Kapitel 5

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Jakub fragte sich, wie so etwas möglich war. Er war sich zu 100% sicher, dass jemand gegen die Scheibe geschlagen hatte. Aber wo war derjenige nun? Im gleichen Raum wie er war er jedenfalls nicht.
Vorsichtig machte Jakub einige Schritte in Richtung Tisch. Dort lag noch immer seine Waffe. Er griff danach und streckte sie gleich wieder vor sich; genauso wie er es bei der ersten Untersuchung des Hauses gemacht hatte. Er drehte sich langsam und vorsichtig um seine eigene Achse und kontrollierte seine Umgebung. Als nächstes schlich er behutsam in Richtung der großen Fenster, um in den Garten schauen zu können. Und da war er. Jakub hatte seinen Angreifer gefunden.

Ein toter Vogel lag auf der Terrasse. Gleich unter dem Fenster. Jakub musste über sich selber lachen und schüttelte ungläubig den Kopf.
"Was bist du nur für ein Weichei, Zjawinski?!", fragte er sich selbst in einem rauen Ton.
Mit dem Ärmel seines Hemdes wischte er sich die Schweißperlen von der Stirn. Zudem hörte er schlagartig auf, zu zittern.
Jakub begriff allmählich, weshalb solche Operationen gewöhnlich in Teams durchgeführt wurden. Aber sein eigenes Team konnte er vergessen; also konnte er nur alleine weiterermitteln. Er würde von nun an Nerven wie Drahtseile haben müssen, um die entscheidenden Hinweise finden zu können. Jede Art der Angst musste aus seinem Körper verschwinden.

Jakub schüttelte sich noch einmal und beschloss, konzentriert weiterzusuchen. Er ging in den Flur. Hier würde er nicht viel durchsuchen können. Ein Spiegel hing an der Wand. Daneben eine kleine Garderobe, die jedoch leer war. Mehr gab es im Flur des Hauses nicht zu sehen. Jakub wollte sich nicht die Mühe machen, den Spiegel von der Wand zu reißen; zumindest nicht bevor er das obere Stockwerk durchsucht hatte.
Also ging er mit vorsichtigen Schritten die alte Holztreppe hoch. Unter seinen Füßen krächzten die Bretter und der Staub wirbelte aus den kleinen Teppichen, die jede einzelne Stufe zierten. In der Stille, die in dem alten Haus herrschte, empfand Jakub das Krächzen der Bretter als ohrenbetäubenden Lärm. Doch er hatte einen Job zu erledigen, weshalb er die unangenehmen Geräusche, die seine Armbehaarung zu Berge stehen ließen, gekonnt ignorierte.
Als er das Ende der Treppe erreichte, bog er gleich rechts ab. Er landete in einem Schlafzimmer. Er war vorhin, als er das ganze Haus nach Menschen abgesucht hatte, bereits in diesem Raum gewesen. Dennoch erschien er ihm völlig fremd. Er sah ein großes Bett - ein Ehebett. Der Bettwäsche nach zu urteilen das Ehebett eines Pärchens jenseits der 80 Jahre. Dunkelbraun. Dunkelbraun mit einer großen orangen Blume darauf. Am Fußende lag etwas, das aussah wie eine Tagesdecke. Sie war ebenfalls dunkelbraun und hatte Fransen an all ihren Enden.
Das Bett wirkte frisch bezogen, aber es sah nicht so aus, als hätte hier jemand in den vergangenen Wochen geschlafen. Woran Jakub genau festmachte, dass hier lange niemand geschlafen hatte, wusste er selbst nicht so recht, aber er war sich sicher. Und Außerdem beruhigte ihn der Gedanke, dass dieses Haus anscheinend absolut unbewohnt war.

Bis sich - noch bevor er seinen Gedanken zu ende gedacht hatte - ein Schlüssel im Haustürschloss herumdrehte. Jakub konnte die Haustüre nicht sehen, aber eine Haustür und ihr Schloss hatten einen solch markanten Klang, dass es keine Zweifel gab. Diesmal spielte ihm sein Gehör keinen Streich. Jakub bekam Besuch!

Zwischen alten Decken Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ