Kapitel 9

108 21 16
                                    

Ich wurde davon wach, dass jemand an meine Tür klopfte.
Kurz überlegte ich, ob ich es einfach ignorieren sollte.
Mein Körper fühlte sich an, als hätte ich die ganze letzte Woche von morgens bis abends Tanzstunden gehabt.
Das hatte ich einmal gemacht, und danach geschworen es nie wieder zu tun.

Das Klopfen kam erneut, noch kräftiger als zuvor.
Ich stöhnte.

"Komm doch einfach rein!"
Die Heilerin benahm sich seltsam. Selbst wenn sie, verständlicherweise, wegen gestern Abend wütend war, so musste sie sich doch nicht direkt so weit distanzieren.

Aber es war gar nicht Ava, die ihren Kopf durch die Tür steckte.
Es war Darragh.
Auf seinem Gesicht lag ein breites Grinsen, als er meine Reaktion beobachtete.

Erschrocken hatte ich meine Decke bis zum Kinn hoch gezogen und saß nun aufrecht im Bett.
Dann besann ich mich darauf, dass ich ziemlich albern aussehen dürfte.
Also ließ ich die Decke sinken und zwang meine Finger dazu, den Stoff loszulassen, den ich vorher fest umklammert gehalten hatte.

"Was wollt Ihr von mir?"

Nicht unbedingt höflich, aber schließlich war er einfach so in mein Zimmer geplatzt.
Der oberste Kriegsherr schien nicht besonders bekümmert von meinem schroffen Tonfall.
Wenn möglich, wurde sein Lächeln sogar noch breiter.

"Ich hole dich. Der Lord hat nach dir verlangt."

Mir war die fehlende Höflichkeitsformel nicht entgangen, aber der weit größere Teil meines Gehirns war damit beschäftigt, sich alle möglichen unschönen Dinge vorzustellen, die mir blühen könnten.

Mein Gesichtsausdruck verriet wohl meine Anspannung, denn der frustrierend gut gelaunte Fae vor mir lachte laut auf.

Ich stöhnte innerlich. Warum konnte er nicht einfach wieder verschwinden?

"Wo ist Ava?", wollte ich wissen.

Er zuckte nur mit den Schultern.

"Anderweitig beschäftigt, vermute ich."

Ja, oder sie wollte wirklich nichts mehr mit mir zu tun haben.
Der Gedanke tat mehr weh, als ich gedacht hätte. Vor allem in Anbetracht dessen, dass ich sie erst seit etwa zwei Wochen kannte. Plus oder minus ein paar Tage; die Zeit hier floss ineinander und formte irgendwie eine unübersichtliche Masse.

"Möchtest du vielleicht beginnen, dich umzuziehen? Lorcan hat etwas von 'schnell' gesagt, weißt du?"

Ich war fasziniert.
Sowohl davon, dass er den Lord so vertraut mit Namen ansprach.
Und von seiner völligen Respektlosigkeit mir gegenüber.

"Ich bin deine Lady, weißt du?"
Ich gab mir alle Mühe seinen Ton nachzuahmen.

Darragh legte den Kopf schief und betrachtete mich eindringlich.

"Du", er verschränkte beide Arme vor der Brust, "bist das Wintergör, das gestern im Begriff war, die gesamten Herbstländer zu verraten."

Wie bitte?

"Also jetzt hör mir mal zu. Ich wurde gestern angegriffen. Und davor wurde ich behandelt wie eine Aussätzige.
Meinst du, ich höre nicht, wie sie über mich reden?
Denkst du, ich wäre hier, wenn ich eine andere Wahl hätte?
Ich wäre auch lieber -"

"Was du sagst, ist mir gleichgültig. Für mich bist du ein Wintergör. Ob du nun deine Erinnerungen verloren hast, oder nicht."

Autsch, das tat weh. Und dabei war ich ja noch nicht mal ...

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Feb 16, 2018 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Gewünscht-Band 1-Herbst #TeaAward2018 #magicheartawards2018 #dreamaward2018Where stories live. Discover now