»Ich habe solche Angst um dich gehabt«, flüsterte er gehetzt. »Die Sonnenanbeterinnen sind eine nach der anderen ins Lager zurückgekehrt, doch von dir fehlte jede Spur...« Er schloss seine Augen für einen kurzen Augenblick, um sich zu beruhigen, schätzte ich, und sah mich dann noch durchdringender an. »Es ist in Ordnung, wenn du weggehst, aber bitte«, flehte er, »bitte, gib mir einfach Bescheid, wohin.«

Ich stöhnte leise auf. »Verzeih, ich-«, ich schaute ihn geknickt an, »Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass du dir um mich Sorgen machen könntest. Ich bin so egoistisch.« Wie früher, dachte ich. Als ich mich dem strikten Ausgehverbot widersetzt hatte und trotzdem am Ufer des Ashbrook Rivers umherspaziert war, ungeachtet der Risiken. Damals hatte ich allerdings keine Menschen in meinem Leben gehabt, denen wahrhaftig etwas an mir lag. Ich war eine rücksichtslose Närrin.

»Schon in Ordnung«, flüsterte er leise und lächelte mich an, worauf er mich fest an sich zog.

Ich bekam nur noch mit, dass Dinara sich klammheimlich davonmachte, ehe Jeremias Lippen weich und verlangend auf meinen lagen und jegliche Schuldgefühle, die sich meiner bemächtigt hatten, in Sekundenschnelle verblassten und einer anderen Empfindung Platz machten. Meine Hände fanden den Weg in sein dunkles, zerzaustes Haar und richteten ein noch größeres Durcheinander an. Er stöhnte leise in meinen Mund, als ich meine Hände an seinen Seiten hinabgleiten ließ und zärtlich in seine Unterlippe biss.

Er löste sich von mir und sah mir mit einer solchen Glut in die Augen, dass mir schwindelig wurde. Dann küsste er meine Mundwinkel, anschließend meinen Kiefer und dann meinen Hals, langsam und voller Inbrunst, als würde ich nicht zitternd unter ihm liegen und vor Verlangen förmlich vergehen. »Jeremia«, klagte ich atemlos und zog ungeduldig an seinem Hemd.

Jeremia hingegen grinste nur und schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Wie bitte?«

Er stand schwerfällig auf und reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen. Ich schlug sie beleidigt aus und erhob mich, ohne seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. »Das kannst du gut, nicht? Frauen um den Verstand bringen und sie dann auf dem Boden liegen lassen.«

Das war tatsächlich schon so passiert.

Er musste grinsen. »Ich wollte dir doch aufhelfen.«

»Mistkerl«, stieß ich hervor.

Er lachte. Und dieses wundervolle, herzerwärmende Geräusch erinnerte mich wieder daran, dass es weit Wichtigeres gab, als meine Wut auf Jeremias grundlose Eifersucht -  nämlich sein Glück und unsere Liebe, so zerbrechlich diese auch sein mochte. 

Sie würde wachsen. Genau wie wir. 

Er nahm meine Hand in die seine und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich genoss das Gefühl von Wärme und Geborgenheit, das diese simple Geste begleitete und lächelte leise in mich hinein.
»Jeremia?«

»Ja?«

»Dir ist bewusst, dass das unsere letzte Chance war, oder?«, fragte ich. 

»Nein«, erwiderte er ernst. »War es nicht. Nach dem Krieg werden wir noch genug Zeit dafür haben, uns aneinander zu erfreuen. Ein ganzes Leben.« Er sah mich von der Seite an, wahrscheinlich um meine Reaktion abzuschätzen. Dann sprach er weiter, allerdings leiser. »Ich weiß, dass es zu früh ist und deswegen erwarte ich auch noch keine Antwort von dir. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich vorhabe, dich zu meiner Frau zu machen. Margaret hätte gewollt, dass ich mich neu verliebe und eine Familie gründe. Und genau das habe ich vor. Mit dir. Natürlich nur, wenn du das auch willst.«

Ich starrte ihn an, vollkommen verblüfft und betrachtete fasziniert, wie seine Wangen dunkler wurden. Jeremia Mahoney hatte in meiner Gegenwart niemals zuvor so verletzlich und nervös ausgesehen wie in jenem Moment. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn einmal sanft auf den weichen Mund, den ich so liebte.
»Darüber brauche ich nicht nachzudenken. Meine Antwort lautet Ja.«

BORN TO BURN (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt