sprang auf. Mein Kampfgeist war geweckt, immerhin war ich eine Wikingerin. Ein Helm baumelte an dem Hebel und sah mich aus eisernen Augen an. "Du- Du lebst!", stotterte ich. Der Helm grinste und mir verschlug es die Sprache. Erst Drachen, jetzt auch noch Gegenstände! Ich stürzte aus der Zelle und griff nach einer Axt. "Das war's, ich bin raus!", sagte ich entschlossen, ehe mir auffiel, das die Axt mich anstarrte. Vor Schreck ließ ich sie fallen, was sie mit lautem Geschimpfe quittierte. "Tschuldige", murmelte ich und hob sie wieder auf. "Ich muss hier weg!" Der Helm und die Axt wechselten einen Blick. "Das geht nicht!", mischte sich plötzlich ein Morgenstern ein und ich fragte mich, ob hier die ganze Waffenkammer lebendig war. "Mir egal, ich komme hier schon raus", sagte ich und rannte dann los. Die Wendeltreppe hinunter, bis ich auf einen Flur kam und von dort in einen Saal. Da kam der Drache mit einem riesigen Satz an und landete vor mir, er schoss einen blauen Blitz auf die Tür. "Wie bist du rausgekommen!?", grollte er. Furchtlos sah ich ihn an. "Durch die Tür. Die von einem Helm geöffnet wurde!" Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich sprintete plötzlich los. Ich sprang über seinen Schwanz, wobei mit auffiel, dass er nur eine Flosse hatte und rannte dann zu der Tür, doch der Trümmerhaufen erlaubte es mir nicht hindurchzugehen. Ich drehte mich wieder zu dem Drachen, der diabolisch grinste. Meine Hände tasteten sich zu den Trümmern und ich griff nach einem Stein. Je näher der Drache kam, desto angespannter wurde ich, ehe ich den Stein auf ihn schleuderte. Der Drache brüllte und sah mich hasserfüllt an. Ich stürmte zu einem Fenster und riss es auf, während ich auf die Fensterbank kletterte, kopfüber raussprang und mich draußen abrollte. "Tötet sie", brüllte der Drache und ich wurde von unzähligen Waffen verfolgt. Ich schwang mich auf den Rücken von Sturmpfeil, meinem Pferd, und spornte es an.
Wir galoppierten auf das Tor zu, durchritten es und wurden prompt von hungrigen Wölfen empfangen. Ein Plasmablitz verscheuchte die Meute und ich drehte mich im Sattel um. "Wieso?", rief ich der Bestie entgegen. "Weil nur ich dich töten darf!", erwiderte er grimmig und ich wendete mein Pferd. "Nein, ich meine wieso du so hasserfüllt bist!" Kurz zeichnete sich Verwirrung in seinem Gesicht ab, ehe seine Züge sich entspannten und er nachdenklich auf den Boden starrte. "Ich bin einsam", sagte er dann. "Na welch Wunder, wenn du deine Gäste so behandelst", rutschte es mir raus und sein Blick wurde schlagartig finster. Und da fasste ich einen Entschluss. Ich rutschte von Sturmpfeils Rücken und ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Ich möchte dich kennenlernen", sagte ich und der Drache starrte mich entgeistert an. Er öffnete das Maul um etwas zu sagen, schloss es aber wieder und ging wortlos zum Schloss zurück. Sturmpfeil und ich folgten ihm und so änderte ich alles.

Es sind einige Monate vergangen. Der Drache und ich waren ein Paar, besser gesagt Hicks und ich, denn der Fluch war gebrochen und er wieder ein Mensch, was im Übrigen auch für die zahlreichen Waffen galt. Hicks war ganz anders als der bösartige Drache, den ich anfangs kennelernen musste. Und so sahen wir gemeinsam in eine glückliche Zukunft, auch wenn ich das Fliegen vermissen würde.

Bis zu dem Tag, an dem Hicks einen schwarzen Drachen entdeckte und uns plötzlich ganz neue Welten geöffnet wurden.

HTTYD - One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt